Ein polnischer Spediteur wollte seine Fahrer mit Hilfe eines Schlägertrupps zur Einsicht bringen.
Ein polnischer Spediteur wollte seine Fahrer mit Hilfe eines Schlägertrupps zur Einsicht bringen. dpa/Sebastian Gollnow

Es sind unfassbare Szenen, die sich da am Osterwochenende auf einem Autobahnrastplatz im hessischen Gräfenhausen ereignet haben. Zahlreiche Fahrer einer polnischen Spedition haben dort ihre Laster abgestellt, um zu streiken. Der Grund: Die Fahrer, die teilweise aus Georgien, Usbekistan und weiteren Kaukasus-Staaten stammen, haben teilweise seit mehreren Monaten keinen Lohn mehr erhalten. Mit dem Streik mitten in Deutschland wollten sie nun ihr Geld und menschenwürdige Arbeitsbedingungen einfordern, doch statt auf Verhandlungen setzte der Spediteur offenbar auf Gewalt.

Lkw-Streik: Polnischer Arbeitgeber kommt mit Schlägertrupp

Denn am Karfreitag rückte der Spediteur mit Security-Mitarbeitern und Ersatzfahrern. Das Ziel, die streikenden Fahrer aus den Lkw zu bekommen. Stefan Körzell vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der als Beobachter vor Ort war, sprach am Freitag von einer „martialischen Bedrohung“ und einem „paramilitärischen Schlägertrupp“, der dort die Protestaktionen der Streikenden stären wollte.

Auf vom DGB auf Twitter veröffentlichten Bildern waren gepanzerte Fahrzeuge und Männer in militärisch anmutender Kleidung zu sehen. Es handle sich „mutmaßlich um Rechtsextremisten“, erklärte der Gewerkschaftsbund.

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Eine Gruppe Lkw-Fahrer streikt auf einer hessischen Raststätte.
Eine Gruppe Lkw-Fahrer streikt auf einer hessischen Raststätte. dpa/Andreas Arnold

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Die Polizei, die schnell am Ort des Geschehens war, konnte schlimmeres verhindern und die Streikenden schützen. Der Spediteur und 18 seiner Sicherheitskräfte wurden vorläufig festgenommen. Ihnen wird unter anderem schwerer Landfriedensbruch, Nötigung, Bedrohung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Störung einer Versammlung vorgeworfen. Sie sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. 

Lkw-Streik: Die Fahrer wollen fairen Lohn

Derweil gehen die Proteste auf der Raststätte für fairen Lohn und menschenwürdige Arbeitsbedingungen weiter. Die Fahrer werden neben dem DGB auch von örtlichen Vereinen, Tafeln und dem Bistum Mainz unterstützt. Auch die hessische SPD verurteilte bereits das Vorgehen des Spediteurs. Der Rechtsstaat dürfe es sich nicht gefallen lassen, dass Spediteure zur Selbstjustiz greifen und sich mit martialischen Mitteln Zutritt zu den Lastwagen verschaffen wollten, sagte SPD-Fraktionschef Günter Rudolph.

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Hessens DGB-Vorsitzender Michael Rudolph bezeichnete den Streik als Beispiel für die Realität im europäischen Güterverkehr. Laut Rechtslage gelte der Lohn des Landes in dem gefahren wird, erklärte er. Doch das sei leider in der Realität oft anders. Es gebe viele Arbeitgeber, die Fahrer „für wesentlich weniger Geld durch Europa schicken, und die Menschen nicht nur unter prekärsten Verhältnissen arbeiten, sondern auch leben.“ Das wollen die Streikenden nun ändern.