Der kleine Joe aus Oldenburg wurde nach acht Tagen lebend in einem Gully gefunden.
Der kleine Joe aus Oldenburg wurde nach acht Tagen lebend in einem Gully gefunden. dpa/Polizei

Es klingt nach einer unglaublichen Geschichte. Seit acht Tagen wurde der achtjährige Joe aus Oldenburg vermisst. Angehörige und Retter hatten schon jeder Hoffnung aufgegeben, den kleinen Jungen lebend zu finden. Doch jetzt das Wunder. Joe wurde in einem Gully gefunden. Das teilte die Polizei der niedersächsischen Stadt per Twitter mit.

Der geistig behinderte Junge war am 17. Juni zuletzt gesehen worden. „Der 8-jährige Joe lebt“, lautete der Tweet am Samstagmorgen. „Er wurde soeben in Oldenburg in einem Gully aufgefunden. Aktuell wird er in ein Krankenhaus gebracht und dort versorgt.“ Am Samstagmorgen gegen 6.30 Uhr hörte ein Spaziergänger laut Polizei leises Weinen und informierte sofort die Polizei.

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Der Gulli befindet sich in einer Straße im selben Stadtviertel wie das Elternhaus des Jungen, in Donnerschwee. Zunächst untersuchte die Spurensicherung am Samstag den Kanalschacht.

Polizisten inspizieren einen Gully - der Junge wurde hier nach mehr als einer Woche wiedergefunden.
Polizisten inspizieren einen Gully - der Junge wurde hier nach mehr als einer Woche wiedergefunden. Andre van Elten/dpa

Die Suche nach dem Kind hielt tagelang nicht nur Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte in Atem. Die Stadtgemeinschaft bangte mit. Viele Freiwillige machten sich organisiert oder einzeln auf die Suche. Firmen und Vereine teilten die Suchaufrufe.

Polizei vermutete Straftat

Am siebten Tag des Verschwindens richtete die Polizei zusätzlich eine Mordkommission ein. Die Annahme, dass der Junge sich bewusst verstecke, sei hinfällig geworden, hieß es. Stattdessen habe ein Zeuge Hinweise gegeben, dass Joe möglicherweise einer Straftat zum Opfer gefallen sein könne.

Ermittelt wurde gegen unbekannt. Zwar bleibe die Sonderorganisation der Polizei für die Suche bestehen, hieß es in einer Mitteilung. Die Mordkommission habe aber andere rechtliche Möglichkeiten bei ihren Ermittlungen, zum Beispiel bei der Sicherung von Daten.

Verschwunden war der Junge im Oldenburger Stadtteil Donnerschlee, in dem es frühere Kasernen gibt. Aber intensiv gesucht wurde auch in anderen Teilen der Universitätsstadt an der Hunte. Auch Dörfer, Seen und Wälder im angrenzenden Landkreis Ammerland wurden abgesucht.

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Doch wie ist Joe in den Gullyschacht gelangt? Diese zentrale Frage wollen die Ermittler möglichst schnell klären. Den zentnerschweren Deckel bekommt auch ein kräftiger Erwachsener nicht ohne weiteres angehoben. Denkbar sei, dass das Kind an einer anderen Stelle des verzweigten Kanalsystems ins Tunnellabyrinth geklettert und durch die Röhren gekrabbelt sei, sagt der Polizeisprecher.

Am Sonntag sollte ein mit einer Kamera ausgestatteter Roboter zum Einsatz kommen, um den Weg nachzuvollziehen, den Joe durch das Kanalsystem genommen haben könnte.

Der geistig behinderte Junge mit dem Lockenkopf war am 17. Juni als vermisst gemeldet worden. Gefunden wurde er nur wenige hundert Meter von seinem Elternhaus entfernt, in der Gegend waren auch Spürhunde eingesetzt worden. Zuletzt hatten Zeugen Joe in der Nähe von früheren Kasernen gesehen. Weil er gern Verstecken spielt, war zunächst auch in Altkleidercontainer sowie unter geparkten Autos nach ihm gesucht worden.