Flammen schlagen aus einem Wohnkomplex in voller Breite. Im Essener Westviertel steht seit dem frühen Montagmorgen ein ganzer Wohnblock in Flammen.
Flammen schlagen aus einem Wohnkomplex in voller Breite. Im Essener Westviertel steht seit dem frühen Montagmorgen ein ganzer Wohnblock in Flammen. Stephan Witte/KDF-TV/dpa

Es sind dramatische Bilder, die am Montagmorgen aus Essen um die Welt zogen: Ein riesiger Wohnkomplex mit rund 50 Wohnungen und 100 Einwohnern stand lichterloh in Flammen. Windböen von Sturm „Antonia“ fachen den Brand zusätzlich an. Was angesichts der Bilder an ein Wunder grenzt: Nur drei Menschen wurden verletzt. Todesopfer soll es keine geben.

Zerstörter Wohnkomplex in Essen am Morgen nach dem Brand
Zerstörter Wohnkomplex in Essen am Morgen nach dem Brand AFP/Ina Fassbender

S0 ein gewaltiges Feuer habe die Essener Feuerwehr noch nicht erlebt. Ein Sprecher bestätigt, dass etwa 100 Personen aus dem Komplex in Sicherheit gebracht wurden. Das entspreche etwa der Anzahl der Menschen, die dort leben. NRW-Innenminister Reul bestätigte am Montagmittag: „Vermisst wird niemand, aber es kann natürlich trotzdem noch jemand drin sein.“ Das Problem, noch immer könnten Feuerwehrleute wegen der Statik des Gebäudes nicht alle Räume betreten.

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Nach Angaben der Feuerwehr wurde um 2.15 Uhr Alarm ausgelöst. Rund 150 Einsatzkräfte waren damit beschäftigt den Flammen Herr zu werden. Auch am Nachmittag gab es noch einzelne Glutnester. Der Brand hatte sich offenbar von einem Balkon aus ausgebreitet. Der in der Nacht wütende Sturm „Antonia“ habe laut Feuerwehr dazu beigetragen, dass sich die Flammen schnell über die Fassade und andere Balkone ausbreitete.

Ein Feuerwehrsprecher betonte: „Die massive Brandausbreitung hat alle Einsatzkräfte sehr überrascht.“ So etwas habe man noch nie erlebt. Ob auch die Dämmung zu einer schnelleren Ausbreitung des Feuers beigetragen haben könnte, wird noch geprüft.

Augenzeuge des Essener Feuer-Dramas berichtet: „Es glich einem Inferno“

Augenzeugen berichten von dramatischen Rettungsaktionen. Der 35 Jahre alte Lennart Diedrich war als Anwohner direkt vor Ort dabei. „So um zwei Uhr war’s, als ich ins Bett gehen wollte und so die letzten Lichter ausgemacht habe und draußen ‚Feuer! Feuer!‘ geschrien wurde“, berichtet Diedrich. „Und dann hab ich aus dem Fenster geschaut, und da kam da, wo die Jalousien so auf Halbmast hängen, Rauch raus. Da hab ich gesagt: ‚Okay, das ist ernster.‘“

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Flammen schlagen aus einem Wohnkomplex in voller Breite. Das Feuer war kurz nach Mitternacht in der Bargmannstraße ausgebrochen.
Flammen schlagen aus einem Wohnkomplex in voller Breite. Das Feuer war kurz nach Mitternacht in der Bargmannstraße ausgebrochen. Stephan Witte/KDF-TV/dpa

Er versuchte, die Feuerwehr zu rufen, zog sich an und rannte raus. „Dann kamen schon von der ganzen anderen Gebäudeseite Flammen hochgelodert. Es glich einem Inferno. Der Wind peitschte die Flammen an – Funken.“ Kurz darauf traf der erste Feuerwehrwagen ein. Die Feuerwehrleute liefen ins Haus und riefen dann: „Wir brauchen mal Hilfe!“

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Diedrich folgte dem Aufruf zusammen mit zwei anderen Personen. „Dann sind wir hochgelaufen in dem Treppenhaus da, zu dritt. Und da war ein Rollstuhlfahrer, der den Fahrstuhl natürlich nicht mehr benutzen konnte und nicht runtergekommen ist. Da haben wir den zu dritt runtergetragen. Zwei hinten, ich hab vorne angepackt, haben ihn runtergetragen. Dann kam die Polizei, und es wurde alles evakuiert.“

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Löscharbeiten in Essen behindern Berufsverkehr

Es sei dann unheimlich schnell gegangen. „Innerhalb von 20 Minuten stand das ganze Haus komplett in Flammen. Man hat das Gefühl, das ist ein Feuer-Inferno, in dem man sich hier befindet.“ Am Montagmorgen schlugen immer noch Flammen aus dem ausgebrannten L-förmigen Gebäudekomplex.

Völlig ausgebrannt ist ein großer Wohnkomplex im Essener Westviertel, der seit dem frühen Montagmorgen in Flammen stand.
Völlig ausgebrannt ist ein großer Wohnkomplex im Essener Westviertel, der seit dem frühen Montagmorgen in Flammen stand. Christoph Reichwein/dpa

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In der Politik ist das Entsetzen groß. Sowohl Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) als auch SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty, der aus Essen stammt, drückten auf Twitter ihr Entsetzen aus.

Die Mehrzahl der Betroffenen hat sich derweil eine vorübergehende Bleibe organisiert. 27 Menschen müssen laut der Stadt Essen untergebracht werden. Der Eigentümer des Hauses Vivawest hatte den Bewohnern Zimmer in umliegenden Hotels angeboten. Auch aus der Bevölkerung wurden den Opfern des Brandes Gästezimmer angeboten.