Muschelzüchter verzweifelt

So kämpft Italien gegen die Invasion der aggressiven Blaukrabben

Blaukrabben fühlen sich im warmen Mittelmeer immer wohler. Für Italien ist das eine Katastrophe! Die einzige Möglichkeit ist der Verzehr.

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Nordamerikanischen Blaukrabben verdrängen die Meerestiere der Region.
Nordamerikanischen Blaukrabben verdrängen die Meerestiere der Region.Luigi Navarra/dpa

Jeden Morgen holen Fischerinnen und Fischer in der Lagune von Orbetello in der Toskana die Netze ein. Sie wollen Brassen, Seebarsche und vor allem Aale fangen, stattdessen landen immer häufiger die „Killer der Meere“ in ihren Netzen: die Blaukrabben. Tausende dieser fremden Art dringen in die Meere vor den Küsten Italiens ein und stören zunehmend das Meeresökosystem. Für die italienische Fischerei ist das der Untergang.

Eigentlich kommt die Blaukrabbe aus dem Westatlantik vor Nordamerika. Ihre rasche Verbreitung ist eine Auswirkung der Erderwärmung. Schiffe aus den USA haben die Krabben ins wärmere Mittelmeer gebracht, wo sie sich nun pudelwohl fühlen und unaufhaltbar ausbreiten.

Wie schnell das geht, ist schockierend! Ein Weibchen legt bis zu acht Millionen Eier in ihrem Leben! Eine rasante Verbreitung ist da programmiert. Für Italien, den größten Muschelproduzenten Europas und Drittgrößter der Welt, werden die Blaukrabben zu einer ernsthaften Bedrohung.

„Sie sind aggressiv, sie sind schnell und von inakzeptabler Intelligenz“, sagt der verzweifelte Fischer Marco Giudici dem Nachrichtensender ntv. „Wir bekämpfen die Blaukrabben, aber sie sind stärker als wir, weil es so viele von ihnen gibt.“ Besonders betroffen ist die Adriaküste im Osten Italiens. Letztes Jahr haben sich nach Angaben der italienischen Zeitung La Repubblica jede Woche sechs oder sieben Krabben in den Netzen verfangen. Mittlerweile seien es etwa 200 pro Tag!

Blaukrabbe in Italien: Restaurants stellen Speisekarten um

Heimische Arten werden nicht nur verdrängt, die Blaukrabbe ernährt sich auch massenhaft von Muscheln, Austern und kleinen Fischen. Für die Region wird das ein immer größeres, unkontrollierbares Problem. Die Muschel- und Austernproduktion ist wegen der Blaukrabbe bereits um die Hälfte eingebrochen.

Die Regierung in Rom investierte bereits drei Millionen Euro zum Schutz der Fischzucht und im Kampf gegen die Blaukrabben. Die einzige Möglichkeit ist es, sie mit Netzen zu fangen und zu verzehren. Köchinnen und Köche in italienischen Restaurants haben daher bereits damit begonnen, die Blaukrabbe in ihre Speisekarten aufzunehmen.

Neben den traditionellen Gerichten wird nun auch Linguine mit Blaukrabben angeboten. Bei der Kundschaft kommt das laut La Repubblica gut an. Zuletzt stiegen deswegen sogar die Preise für den Meereskiller.