Interpol warnt vor fiesen Corona-Betrügern
Sexueller Missbrauch, Enkeltrick, Impfstoff: In vielen Bereichen bieten sich neue Chancen für Kriminelle.

Das Coronavirus hat nicht nur den Alltag rechtschaffener Bürger verändert – auch Kriminelle suchen neue Wege. Nun warnt Jürgen Stock, Generalsekretär der internationalen Polizeiorganisation Interpol, dass sich Kriminelle wohl die Entwicklung eines wirksamen Medikaments oder eines Impfstoffes zunutze machen werden.
Kriminelle machen eine Geschäft mit Klinik-Müll
Bereits zu Beginn der Pandemie florierte der illegale Handel mit gefälschten Schutzmasken oder Desinfektionsmitteln. „Es wird eine weitere große Welle geben, eine globale Welle, wenn wir im Bereich eines Impfstoffes vorankommen“, so Stock. Die weltweite Kriminalität habe sich schnell an die Pandemie angepasst. „In dem Sinne, dass sie die neuen Ängste, Sorgen und Nöte der Menschen ausnutzt, um sich im Hinblick auf kriminelle Aktivitäten neu zu orientieren.“ Betroffen sei davon auch speziell das Gesundheitswesen – beispielsweise bei der Entsorgung kontaminierter Klinik-Abfälle.
„Wir sehen, dass organisierte Kriminelle in Asien gegenwärtig verstärkt versuchen, in diesen Markt einzudringen. Sie unterbieten sich im Preis, halten sich nicht an entsprechende Regularien und versuchen sozusagen, die legitime Wirtschaft zu unterwandern.“
Neuer Enkeltrick etabliert sich durch Corona
Stock warnte, dass Kriminelle nun die Corona-Krise auch für den sogenannten Enkeltrick ausnutzten und versuchten, als vermeintliche Angehörige alten Menschen Geld aus der Tasche zu ziehen. Die weltweiten Reise- und Ausgangseinschränkungen sind dem Interpol-Chef zufolge derzeit generell kein großes Hindernis für die Kriminalität. Täter müssten sich „sehr häufig nicht einmal bewegen, sondern können schlichtweg das Internet oder die modernen Möglichkeiten der Telekommunikation ausnutzen“, warnte Stock.
Auch im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern setzen Kriminelle stärker auf das Internet. Wegen der Reiseeinschränkungen würden Taten beispielsweise vermehrt live gestreamt. Die Pandemie könne sich langfristig auf die weltweite Kriminalität auswirken, erklärte Stock – entscheidend sei dafür die wirtschaftliche Lage. Verlieren die Menschen wegen der ökonomischen Schwierigkeiten ihren Job, werde das auch einen Einfluss auf die Kriminalität haben.