Eine Frau der Freiwilligen Feuerwehr beobachtet die Unstrut im Bereich Roßleben.
Eine Frau der Freiwilligen Feuerwehr beobachtet die Unstrut im Bereich Roßleben. Foto: dpa/Sebastian Willnow

Erst klang es wie die deutsche Version vom Monster vom Loch Ness, doch an der Sichtung eines Krokodils in der Unstrut, die durch Sachsen-Anhalt und Thüringen fließt, scheint wirklich etwas dran zu sein. Anders sind die Bemühungen, es zu finden, kaum zu erklären: Dutzende Feuerwehrleute und Polizisten durchkämmten Flussgebiete nach ihm. Ein Hubschrauber wurde bei der Suche nach ihm eingesetzt. Kot vom Flussufer wurde analysiert, sogar ein totes Hühnchen an einer Schnur sollte es vor die Kamera locken. Doch der ganze Aufwand war vergeblich: Das Krokodil, das Zeugen gesehen hatten, blieb verschwunden. Jetzt soll ein Experte klären, ob es echt oder doch nur ein Sommerloch-Tier ist.

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Noch mangelt es an Nachweisen: Auch nach einem toten Lock-Huhn hatte das angebliche Krokodil nicht geschnappt. Das hatten die Behörden des Kyffhäuserkreises zuletzt mehrere Tage lang am Unstrutufer morgens auf- und abends abgehängt, um das Reptil so vor eine Wildkamera zu locken. Aber die Fotofalle lieferte keine Ergebnisse und der Versuch wurde schließlich aufgegeben. „Es war kein Verbiss am Hähnchen festzustellen“, sagt der Landratsamt-Pressesprecher Heinz-Ulrich Thiele, noch am Montag.

Zuletzt hatte ein Zeuge berichtet, er habe das Krokodil am Dienstag vor einer Woche gesehen, so Thiele. Davor wollte eine Reiterin das Tier am vorvergangenen Wochenende am Ufer bei Schönwerda – einem Ortsteil der Stadt Roßleben-Wiehe – entdeckt haben. Da musste das mutmaßliche Krokodil aber schon einige Flusskilometer hinter sich gebracht haben. Denn Angler hatten bereits Ende August angegeben, das Reptil im südlichen Sachsen-Anhalt gesehen zu haben.

Im thüringischen Roßleben-Wiehe hängten die Behörden ein Huhn als Kroko-Köder aus.
Im thüringischen Roßleben-Wiehe hängten die Behörden ein Huhn als Kroko-Köder aus. Foto: dpa/Landratsamt Kyffhäuserkreis

Bei großen Suchaktionen dort und in Thüringens Norden wurden die Behörden aber nicht fündig. Auch Spuren im Schlamm und eine Analyse eines Kothaufens vom Unstrutufer lieferten keine Erkenntnisse darüber, ob der Kroko-Alarm an der Unstrut vielleicht nur ein Fehlalarm ist.

„Wenn man in Verantwortung steht, muss man die Hinweise ernst nehmen, es geht ja um die Gesundheit der Bewohner“, sagt Thiele. Im Zweifelsfall neige man dazu, mehr für die Sicherheit zu tun. Auch deshalb ist die Flussgegend auf dem grünen und ländlich geprägten Kyffhäusergebiet abgesperrt worden. Baden, Angeln und Betreten sind verboten – dabei führt dort auch ein idyllischer Radweg entlang.

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Hoffnung setzt das Landratsamt nun auf den angefragten Experten. Es handle sich um einen bundesweit anerkannten Fachmann, so Thiele. Man hoffe, dass dieser sich schnellstmöglich vor Ort ein Bild der Lage machen und darüber urteilen könne, ob nun ein Krokodil unterwegs ist oder nicht. Dass ein Krokodil im Moment zumindest in der Theorie in der Unstrut überleben könnte, hatte derweil schon Oliver Wings erklärt, ein Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Als wechselwarmes Tier könne sich das Reptil Temperaturen von mehr als 20 Grad ebenso wie denen im einstelligen Bereich anpassen.

Unabhängig davon, ob es überhaupt existiert, hat es das Krokodil zumindest schon in die Riege der Sommertiere geschafft. Damit ist es etwa in bester Gesellschaft mit dem Wildschwein, das im August an einem Berliner See von einem nackten Mann verfolgt wurde, weil die Bache angeblich seine Tüte mit einem Laptop gemopst hatte.