DAS müssen Sie wissen
Mehr Fälle, neue Varianten: Was droht uns im Corona-Herbst?
Wie wird der Corona-Herbst? Kehrt die Pandemie zurück? Und könnten uns neue Virus-Varianten gefährlich werden? Wir beantworten alle Fragen zur neuen Saison.

Deutschland genießt die letzten Sommertage – und auch wenn das Wetter in diesem Jahr Kapriolen schlägt, ist klar: Der Herbst steht vor der Tür. Denn in weniger als einer Woche beginnt der September. Und dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir auch wieder mitten in der Erkältungs- und Grippesaison stecken. Nur: Wie wird der Corona-Herbst? Kehrt die Pandemie zurück? Und könnten uns neue Virus-Varianten gefährlich werden?
Seit Monaten gilt die Pandemie offiziell als beendet – und Corona scheint nur noch ein düsterer Fleck im Ablauf der vergangenen Jahre zu sein. Masken trägt niemand mehr, die Impfungen scheinen längst vergessen, Hygiene-Regeln braucht scheinbar kein Mensch. Aber: Wenn der Herbst kommt, könnte das Thema Corona schnell wieder allgegenwärtig sein.
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Der Vorteil: Experten glauben, dass die Deutschen noch immer gut aufgestellt sind, wenn es um die Grundimmunität geht – dank Impfungen und bereits geschehenen Infektionen. Trotzdem kann man sich noch anstecken, auch wenn der Verlauf dann nicht so schwer ausfallen wird und ein Aufenthalt in einer Klinik vermutlich nicht nötig ist.
Corona im Herbst: Wie ist die gegenwärtige Lage?
Seit etwa sechs Wochen steigt laut Robert-Koch-Institut (RKI) die Zahl der im Labor bestätigten Corona-Nachweise. In der vergangenen Woche waren es knapp 4000 Fälle bundesweit. Das Niveau ist somit sehr niedrig, aber auch kaum mehr direkt vergleichbar mit Werten aus der Pandemie, als viel häufiger getestet wurde. Für Experten ist klar, dass es eine hohe Dunkelziffer an Infizierten gibt. „Wir sehen kaum noch Covid-Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen, allerdings gab es in den letzten Monaten auch kaum nennenswerte Infektionen in der Bevölkerung“, sagt der Intensivmediziner Christian Karagiannidis.
Die Patientenzahlen seien überhaupt nicht vergleichbar mit Spitzenwerten aus Pandemiezeiten, als bis zu 6000 Corona-Infizierte gleichzeitig versorgt wurden. Deshalb gebe es gerade keinen Grund für Panik, eigentlich seien wir in der epidemischen Phase, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. „Aber wir sind immer noch nicht auf dem Schnupfen-Niveau, wir sind auf dem Grippe-Niveau.“ Es könne sein, dass man mit Covid-19 ein paar Tage ausfalle.

Welche neuen Corona-Varianten gibt es?
Das eigentliche Problem des Virus war auch während der Pandemie: Es mutiert ständig, entwickelt neue Varianten. Entscheidend ist nun die Frage, ob womöglich doch noch mal eine Variante entsteht, die unser Immunsystem wieder richtig austricksen kann. „Bisher habe ich keine neue Variante gesehen, bei der ich Bauchschmerzen kriegen und zu besonderer Wachsamkeit mahnen würde“, sagt Watzl. Auch das RKI sieht bisher keine Hinweise auf eine höhere Krankheitsschwere.
Vor allem zwei neue Abkömmlinge von Omikron sind gerade besonders im Blick. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte zunächst EG.5, auch Eris genannt, zu einer von nunmehr drei „Virusvarianten von Interesse“ hoch. Wegen des Wachstumsvorteils und Immunflucht-Eigenschaften könnte EG.5 laut WHO wieder für mehr Fälle sorgen und in einigen Ländern oder sogar weltweit dominant werden. Deutlich stärker mutiert ist die neue Variante BA.2.86. In Deutschland ist BA.2.86 laut RKI noch nicht nachgewiesen. Sie soll sich allerdings wesentlich schneller und stärker verbreiten – und einen großen Schritt in der Entwicklung des Virus darstellen.

