Schutz der Lagunenstadt

Italien verbannt Kreuzfahrtschiffe aus Venedig

Große Pötte müssen jetzt im Industriehafen anlegen.

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Ein Kreuzfahrtschiff fährt durch den Giudecca-Kanal vor dem Markusplatz in Venedig. (Archivbild)
Ein Kreuzfahrtschiff fährt durch den Giudecca-Kanal vor dem Markusplatz in Venedig. (Archivbild)AP/dpa/Andrew Medichini

Nach jahrelangen Debatten und Warnungen von Umweltschützern hat die italienische Regierung beschlossen, dass große Kreuzfahrtschiffe ab dem 1. August nicht mehr nach Venedig einfahren dürfen. Das Verbot wurde kurz vor einer wichtigen Sitzung des Unesco-Welterbekomitees verkündet.

Infrastrukturminister Enrico Giovannini gab die Entscheidung am Dienstagabend nach einer Kabinettssitzung bekannt. Dies sei ein „notwendiger Schritt, um die Umwelt, die Landschaft sowie die künstlerische und kulturelle Integrität von Venedig zu schützen“, sagte Giovannini. Ministerpräsident Mario Draghi kündigte gleichzeitig finanzielle Hilfen an, um die Auswirkungen auf die Beschäftigung abzumildern.

Künftig sollen Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 25.000 Tonnen Gewicht, mehr als 180 Metern Länge oder mehr als 35 Metern Höhe den Industriehafen Marghera anlaufen. Betroffen sind auch Schiffe, die bestimmte Abgasnormen überschreiten.

Kleinere Kreuzfahrtschiffe sollen weiterhin im Stadtzentrum anlegen dürfen. Die Regierung sieht darin allerdings lediglich eine vorläufige Lösung. Langfristig setzt sie auf ein neues, dauerhaftes Terminal.

Weltkulturerbe soll geschützt werden

Von den riesigen Schiffen verursachte Wellen schaden den Fundamenten der zum Weltkulturerbe gehörenden Lagunenstadt Venedig und bedrohen das sensible ökologische Gleichgewicht in der Lagune. Die extrem nah entlang der Küste fahrenden Schiffe stellen zudem eine Gefahr für andere Schiffe dar. Kritiker fordern schon seit Jahren, dass die gigantischen Kästen aus dem malerischen Stadtbild der Serenissima verschwinden.

Das Verbot kommt rechtzeitig vor der Sitzung des Unesco-Welterbekomitees, das vom 16. bis 31. Juli in China tagt. Ende Juni hatte die UN-Kulturorganisation vorgeschlagen, Venedig auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Sie mahnte dabei ausdrücklich einen „nachhaltigeren Tourismus“ an.

Bereits Anfang Juni hatten internationale Künstler wie Mick Jagger, Wes Anderson und Tilda Swinton in einem offenen Brief Draghi und den italienischen Präsidenten Sergio Mattarella aufgefordert, Kreuzfahrtschiffe in Venedig vollständig zu verbieten.