Der Komet „Neowise“ ist auch von Deutschland aus zu sehen.
Der Komet „Neowise“ ist auch von Deutschland aus zu sehen. Foto: imago images/Eibner-Pressefoto/Roger Buerke

Was werden die Menschen einst über das seltsame Objekt – den Stern mit dem Schweif – gedacht haben, das am Nachthimmel seine Bahn zog? Hat es Furcht ausgelöst, sah man es als Vorbote für dramatische Ereignisse? Alle 5000 bis 7000 Jahre zieht der Komet Neowise so nah an der Erde vorbei, dass er mit bloßem Auge gesehen werden kann. Auch in diesem Jahr ist es wieder so weit. Seit Tagen kann man das Objekt mit der offiziellen Bezeichnung C/2020 F3 am Nachthimmel sehen. Am 23. Juli steht der Komet der Erde am nächsten. Dann ist er noch gut 100 Millionen Kilometer entfernt, das sind ungefähr zwei Drittel des mittleren Abstands der Erde zur Sonne.

Auch wenn Neowise langsam verblasst, kann er weiter am Nachthimmel gesichtet werden. Mit bloßem Auge sehe man einen mittelhellen, unscharfen Körper mit einer fahlen Schleppe nach oben, dem Kometenschweif, sagt Sven Melchert, Vorsitzender der Vereinigung der Sternfreunde. Mit einem Fernglas sei er natürlich noch besser zu sehen. Zum Ende des Monats hin werde er dann wohl ganz verblassen.

Leider nimmt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes die Chance ab, den Kometen aus allen Teilen Deutschlands sehen zu können, weil es zunehmend wolkig wird. Am Donnerstagabend könnten Himmelsbeobachter den Kometen voraussichtlich nur im Süden sehen. In der Mitte des Landes könnte es zwischenzeitlich Wolkenlücken geben. Der Norden und Westen stehe klar unter Tiefdruckeinfluss. Sonnenuntergang sei am Donnerstag zwischen 21 und 22 Uhr. Neugierige sollten sich nach Einbruch der Dunkelheit einen Platz mit möglichst freier Sicht nach Norden suchen. Orientieren kann man sich am Großen Wagen. Rechts der zwei Frontsterne finde man den Kometen, wie es auf der Seite wetter.de heißt.

Kometen sind Überreste aus der Zeit der Entstehung des Sonnensystems vor etwa 4,6 Milliarden Jahren. Obwohl man sie mitunter „Schweifsterne“ nennt, haben sie mit Sternen nichts zu tun. Sie sind meist nur wenige Kilometer groß und bestehen aus Eis, Staub und lockerem Gestein. Mitunter werden sie als „schmutzige Schneebälle“ bezeichnet. Viele kommen aus der sogenannten Oortschen Wolke, einer Ansammlung von Objekten im äußeren Bereich des Sonnensystems. Sie gelangen durch Zufall auf eine Umlaufbahn um die Sonne. In relativer Nähe zur Sonne beginnen sie zu tauen. Es kommt zu Ausgasungen, die vom Teilchenstrom und Strahlungsdruck der Sonne, dem sogenannten Sonnenwind, weggeblasen werden. Dadurch entsteht ein Kometenschweif. Manche Kometen überstehen das Auftauen nicht und zerbrechen.

Bis 1990 wurden bis zu zehn Kometen pro Jahr neu entdeckt. Inzwischen sind es mehr als zwanzig. Neowise wurde erst im März dieses Jahres vom reaktivierten Weltraumteleskop gleichen Namens aufgespürt. Aus der Form seiner Bahn konnte berechnet werden, in welchen Zeiträumen er der Erde nahekommt.