Bei TikTok geben Protz-Teenies mit ihren Schulden an.
Bei TikTok geben Protz-Teenies mit ihren Schulden an. dpa/Marijan Murat

Dass Jugendliche bei TikTok gerne zeigen, was sie haben, ist nicht neu. Aber der neueste Trend in dem Online-Netzwerk treibt das Ganze in ungeahnte Höhen: Jugendliche geben bei TikTok jetzt mit ihren Schulden an!

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Unter #klarnaschulden liefern sich Nutzer einen regelrechten Wettbewerb über die Höhe ihrer Schulden bei dem schwedischen Zahlungsanbieter Klarna. Und es sind nicht nur Einzelfälle! Mehr als 30 Millionen Aufrufe hat der Hashtag auf TikTok bereits!

Wer bei TikTok unter dem Hashtag sucht, findet gleich Dutzende Fälle. So sieht man, wie eine junge Frau ein Päckchen mit Klamotten hochhält. Im Hintergrund sind rote Zahlen zu sehen. Der Text: „Wenn du 23.412,61 Euro Schulden bei Klarna hast.“ Eine weitere macht ihre Verbindlichkeiten in Höhe von 5859,01 Euro öffentlich. Ein anderer Nutzer prahlt: „Ich wette, niemand kann meine Klarnaschulden toppen.“ Daraufhin zeigt er seine Kontenübersicht. Die Bilanz: ein Minus von fast 425.000 Euro.

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Warum geben Jugendliche bei TikTok mit ihren #klarnaschulden an?

Überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Das Unternehmen Klarna weist allerdings darauf hin, dass ein Einzelner keinesfalls Schulden in dieser Höhe anhäufen könne.

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Doch warum machen die durchgeknallten Teenies so viele Schulden? „Klarna ist verlockend für junge Menschen mit wenig Geld“, sagt Konsumverhalten-Expertin Julia Pitters von der IUBH Internationalen Hochschule in Erfurt.

Das Unternehmen wirbt mit dem Slogan „Kaufe jetzt, bezahle später“. „Klarna entkoppelt die Freude über den Erwerb eines Produkts vom ‚Kaufschmerz‘, da die Rechnung erst 30 Tage später beglichen werden muss“, erklärt Pitters. Zusätzlich wirkt die niedrige Mahngebühr, dass sich die Teenies nicht verschuldet fühlen! Läppische 1,20 Euro will Klarna bei Zahlungsverzug.

Und auch Corona hat bei vielen Kids gewirkt: „Wegen geschlossener Geschäfte konnte man vieles nur online bestellen. Dadurch haben viele Menschen Gefallen daran gefunden.“ Schuld sei zudem die Konsumgesellschaft!

„Viele junge Menschen wissen, dass sie niemals erben oder Eigentum erwerben können. Sie wollen aber dennoch so leben wie der reiche Nachbar, der aus gutem Hause kommt“, so Pitters. Daraus entwickle sich eine Art Trotzreaktion. „Sie entwickeln eine Gleichgültigkeitsmentalität, kaufen viel, machen Schulden.“

Klarna will den TikTok-Trend nicht unterstützen

Und was sagt der Zahlungsanbieter dazu? „Wir beobachten mit Sorge, dass junge Menschen in Videos ihre Klarna-Kontostände zeigen.“ Klarna habe „nicht das geringste Interesse daran, dass Menschen mit offenen Rechnungen prahlen“. Im Gegenteil: Das Geschäftsmodell beruhe darauf, dass Kundinnen und Kunden pünktlich zahlen.

Bisher würden nur ein Prozent der Rechnungen wegen Verzuges an die Inkassofirmen weitergeleitet. „Wir sind uns der Verantwortung bewusst, dass wir für viele junge Menschen der erste Kontakt zur Finanzwelt sind“, sagt Kalkhof. Daher werde allen 18- bis 25-Jährigen, die Klarna zum ersten Mal nutzen, ein Video angezeigt, das die wichtigsten Begriffe und Mechanismen der Finanzwelt in einfacher Sprache erklärt. Ob das Video den irren #klarnaschulden-Trend stoppen kann, wird sich erst noch zeigen.