Ein Arzt verabreicht einer jungen Frau eine Corona-Impfung.
Ein Arzt verabreicht einer jungen Frau eine Corona-Impfung. dpa/Fabian Sommer

Vor allem bei der zweiten Corona-Impfung mit den Wirkstoffen von Biontech oder Moderna erleben viele Menschen Impfreaktionen wie Muskelschmerzen, Fieber, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Doch nicht jeder erlebt diese Phänomene. Und manch einer hat nun Angst, dass sie deshalb nur einen schwachen Immunschutz haben. Doch diese Sorge ist unbegründet, sagt eine Expertin.

Keine Impfreaktion: Bin ich trotzdem gegen Corona geschützt?

Richtig ist: Fieber und Müdigkeit sind Zeichen dafür, dass der Körper sich wehrt, sagt Peggy Riese, Expertin für Impfungen am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Die Symptome kommen aber in der Regel aus einem bestimmten Teil des Immunsystems, dem sogenannten angeborenen Immunsystem. Das werde nach einer Impfung als Erstes aktiviert und signalisiere dem Körper eine potenzielle Gefahr durch einen fremden Eindringling.

Nach einer Impfung ist für diesen Teil des Immunsystems der Impfstoff so ein Eindringling. Als solchen nehme es nicht nur das Virusantigen wahr, mit dem die Schutzwirkung ausgelöst werde, sagt Riese, sondern auch etwa Wirkstoffverstärker oder Hilfsstoffe wie Stabilisatoren. Dieser Teil des Immunsystems reagiert also sofort, aber eher allgemein. Warum manche Menschen eher zu Impfreaktionen neigen, während andere kaum etwas spüren, ist laut Riese noch nicht vollständig verstanden.

T-Zellen-Antwort wird unabhängig von der Impfreaktion aufgebaut

Der spezifische Schutz gegen den Sars-CoV-2-Erreger wird dagegen erst mit der Zeit von den Zellen des sogenannten erworbenen Immunsystems erzeugt. Dabei lernt der Körper, bei einer solchen Infektion auch in Zukunft passgenaue Antikörper zu bilden und etwa mithilfe spezieller T-Zellen, den Killerzellen, infizierte Körperzellen abzutöten.

Beide Arten des Immunsystems stehen in einem sehr komplexen, noch nicht komplett erforschten Austausch miteinander. Tatsächlich gibt die Impfreaktion des angeborenen Immunsystems wohl den Anstoß, damit das erworbene System aktiv wird – dieser Impuls ist aber häufig gar nicht oder kaum spürbar.

Auch ohne Nebenwirkungen kann sich Schutz entwickeln

„Auch wenn man keine oder nur sehr milde Nebenwirkungen wie leichte Schmerzen an der Injektionsstelle oder Kopfschmerzen bekommt, ist man mit der gleichen Wahrscheinlichkeit geschützt wie Menschen, die stärkere Impfreaktionen wie Fieber, Unwohlsein und Gelenkschmerzen aufzeigen“, erklärt Forscherin Riese.

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Symptome nach einer Impfung seien „kein Gradmesser für die Stärke des Impfschutzes“, bestätigt auch Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Menschen könnten komplett symptomfrei sein und dennoch einen starken Schutz ausbilden. Umgekehrt hätten in Studien zur Zulassung der Covid-19-Impfstoffe aber auch Menschen Symptome gezeigt, die nur ein Placebo bekommen hätten.