Ein Mann greift zwei Frauen, die kein Kopftuch tragen, mit Joghurt an.
Ein Mann greift zwei Frauen, die kein Kopftuch tragen, mit Joghurt an. Twitter

Dieses Video geht viral: Es zeigt zwei Frauen, die in einem Geschäft im Iran bedient werden wollen und dann von einem eigentlich unbekannten Mann angesprochen werden. Bei tragen kein Kopftuch. Nach einem kurzen Wortwechsel greift er sie mit Joghurt an. Am Ende werden auch die beiden Frauen festgenommen.

Joghurt-Video zeigt Kampf der Frauen

Das Video, das bereits am 30. März aufgenommen wurde, geht auch deshalb viral, weil es den Kampf zeigt, den vor allem Frauen seit Monaten im Iran kämpfen. Den Kampf gegen ein Regime in dem Frauen und Minderheiten unterdrückt werden. Ein Kampf, der seit der Tötung der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini durch die Sittenpolizei im vergangenen September neue Fahrt aufgenommen und zahlreiche gesellschaftliche Schichten erreicht hatte.

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Nach zahlreichen Großprotesten im vergangenen Herbst ist der Widerstand gegen das Mullah-Regime subtiler geworden. Unabhängige Journalisten, die ins Land gelassen wurden, berichten davon, dass sich in den Großstädten immer mehr Frauen trauen, ohne das von den Mullahs vorgeschriebene Kopftuch herumzulaufen. Sicherheitsgarantien für die Frauen, die diesen Mut aufbringen, gibt es allerdings nicht. Sowohl das Regime, als auch andere konservative Fanatiker können einfach zuschlagen, so wie in diesem Video.

Nach Joghurt-Attacke: Frauen werden festgenommen

Auch hier trugen die beiden Frauen kein Kopftuch. Erst wurden sie Opfer des Mannes, der beide mit Joghurt angegriffen hatte, dann Opfer des Staates, der die beiden anschließen festnahm, wie die BBC nun berichtet. Grund für die Festnahme war das fehlen des Hijabs. Wie es ihnen geht, und wo sie sich derzeit aufhalten, ist unklar.

Auch der Mann wurde wegen Störung der öffentlichen Ordnung festgenommen, heißt es im Bericht der BBC. Der Inhaber des Geschäfts wurde aufgerufen, in seinem Laden für die Einhaltung der Gesetze zu sorgen.

Tatsächlich ist der Kurs des iranischen Regimes derzeit undurchsichtig. Trotz der Proteste im Land, die rund um das Neujahrsfest wieder zugenommen haben, hält das Land am Kopftuchzwang fest. Dass immer mehr Frauen in den großen Städten gegen die Kleidervorschriften verstoßen, ist auf deren persönlichen Mut zurückzuführen – und auf eine Sittenpolizei, die derzeit auf den Straßen kaum präsent ist. 

Regime will neue Gesetze für Frauen

Dennoch geht das Regime hart gegen die Frauen vor, die sich dem Zwang widersetzen. Gewalt im Rahmen von Kontrollen und Festnahmen ist an der Tagesordnung. Zudem sollen neue Strafen auf den Weg gebracht werden. Die sollen ein Bußgeld von bis zu 60.000 Euro beinhalten, sowie die Annullierung von Führerschein und Reisepass. Dazu soll ein automatisiertes Überwachungssystem eingesetzt werden. 

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Doch die Frauen im Iran scheinen sich auch davon nicht mehr einschüchtern zu lassen. Immer wieder dringen Videos aus dem Iran in die Welt, die den bewussten Bruch mit den Regeln des Regimes zeigen: Frauen ohne Kopftuch, die mit Männern auf den Straßen singen und tanzen – und das obwohl sie wissen, was ihnen drohen könnte.