Katastrophe in der Türkei findet kein Ende: Neues Erdbeben, neue Opfer – und Erdogan soll Opferzahlen gefälscht haben
Ein neues Beben hat die Südosttürkei heimgesucht. Die Region wurde bereits von den ersten Beben heftig getroffen.

Das Leid in der Erdbebenregion nimmt einfach kein Ende. Während die Bergungsarbeiten in der Südosttürkei und im Norden Syriens nach den schweren Erdbeben von vor zwei Wochen noch immer laufen, hat die Erde erneut gebebt. Es waren zwei Beben, die von der Stärke über die zahlreichen Nachbeben der vergangenen Wochen hinausgingen und wieder neue Todesopfer forderten.
Neues Erdbeben trifft die Südosttürkei
Mit einer Stärke von 6,4 und 5,8 auf der Richterskala waren es erneut heftige Beben. Die ersten Beben vor zwei Wochen hatten eine Stärke von 7,8. Das Epizentrum lag in der ohnehin gebeutelten türkischen Region Hatay, wie die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul am Montag mitteilte. Seither habe es mehr als 90 Nachbeben gegeben. Die Erschütterungen waren Medienberichten zufolge auch in den umliegenden Provinzen der Türkei sowie im Norden Syriens, in Israel, im Irak und im Libanon zu spüren.
Die Behörden riefen die Menschen dazu auf, nicht in ihre Häuser zurückzukehren. Medien berichteten, dass es in der Provinz Hatay zu wenige Zelte gebe und viele Menschen dennoch in beschädigten Häusern übernachteten. Die Katastrophenschutzbehörde teilte nun mit, sie habe bereits in der Nacht 6000 weitere Zelte in die Region geliefert.
Das neue Beben kostete nur zwei Wochen nach der Ur-Katastrophe erneut Menschen das Leben. Am Dienstagmorgen meldete die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad sechs Todesopfer, 294 Menschen seien verletzt worden, 18 von ihnen schwer. In Syrien sollen laut Menschenrechtsaktivisten fünf weitere Menschen durch die neuen Erdbeben gestorben sein.
Türkische Ärztekammer: Offizielle Opferzahl ist zu niedrig
Doch die offiziellen türkischen Angaben werden derzeit in Zweifel gezogen. Denn die türkische Ärztekammer hat nun die offiziellen Angaben zur Zahl der Erdbebentoten angezweifelt und angekündigt, sie einer Prüfung zu unterziehen. „Wir haben Zweifel an den Zahlen“, sagte Vedat Bulut von der Ärztekammer TTB der Nachrichtenagentur dpa. „Als in Kahramanmaras 6000 Todesfälle gemeldet wurden, gab es beispielsweise Bestattungsunterlagen zu 11.000 Menschen.“

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Es gebe zwei Möglichkeiten: Entweder seien Tote aus anderen Provinzen von ihren Angehörigen nach Kahramanmaras gebracht worden, oder aber die offiziellen Zahlen würden zu niedrig angegeben. Während die vom türkischen Präsidenten beauftragte Katastrophenschutz-Organisation Afad derzeit von 41.156 Toten spricht, schätzt Bulut die Zahl auf 60.000, sagt aber auch: „Das ist momentan keine objektive Einschätzung“. Das soll sich durch eine eigene Untersuchung ändern.