Ein Lachen gegen die Bomben: Abdullah al-Mohammed mit seiner dreijährigen Tochter Salwa.
Ein Lachen gegen die Bomben: Abdullah al-Mohammed mit seiner dreijährigen Tochter Salwa. Foto:AFP/Abdulaziz Ketaz

Es ist ein einfaches Spiel in einer schweren Zeit: Jedes Mal, wenn eine Granate einschlägt oder eine Bombe explodiert, wird gelacht. In der syrischen Provinz Idlib gibt es kein Entkommen vor dem Krieg, sagt Abdullah al-Mohammed. Der einzige Weg, seine kleine Tochter Salwa zu beruhigen, ist den Horror in ein Spiel zu verwandeln.

Ein Video, in dem die Dreijährige jedes Mal lacht, wenn die Kampfjets kommen, wird derzeit in den sozialen Medien als ermutigende, aber auch grimmige Erinnerung an das tägliche Leben der Bewohner von Idlib verbreitet.

Alles, was ihr Vater möchte, ist, dass Salwa eine glückliche Kindheit hat.
Alles, was ihr Vater möchte, ist, dass Salwa eine glückliche Kindheit hat. Foto: AFP/Abdulaziz Ketaz

„Ist es ein Flugzeug oder eine Mörsergranate?“, fragt Mohammed, als im Hintergrund ein zischendes Geräusch zu hören ist. „Eine Mörsergranate“, antwortet die Dreijährige.

„Wenn es kommt, werden wir lachen.“ In einem anderen Video steht Salwa auf dem Schoß ihres Vaters in ihrem Wohnzimmer und ihr herzliches Lachen wird durch den finsteren Donner einer Bombe ausgelöst, die von einem Kampfflugzeug abgeworfen wird.

Salwas Vater hat nach neun Jahren keine Hoffnung mehr

Eine von dutzenden zerstörten Städten in der umkämpften Provinz Idlib.
Eine von dutzenden zerstörten Städten in der umkämpften Provinz Idlib. Foto: AFP/Omar Haj Kadour

„Sag mir, Salwa, was hat das Flugzeug gemacht“, fragt der Vater. „Das Flugzeug kam und ich habe viel gelacht. Das Flugzeug bringt uns nur zum Lachen, es sagt uns: ,Lach mich aus, lach mich aus’“, sagt sie. Salwa glaubt, dass die Bomben Feuerwerkskörper sind, und ihr Vater erlaubt ihr, glücklich darüber zu sein.

Ein AFP-Reporter traf den 32-jährigen Vater in Sarmada, einer Stadt in Syriens letzter Rebellenhochburg Idlib, die die von Russland unterstützten Regimetruppen zu zerschlagen versuchen. Mohammed erklärt, als Salwa gerade ein Jahr alt war, fing sie an zu weinen, wenn sie in der Nachbarschaft ein Feuerwerk hörte. Er erklärte ihr, dass das Geräusch von Kindern kam, die für den muslimischen Feiertag von Eid al-Fitr spielten. „Danach, was auch immer aus der Luft zu uns kam, sagte ich zu ihr: ,Komm, lass uns zusammen lachen, das sind Kinder, die für Eid al-Fitr spielen.“

Abdullah al-Mohammed und Tochter Salwa albern rum.
Abdullah al-Mohammed und Tochter Salwa albern rum. Foto: AFP/Abdulaziz Ketaz

Der Norden der Provinz Idlib an der türkischen Grenze ist eine Sackgasse für Hunderttausende Zivilisten, die aus anderen ehemaligen Rebellenhochburgen in ganz Syrien vertrieben wurden. Hunderte von Menschen, darunter viele Kinder, wurden in den vergangenen Wochen getötet. Nach Angaben der Vereinten Nationen waren allein seit Dezember 900.000 Menschen gezwungen, ihre Häuser und Unterkünfte zu verlassen.

Nach fast neun Jahren eines Konflikts, bei dem mehr als 380.000 Menschen ums Leben kamen, sagt Salwas Vater, er habe keine Träume oder Hoffnung mehr. „Eines Tages wird sie wissen, dass dies ein Geräusch des Todes ist, aber bis dahin wird sie verstanden haben, wer wir sind und was unsere Geschichte ist“, sagt Mohammed.