Er infizierte sich Weihnachten 2020

Kränkster Corona-Patient aller Zeiten nach einem Jahr aus Klinik entlassen – er kann wieder selbst atmen und laufen

Andrew Watts (40) sagt, einige Patienten auf seiner Krankenstation hielten das Virus trotz seiner Tortur für einen Scherz.

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Andrew Watts (40) gilt als kränkster Corona-Patient aller Zeiten – jetzt hat er die Klinik nach fast einem Jahr verlassen.
Andrew Watts (40) gilt als kränkster Corona-Patient aller Zeiten – jetzt hat er die Klinik nach fast einem Jahr verlassen.Queen Elizabeth Hospital

Es ist eine unglaubliche Geschichte mit einem unfassbar glücklichen Ende für eine Familie. Ein Vater, der als „Londons kränkster Corona-Patient aller Zeiten“ gilt, der überlebt hat, kann jetzt wieder laufen und atmen, nachdem er sich 2020 mit dem Virus infiziert hatte.

Fünf Wochen künstliches Koma, zwei lebensbedrohliche Lungenkollapse, acht Monate Intensivstation, zwei Monate Normal-Station, 300 Tage Krankenhaus – das sind die beeindruckenden Zahlen, die die Tortur des 40-jährigen Andrew Watts beschreiben.

2020 kam er am Weihnachtstag mit einer Coronavirus-bedingten Lungenentzündung in das Queen Elizabeth Krankenhaus in London. Die Ärzte hatten sein Leben eigentlich schon aufgegeben. Doch der Vater kämpfte sich zurück zu seinen Kindern und seiner Frau.

Steiniger Weg zurück ins Leben für den kränksten Corona-Patienten aller Zeiten

Nach einem fünfwöchigen künstlichen Koma und zwei lebensbedrohlichen Lungenkollapsen riefen die Ärzte Andrews Frau Hayley an, um über das Abschalten seines Beatmungsgeräts zu sprechen, da sich sein Zustand so stark verschlechtert hatte. Aber sie bestand darauf, dass ihm „mehr Zeit gegeben“ werden sollte. Was für ein Glück.

Denn tatsächlich kämpfte sich Andrew Watts zurück. „Ich habe bis zum Ende gekämpft, ich wollte zurück zu den Kindern und meiner Frau“, sagte Andrew, als er vor zwei Monaten nach Hause entlassen wurde.

„Es ist ein bisschen surreal für mich, um ehrlich zu sein. Ich denke, warum ist mir das passiert? Ich bin stolz darauf, dass ich es geschafft habe, da rauszukommen und mein Leben zurückzubekommen.“

Andrew Watts letztes Jahr nach der Wiedervereinigung mit seinen Söhnen Jack (6) und Joshua (3).
Andrew Watts letztes Jahr nach der Wiedervereinigung mit seinen Söhnen Jack (6) und Joshua (3).privat/Andrew Watts

Nach acht Monaten auf der Intensivstation musste Andrew Watts wieder sprechen und laufen lernen. Da er im Krankenhaus eine Trachealkanüle trug, die in einen Luftröhrenschnitt eingesetzt wurde, musste er sich mit seiner Frau lange Zeit schriftlich verständigen.

Komplikationen gibt es bis heute: „Erst vor anderthalb Wochen habe ich zum ersten Mal seit dem Verlassen des Krankenhauses meine Nasenkanüle zur Atemunterstützung abgenommen. Ich habe sie jede Nacht neun Stunden lang verwendet, um meine Genesung zu unterstützen und meiner Lunge zu helfen, zu einer Art Normalität zurückkehren“, erklärt Andrew Watts.

„Und wo das Beatmungsgerät und der Schlauch so lange im Krankenhaus in meinem Hals waren, ist die Wunde nicht richtig geheilt“, sagt er über den Luftröhrenschnitt.

Kränkster Corona-Patient aller Zeiten rät zum Impfen

Doch Aufgeben war und ist keine Option für den Vater – vor allem für seine Söhne Jack (6) und Joshua (3) ist er so stark. „Ich habe es letzten Montag geschafft, zur Schule meines Sohnes und zurück zu kommen. Ich kann ungefähr 15 Minuten laufen, bevor meine Beine anfangen zu brennen“, berichtet er stolz.

Mittlerweile ist der 40-Jährige dreifach geimpft – zum Zeitpunkt seiner Erkrankungen war die Impfkampagne gerade erst gestartet, er war noch nicht an der Reihe. Und das, obwohl es sich gerade auf dem Weg der Besserung nach einer Chemotherapie wegen Lymphdrüsenkrebs befand. Heute rät er allen, sich endlich impfen zu lassen.

Als er im Krankenhaus war, erinnert sich Andrew, hatte ihm jemand gesagt, er glaube nicht, dass Impfungen etwas bringen würden und dass die ganze Pandemie eine Verschwörung sei. „Es liegt an jedem Einzelnen, ob er oder sie sich impfen lässt. Ich kann jedem nur sagen, er solle hingehen und sich den Piks holen. Wenn man sich entscheidet, ihn nicht zu bekommen, dann ist man selber schuld.“