Brot gehört in Deutschland zu den beliebtesten Nahrungsmitteln - aber wie heißt das letzte Randstück?
Brot gehört in Deutschland zu den beliebtesten Nahrungsmitteln - aber wie heißt das letzte Randstück? imago/Pius Koller

Es gibt Diskussionsthemen, die einfach niemals enden wollen – etwa der ewig schwelende Streit zwischen Ost und West, was denn nun eigentlich ein Jägerschnitzel ist. Für die einen ist es die panierte und gebratene Jagdwurstscheibe, die traditionell mit Spirelli serviert wird, für die anderen das elegante Schnitzel mit Pilzrahm. Doch beim Essen gibt es noch ganz andere Debatten, die viel heftiger ausgefochten werden: Etwa die um das letzte Stück vom Brot.

Heftige Diskussion: Heißt das erste Stück Brot Renftl, Kanten oder Knust?

Das letzte Stück vom Brot? Ja, der Rand – wie nennen Sie ihn denn? Auch in der KURIER-Redaktion herrscht Uneinigkeit. Die einen sagen: „Knust ist der einzig wahre Titel.“ Der Sachse ruft dazwischen: „Warum? Das wird doch ,Ränftel‘ genannt!“ – und wieder andere behaupten, nur „Kanten“ sei die korrekte Bezeichnung für den schmackhaften Brot-Rand.

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Im Netz wird die Diskussion immer wieder geführt. Etwa auf der Facebook-Seite von „Abenteuer Leben“. „Das Endstück vom Brot heißt wirklich überall anders. Wie nennt ihr es?“, wurde dort gefragt. Die Resonanz: Unglaublich. Unzählige Kommentare mit Bezeichnungen, due unterschiedlicher nicht sein könnten. „Knust ist natürlich der einzig richtige Begriff“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer hält dagegen. „Wer entscheidet denn den EINZIG richtigen Begriff? Knust hab ich persönlich noch nie gehört.“

Über das Randstück des Brotes wird seit Jahren gestritten.
Über das Randstück des Brotes wird seit Jahren gestritten. imago/shotshop

Andere schwören auf „Kanten“. „Der wird dicker abgeschnitten und mit dick Butter bestrichen, lecker“, schwört eine Nutzerin. Eine schreibt: „Ein Gnäzla ist das in Nürnberg.“ Und wieder eine behauptet: „Knäppchen, das Beste am Brot wenn es frisch ist.“ Und in einem Kommentar heißt es: „Hier in Bernburg/Anhalt: Kanten. Ich kenne noch „Käppel“ oder Ränftel, das kommt aus dem Erzgebirge.“ Und wieder andere warten mit kompletten Neuschöpfungen auf. „Bei und heißt das Knust. Habe es als Kind immer falsch verstanden und sage bis heute Knuf“, schreibt ein Nutzer.

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Das Problem: Tatsächlich wird der Brotrand regional überall anders genannt. Es gibt sogar – auch wenn es unglaublich klingt – mehr als 200 unterschiedliche Bezeichnungen! Während man in Bayern beispielsweise „Ranft“, „Köbberla“, „Kübbele“ oder „Rankerl“ sagt, heißt das letzte Stück Brot in Baden-Württemberg eher „Käntle“, „Gnäusle“ oder „Köschken“. In NRW bleibt man bei „Knust“, „Kläppchen“, „Knabbel“ und „Knietzchen“ – und in Sachsen bei „Rändl“, „Rindl“ oder „Renftl“. Sogar „Ärschel“ ist hier ein Begriff...

Kanten, Ränftl, Knust: DARUM gibt es so viele Begriffe für den Brot-Rand

Das Online-Lexikon Wikipedia liefert übrigens eine gute Erklärung dafür, warum es so viele verschiedene Begriffe für das gleiche Stück Brot gibt. Oder, besser: Warum es ÜBERHAUPT eine Bezeichnung für dieses Stückchen gibt. Der „Anschnitt“ – so der offizielle Bäcker-Begriff – sei nämlich stets sehr begehrt gewesen, denn im Gegensatz zum Endstück war es frisch und nicht, durch die tagelange Lagerung, hart und trocken.

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Und weiter heißt es: „Im deutschen Aberglauben wurden mit dem Kanten verschiedene Vorstellungen verknüpft, etwa die Vorstellungen, das Endstück schmecke besonders gut, sei wichtig für die Zähne, verleihe Kraft und schütze vor Heimweh.“