Mega-Shitstorm nach Hetze bei Skandal-Fasching: Verspielt die Sächsische Schweiz HIER ihre Zukunft?
„Wie eine Gegend trotz großartiger Landschaft ihre Zukunft verspielt“: Einer von vielen Kommentaren auf Twitter.
Anders als in Berlin ist der Fasching in vielen Teilen Ostdeutschlands noch lebendig. Unter anderem in der Sächsischen Schweiz wird er mit Straßenumzügen begangen. Szenen vom gerade im dortigen Städtchen Prossen stattgefundenen Faschingsumzug drohen nun, die gesamte Region in Verruf zu bringen. Lokalpolitiker fürchten inzwischen, dass Besucher die vom Tourismus abhängige Region in Zukunft meiden.
Indianer auf „Asyl-Ranch“ martern LGBTI: hämische Anspielung auf Cancel-Culture-Debatte
Für Entsetzen sorgt vor allem eine Szene um einen Faschingswagen, der von mehreren Zeugen dokumentiert wurde und in den sozialen Medien zirkuliert. Der Motto-Wagen trägt die Aufschrift Asyl-Ranch. Mit Indianer-Kostümen bekleidete Feiernde tun so, als hätten sie eine Person in Regenbogenfarben an den Marterpfahl gebunden.
Diese abstoßende Szene, über die der Berliner KURIER und andere Medien am Mittwoch berichtet hatte, schlägt hohe Wellen. Am deutlichsten formuliert es der Dresdner Stadtrat Stefan Engel auf Twitter: „Wie eine Gegend trotz großartiger Landschaft ihre Zukunft verspielt.“
Der SPD-Politiker spielt darauf an, dass diese hämische Anspielung an erhitzte Diskussionen des vergangenen Sommers um vermeintliche Cancel Culture vor allem jüngere Leute verschreckt. Damals war von angeblicher Zensur gegen Karl-May-Bücher und ein vermeintliches Verbot des Wortes Indianer die Rede, angeheizt von der politischen Rechten und der Bild-Zeitung. Die Person am Marterpfahl spielt offensichtlich auf LGBTI an, was angesichts von tagtäglichen Übergriffen gegen schwule, lesbische, Trans- und Inter-Personen von vielen als unfassbare Provokation aufgefasst wird.
„Wer will da noch hinziehen?“: 41 Prozent haben Sächsische Schweiz schon verlassen, Touristen werden verschreckt
Stadtrat Stefan Engel fragt angesichts der rechten Hetze: „Wer will da noch hinziehen?“ Bad Schandau, zu dem Prossen gehört, habe seit der Wende bereits 41 Prozent der Bevölkerung verloren. Fast ebenso groß innerhalb der dort noch lebenden Menschen war der AfD-Anteil bei den Bundestagswahlen: Mit 37,1 Prozent erhielt sie mit Abstand die meisten Stimmen vor allen weiteren Parteien.
Der Vorfall wurde inzwischen auch von ausländischen Medien aufgegriffen und droht so überdies noch Touristen zu verschrecken. Unter den User-Kommentaren sind viele nachdenklich, so ein Tweet der Aktivistin Julia Monro, verfasst auf dem Weg zu einer Veranstaltung für Opfer queerfeindlicher Gewalt – anlässlich der zahlreichen queeren NS-Opfer, die in Konzentrationslagern vergast wurden.