Kritik bei Twitter: Kaufland sperrt Antifa-Shirts, bietet aber Hitlers „Mein Kampf“ und andere rechtsextreme Werke an
Auf Twitter wird der Einzelhandelskette Kaufland Doppelmoral vorgeworfen.

Wir rechts ist die Einzelhandelskette Kaufland? Diese Frage stellen sich seit einigen Tagen zahlreiche User der Social Media-Plattform Twitter erneut. Nachdem sich bereits vor einem Jahr anhand des rechtsextremen Magazins „Compact“, das bei Kaufland angeboten wird, eine Diskussion im Netz entspannte, gibt es nun einen neuen Aufhänger und der findet nicht direkt in den Filialen statt, sondern auf dem Online-Marktplatz.
Ärger über Kaufland: So fing alles an
Auslöser war ein Twitter-User, dessen Tweets sich zuvor mit der Verharmlosung der Corona-Pandemie, der Leugnung der Klimakrise und weiteren Verschwörungstheorien befasste. Der machte Kaufland nämlich darauf aufmerksam, dass auf dem Marktplatz Pullover, Shirts und Taschen mit dem Logo der „Antifaschistischen Aktion“ fanden. Das Logo der „Antifaschistischen Aktion“ (kurz: Antifa) besteht aus zwei Fahnen, einer roten und einer schwarzen, in einem schwarzen Kreis. Es ist das logo einer kaum bis locker strukturierten Bewegung im linken politischen Spektrum, die sich dem Widerstand gegen Faschismus und Rechtsextremismus verschrieben hat.
In dem Tweet setzte der User die „Antifaschistische Aktion“ mit Nationalsozialismus gleich. Nachdem mehrere weitere im rechten Spektrum zu verortende Profile darauf aufmerksam geworden waren, antwortete Kaufland und auf Twitter. Man habe die Produkte des Händlers vom Marktplatz entfernt.
Mehrere Twitter-User warfen Kaufland daraufhin Doppelmoral vor, weil man das rechtsextreme Magazin Compact weiter im Angebot behalte, die Shirts der „Antifaschistischen Aktion“ aber nicht. Kaufland rechtfertigte sich in einem fünf Tweets langen Thread. Darin heißt es unter anderem, dass Kaufland alle extremistischen Meinungen ablehne und erklärt, dass es bei Magazinen eben nicht so einfach sei, sie aus dem Verkauf zu nehmen, wie bei Produkten auf dem Marktplatz.
Kaufland sperrt Antifa-Shirts, aber nicht Hitlers „Mein Kampf“
Während viele Twitter-User die Gleichsetzung von Faschisten mit Antifaschisten kritisieren, zeigte Leo Schneider, der Vorsitzende der Jusos Hamburg-Nord, in einem Twitter-Thread auf, dass die Beteuerungen von Kaufland, sich gegen jeden Extremismus auszusprechen wie heiße Luft erscheinen lässt. Denn Schneider sammelte in einem Thread verschiedene rechtsextreme Werke, die auf dem Marktplatz bei Kaufland erhältlich sind. Der KURIER hat die Angebote nachvollzogen und die haben es in sich.
So ist beispielsweise die unkommentierte Ausgabe von Adolf Hitlers Hetzschrift „Mein Kampf“ auf dem Marktplatz erhältlich. Das Buch kommt versandkostenfrei aus Großbritannien.
Weiterhin finden sich im Kaufland-Marktplatz das geschichtsrevisionistische und holocaustverharmlosende Werk „Richtigstellung zur Zeitgeschichte“ von NPD-Politiker Rolf Kosiek. Auch mehrere Werke des Holocaustleugners David Irving über die Nazi-Größen Joseph Goebbels und Hermann Göring bietet Kaufland auf seinem Marktplatz eine Plattform. Schneider zählt noch weitere Werke auf, die ebenfalls aus dem rechtsextremen Spektrum kommen. Kaufland äußerte sich am Sonntag nicht noch einmal über Twitter.