Corona im Herbst: Wird es eine neue Welle geben?
Prognosen über den Verlauf von Grippe- und auch Corona-Wellen sind schwierig. Viren entwickeln sich weiter. Der Zeitpunkt und das Ausmaß ihrer Zirkulation werden zudem von vielen verschiedenen Parametern beeinflusst, wie das RKI erklärt. Allerdings habe auch Corona bislang insbesondere im Herbst und Winter starke Erkrankungswellen verursacht. „Deshalb ist auch künftig mit einem Anstieg der Fallzahlen in diesen Jahreszeiten zu rechnen“, teilte das RKI mit.
„Wir werden weiter ein gewisses Auf und Ab erleben“, meint der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb. Doch solange keine gänzlich andere Variante entstehe, sehe er keine neue pandemische Situation. „Aber wachsam müssen wir schon bleiben.“ Was die Intensivstationen betrifft, so rechnet Karagiannidis in den kommenden Monaten „immer wieder mit einzelnen Fällen, vor allem bei immungeschwächten Patienten, allerdings in keinster Weise vergleichbar mit der Pandemie“.
Corona im Herbst: Sollte ich mich wieder impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nur noch bestimmten Gruppen Auffrischimpfungen, vorzugsweise im Herbst und ähnlich wie beim Grippeschutz. Dazu gehören etwa Menschen ab 60 Jahre, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten, Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Angehörige von Risikopatienten. Mindestens zwölf Monate sollen in der Regel seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein. Gesunden Erwachsenen unter 60 Jahren und Schwangeren wird dies nicht mehr empfohlen. Grundimmunisierung und Booster empfiehlt die Stiko auch nicht mehr für gesunde Säuglinge, Kinder und Jugendliche.
Wie kann ich mich noch vor Corona schützen
Es gibt immer noch Menschen, die auf Schutz angewiesen sind. Das RKI rät neben einem Impfschutz gemäß Stiko-Empfehlung: bei einer akuten Atemwegsinfektion drei bis fünf Tage zu Hause bleiben, Kontakte möglichst reduzieren, in die Armbeuge husten und niesen und regelmäßig die Hände waschen. „Besondere Vorsicht geboten ist bei einem Kontakt mit Personen, die durch einen schweren Verlauf von Atemwegsinfektionen gefährdet sind“, hieß es. Für immungeschwächte Patienten seien neben Auffrischimpfungen auch Masken bei Corona-, Grippe- und RSV-Wellen und ein früher Therapiebeginn wichtig, sagt Karagiannidis.

Corona im Herbst: Kann man alte Tests noch benutzen?
Bei typischen Symptomen kann man sich laut Leif Sander von der Charité in Berlin weiterhin zu Hause testen. „Antigentests auch aus dem letzten Jahr können weiterhin genutzt werden, solange ihr Haltbarkeitsdatum nicht überschritten ist und sie bei der empfohlenen Temperatur gelagert wurden.“ Es gebe bisher keine Hinweise, dass die herkömmliche Virusdiagnostik durch die neuen Varianten beeinträchtigt werde.
Der Immunologe Watzl gibt zu bedenken, dass Sars-CoV-2 nicht mehr verschwinde und dass Infektionen in der jetzigen Phase für Immungesunde ein Auffrischen der Immunität bedeuteten. „Würde man das Virus für mehrere Jahre auf ein ganz niedriges Niveau zurückdrängen, dann drohen am Ende wieder mehr schwere Erkrankungen, weil Menschen das Virus jahrelang nicht gesehen haben“, sagt er. Zu viel Schutz könne somit auch kontraproduktiv sein. Das Risiko von Langzeitfolgen sei zwar nicht verschwunden, Long Covid könne man auch nach einer zweiten Corona-Infektion bekommen. Aber man werde dahin kommen, dass das Risiko auf einem ähnlichen Niveau liege wie bei anderen Infektionskrankheiten.