König Charles III und Prinz William statten den Wartenden einen Überraschungsbesuch ab
Britischer Experte untersuchte Duisburger Loveparade, jetzt plante er die Trauerveranstaltung in London: die Briten sind Profis im Schlange stehen

Eines der ersten Dinge, die man im Englisch-Unterricht über die Briten lernt ist, dass sie gern und vor allem gut in einer ordentlichen Schlange stehen. Queuing heißt das - Anstehen. An der Bushaltestelle, auf der Rolltreppe, einfach überall, wo es etwas zu warten gibt. Egal, ob zu zweit oder mit zwei Millionen anderen. Die Schlange vor dem Sarg der Königin übertrifft alles bisher dagewesene. Vom Southwark Park bis zur Westminster Abbey schlängelt sich die Menschenmenge immer entlang der Themse, ihr Knie entlang bis zur Kirche. Wer es über die Brücke geschafft hat, ist gleich da. "The Q" dominiert seit Mittwoch alles in London.
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Die Planung für eine Massenveranstaltung wie die tagelange Warteschlange zum aufgebahrten Sarg von Queen Elizabeth II. dauert einem Experten zufolge „Jahrzehnte“. „Man kalkuliert, womit man rechnet, und plant dann für das Fünffache und dann für das Zehnfache“, sagte Keith Still, britischer Experte für die psychologischen und logistischen Aspekte von Massenveranstaltungen, am Samstag dem Sender BBC.

Wie sind die Menschenmasse nach dem Tod der Queen zu lenken
Der Brite aus der nordenglischen Grafschaft Cumbria hat gemeinsam mit Kollegen und Studierenden der Universität Manchester schon lange vor dem Tod der Monarchin an Plänen gearbeitet, wie der Riesenandrang an Menschen, die der Queen einen letzten Besuch abstatten wollen, bewältigt werden soll. Sehr wichtig dabei sei, dass sich die Wartenden fair behandelt und gut informiert fühlten.
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„Solange die Leute wissen, was passiert, was von ihnen erwartet wird und wie lange es dauern wird, spüren sie keine Unsicherheit.“ Blieben diese Informationen zu lange aus, würden Menschen eher unsicher werden und als Individuen handeln statt als Kollektiv. Still hob bei der sich in diesen Tagen durch London schlängelnden Masse hervor, dass die Menschen sich gegenseitig unterstützten und aufeinander aufpassten.
Queen-Warteschlange: Essenwagen und Toiletten
Entlang der Route sind zahlreiche Toiletten und Essenswagen aufgestellt. Die Wartenden bekommen nummerierte Armbänder, um die Schlange zwischendurch auch mal verlassen zu können. Außerdem verteilen Hilfsorganisationen Tee, Kaffee und Wasser. Ein Tracker der britischen Regierung zeigt die aktuelle Länge der Schlange und mutmaßliche Wartezeit an.
König Charles III. und Thronfolger Prinz William haben am Samstag der kilometerlangen Warteschlange zum aufgebahrten Sarg von Queen Elizabeth II. in London einen Überraschungsbesuch abgestattet. Vater und Sohn tauchten in der Nähe des Lambeth Palace am Südufer der Themse auf.

Sie sprachen mit Wartenden, die dort bis zu 24 Stunden lang ausharren, um der Queen einen letzten Besuch abzustatten und sich zu verabschieden. Die Menge begrüßte die beiden Royals mit Applaus, Jubel und „God save the King“-Rufen.
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„Ich hoffe, Sie sind nicht allzu durchgefroren“, sagte der neue König der BBC zufolge zu einer Frau in der Schlange. Die Temperaturen hatten in der Nacht in London einstellige Werte erreicht. Ein Security-Mitarbeiter ermahnte die Wartenden, ihre „Handys wegzustecken, Hände zu schütteln und den Moment zu genießen“.
Experte untersuchte Love-Parade-Katastrophe von Duisburg
In Deutschland war Still als Panikexperte Keith Still bekannt geworden, nachdem es bei der Duisburger Loveparade zur Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten gekommen war. Die Staatsanwaltschaft Duisburg hatte den Briten mit einem Gutachten zu Ablauf und Verantwortlichkeiten bei dem Technofestival und der Massenpanik beauftragt.