Karnevals-Feiern in Köln: Ja, seid ihr denn völlig irre? DARUM blicken gerade so viele Menschen geschockt ins Rheinland
Während einige überlegen, ob sie ihre Weihnachtsfeier absagen müssen, wird in den Jecken-Hochburgen Party gemacht. Was soll das?

Über die Bilder, die zur Karnevalssaison alljährlich aus den Metropolen im Rheinland kommen, wundern sich viele Deutsche – nicht jeder versteht die Feierlichkeiten mit Prinzen, Tanzmariechen und Kamelle. Doch in diesem Jahr kommt zum Unverständnis ein richtig bitterer Beigeschmack: Während in ganz Deutschland die Corona-Inzidenzen steigen, sich die Intensivstationen füllen und immer mehr Menschen sterben, wird in Köln einfach gefeiert. Ja, seid ihr denn völlig irre?
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Karneval in Köln: Schützen Clownsnasen vor Ansteckung?
Die Bilder sind schockierend – und manch einer muss zweimal hinschauen, um wirklich zu kapieren, dass sie in diesem Jahr entstanden sind, inmitten einer Pandemie: Tausende Menschen feierten am 11. November in Köln, bunt kostümiert, den Karneval. Natürlich, sie waschen ihre Hände nicht nur mit Desinfektionsmittel, sondern auch in Unschuld. Schließlich galten ja die 2G-Regeln – und die Politik hat es erlaubt.
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Allerdings kann man sich als normal denkender Mensch schon fragen, was das alles soll. Wir sehen Bilder von Menschen, die dicht gedrängt in den Straßen stehen und feiern. Sie tragen keine Masken, nur Clownsnasen und Katzenohren – dass das nicht vor Infektionen schützt, sollte man auch im Rheinland kapieren. Dann stehen sie Schlange vor Brauhäusern… darüber, was drinnen vor sich geht, kann man nur mutmaßen. Und all das, während die Pflegerinnen und Pfleger in den Kliniken ans Limit geraten. Während die Infektions- und auch die Todeszahlen steigen.

Ist Köln etwa eine vor Corona geschützte Zone? Spült Kölsch die Viren aus? Fast könnte man es meinen. Aber: Auch in der Domstadt steigen die Zahlen. Bei 212,5 lag die Sieben-Tage-Inzidenz zum Karnevalsauftakt, der höchste Wert seit April. Davor warnen auch Experten, etwa Virologin Isabella Eckerle. „Ich vermute, dass sich viele Teilnehmer sicher fühlen, denn es ist ja erlaubt“, schreibt sie auf Twitter. „Leider ein großer Trugschluss. Nur weil etwas politisch abgesegnet ist, ist es noch lange keine gute Idee.“
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50.000 Menschen seien es in den abgesperrten Feierzonen der Kölner Altstadt und in der Zülpicher Straße gewesen, heißt es nun. 50.000! Manch einer, der sich für die Gesellschaft interessiert, überlegt, ob es besser wäre, die Geburtstagsparty mit fünf Leuten abzusagen. Und dort setzt man sich ein lustiges Hütchen auf und pfeift auf jede Verantwortung. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagt, es hätten ja die 2G-Regeln gegolten. Und was ist mit den Impfdurchbrüchen, die es ja erwiesenermaßen gibt?

Das Schlimme ist: Die Folgen dessen, was gestern auf den Straßen passierte, wird erst in zehn bis 14 Tagen zu spüren sein. Heute noch gebützt, morgen schon beatmet. Wir sehen uns dann auf der Intensivstation – dann wird auf Schunkeln aber keiner mehr wirklich Lust haben. Satiriker Jan Böhmermann schrieb dazu: „Alaaf! Heute als ‚Sexy Krankenschwester‘ auf der Zülpicher Straße, an Weihnachten als ‚Sexy Intubierte‘ in der Uniklinik.“ Aber ernsthaft: Wie unvernünftig kann man sein?
Karneval in Köln: Sogar der Prinz infizierte sich mit dem Virus
Sie hätten es besser wissen können. Schließlich ereilte die Jecken erst vor Tagen die Nachricht, dass der doppelt geimpfte designierte Karnevalsprinz Sven Oleff sich mit dem Virus infiziert habe. Er habe allerdings, hieß es in einer Mitteilung, keinerlei Symptome und es gehe ihm gut. Macht also alles nichts, dieses Corona – was für ein bombiges, royales Vorbild!
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Wer sich im Kreis aus Familie, Freunden und Kollegen derzeit umhört, stößt auf die gleichen Ängste, die uns schon im Vorjahr begegneten. Was wird aus dem Weihnachtsfest, das viele schon 2020 getrennt verbrachten? Weihnachtsfeiern werden abgesagt, länger geplante Urlaube im Dezember storniert. Aus Angst, dass die Eltern in diesem Jahr wieder allein am Tisch sitzen müssen. Man selbst ist geimpft, trägt Maske, passt auf – tut alles, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Und dann der Blick nach Köln.

Es gibt natürlich auch Menschen, die die wilde Feierei verteidigen. Etwa der Bonner Sozialethiker Martin Booms. Man müsse versuchen, wieder in das „normale Leben“ zurückzufinden und Wege finden, um auch das „Sozialleben wieder hochzufahren“, sagte er auf WDR5. Zur Impfdebatte sagte er, man müsse lernen unterschiedliche Auffassungen auszuhalten.
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Mag sein. Aber dann gilt es wohl schlicht und ergreifend auch, die Toten auszuhalten. Auszuhalten, dass das Gesundheitssystem erneut ans Limit gerät. Und: Auszuhalten, dass es selbst in unserer Gesellschaft Menschen gibt, denen für ein paar Stunden Exzess mit lustiger Perücke einfach alles egal ist.