Blick auf Attendorn: In dem beschaulichen Örtchen im Sauerland sollen die Mutter und die Großeltern einer Achtjährigen das Kind jahreland eingesperrt haben.
Blick auf Attendorn: In dem beschaulichen Örtchen im Sauerland sollen die Mutter und die Großeltern einer Achtjährigen das Kind jahreland eingesperrt haben. Imago/agefotostock

Was für eine Horrorvorstellung! Ein acht Jahre altes Mädchen soll so gut wie nie draußen gewesen sein. Wie Staatsanwaltschaft in Siegen mitteilt, habe das Kind nicht „am Leben“ teilgenommen und sei weder im Kindergarten noch in der Schule oder zum Spielen gewesen. Sie sei „kaum in der Lage, allein Treppen zu steigen.“

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Stattdessen soll das Kind nahezu sein gesamtes Leben lang in einem Haus im Sauerland festgehalten worden sein. Nun ermitteln die Behörden gegen die Mutter des Kindes und die Großeltern, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Patrick Baron von Grotthuss, am Samstag sagte. Man gehe davon aus, dass diese Personen dem Mädchen das Verlassen des Hauses und den Kontakt mit anderen Menschen verwehrt hätten.

Achtjährige sieben Jahre in Haus der Großeltern eingesperrt

Das Mädchen habe mutmaßlich knapp sieben Jahre lang in dem Haus der Großeltern im Ort Attendorn gelebt, ohne es verlassen zu dürfen. Mehrere Medien hatten über den Fall berichtet.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll die Mutter beim Jugendamt einst angegeben haben, dass sie samt Kind nach Italien umziehe. Das Jugendamt habe dann allerdings Hinweise erhalten, dass sich das Kind gar nicht dort aufhalte. Italienische Behörden hätten anschließend bestätigt, dass Mutter und Kind nicht vor Ort seien - und wohl auch nie dort gewesen seien.

Daher sei das Jugendamt mit der Polizei im September an dem Haus vorstellig geworden. „Man musste mit richterlichem Beschluss rein“, erklärte Oberstaatsanwalt Baron von Grotthuss. Beamte hätten erzählt, dass ihnen das Kind - es sei nun fast schon neun Jahre alt - dann auf der Treppe entgegen gekommen sei.

Nachbarn hatten nichts von Kind und Mutter bemerkt

Die Hintergründe sind noch völlig unklar. Mutter und Großeltern machen nach Angaben der Ermittler von ihrem Recht zu schweigen Gebrauch. Daher tappe man noch im Dunkeln, „was da möglicherweise in den Köpfen der Menschen vorgegangen ist“, wie Baron von Grotthuss sagte. Attendorn liege auf dem Land. „Man denkt ja, die Sozialkontrolle funktioniert da noch“, sagte er. Aber selbst die Nachbarn hätten nicht gewusst, dass Mutter und Kind im Haus gewesen seien.

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Das Mädchen sei nun in einer Pflegefamilie. Hinweise auf eine körperliche Misshandlung oder Unterernährung gebe es momentan nicht. „Allerdings haben wir die Situation, dass es die Außenwelt nicht gesehen hat“, sagte Baron von Grotthuss. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.