Bei einer Frau in Hyderabad wird ein Nasenabstrich durchgeführt.
Bei einer Frau in Hyderabad wird ein Nasenabstrich durchgeführt. Foto: dpa/Mahesh Kumar

Israel, Spanien und Frankreich haben sie schon: die zweite Corona-Welle. In Deutschland, wird anhand wieder steigender Infektionszahlen noch diskutiert, ob es eine Welle oder nur eine Delle ist, die da nach einer Phase weitgehender Entspannung kommt. Solche Fragen gibt es in Indien nicht. Seit die Zahl der Infektionen Ende März an Fahrt aufgenommen hat, steigen die Zahlen in dem Milliardenstaat unaufhörlich an. Fast jeden Tag werden neue Rekordzahlen vermeldet. Am Samstag waren es laut worldometers.info 78.472 Neuinfektionen. So viele Fälle hat bislang kein anderes Land an nur einem Tag registriert.

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Alle Maßnahmen scheinen in dem Staat mit der zweitgrößten Bevölkerung weltweit nicht ausreichend zu greifen, um eine Ausbreitung des Virus nachhaltig verhindern zu können. Zudem änderte die Regierung um Premierminister Narendra Modi immer wieder die Strategie. Rund 3,54 Millionen Infektionsfälle wurde bereits registriert. Mehr als 60.000 Menschen sind bereits gestorben. Vor allem in ländlichen und ärmeren Regionen wird davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer derzeit hoch ist. Bereits Ende Juli hatte Gesundheitsexperte Gautam Menon von der Ashoka-Universität in Sonipat bei Neu-Delhi gemutmaßt, dass die eigentliche Zahl der Fälle 20 oder sogar 30 mal höher sein könnte. Grund sind geringe Testkapazitäten. Auch die Zahl der Toten könnte deutlich höher sein.

Corona-Zickzack-Kurs in Indien

Eigentlich hatte Indien, als die ersten Fälle in dem 1,3-Millionen-Einwohner-Land auftauchten, gehofft, die Lage durch eine strikte Ausgangssperre in den Griff zu bekommen. Doch als Millionen Menschen dadurch ihre Arbeit verloren, änderte die Regierung ihre Strategie. Ende Juli wurden in vielen Regionen dann wieder härtere Maßnahmen ergriffen. Doch die Infektionszahlen stiegen immer weiter.

In dieser prekären Lage setzt Premierminister Modi nun einmal mehr auf die Rückkehr zur Normalität, um Schäden für die Wirtschaft abzumildern wie es heißt. Seit Wochen gibt es Demonstrationen verschiedener Branchen, die fordern, ihre Arbeit wieder aufnehmen zu können.

Mitglieder des indischen Fitnessstudio-Verbands fordern mit Mundschützen im Gesicht die Wiedereröffnung von Studios und Sporthallen.
Mitglieder des indischen Fitnessstudio-Verbands fordern mit Mundschützen im Gesicht die Wiedereröffnung von Studios und Sporthallen. Foto: dpa/Manish Swarup

So hat die Regierung beschlossen, die U-Bahn in Delhi, wo rund 20 Millionen Menschen leben, wieder in Betrieb zu nehmen. Von 7. September an sollen die Züge zum ersten Mal seit März wieder fahren. Das dicht besiedelte Delhi gilt seit Beginn der Pandemie als einer der Corona-Hotspots.

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Weltweit gesehen hat Indien diesen Status schon lange inne. Neben den USA und Brasilien ist das asiatische Schwellenland das einzige mit mehr als drei Millionen Corona-Fällen.