Vor 50 Jahren
Hip-Hop: Wie eine wilde Party für eine Pop-Revolution sorgte
August 1973: Mit zwei Plattenspielern entstand auf einer privaten Fete in der Bronx ein neuer Sound.

Angefangen hat alles an einem der Tiefpunkte der Geschichte von New York City: Anfang der 70er Jahre hat eine Wirtschaftskrise die USA im Griff - und in der Bronx trifft sie die Menschen besonders hart. In dem Bezirk, in dem besonders viele Afroamerikaner wohnen, kürzt die Stadt bitter benötigte Ausgaben. Vermieter brennen lieber ihre Gebäude für die Versicherungsprämie nieder, als sie instandzuhalten. Und Cindy, die Schwester von Musiker DJ Kool Herc, schmeißt eine Party, deren Folgen die Musikwelt umkrempeln werden und die heute als Geburtsstunde des Hip-Hop gilt.

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Es ist der 11. August 1973, das Schuljahr hat gerade angefangen. Bei der Back-to-School-Feier im Aufenthaltsraum des vom Verkehrslärm umtosten Hochhauses in der Sedgwick Avenue mit der Hausnummer 1520 legt DJ Kool Herc auf zwei Plattenspielern dieselbe Schallplatte auf. Er mixt die Klänge beider Platten - zum ersten Breakbeat der Geschichte. Zum ersten Mal, so geht zumindest die Legende, hören an diesem Tag Bewohner New Yorks diesen zentralen Baustein des Hip-Hop. „Diese Party war der Anfang“, sagt fünf Jahrzehnte später Ralph McDaniels, Musikhistoriker und einflussreicher TV-Moderator.

Heute ist Hip-Hop das wohl einflussreichste Musikgenre der Gegenwart, Generationen von Jugendlichen sind mit den Klängen des Wu-Tang Clan, von Tupac Shakur und Jay-Z im Ohr aufgewachsen. Aber Hip-Hop ist auch eine stilprägende Kultur, deren Spuren auf Demonstrationszügen ebenso zu sehen sind wie in den teuersten Lokalen der Welt.
Hip-Hop: Die neue Pop-Kultur begann auf der Straße

Der Weg des Hip-Hop in den kulturellen Mainstream beginnt auf der Straße: In den Jahren nach der sagenumwobenen Hochhausparty in der Bronx wächst um die DJs und ihre Beats die Kultur der B-Boys und B-Girls - der jungen Männer und Frauen, die vor Publikum zu Hip-Hop-Musik ihre spektakulären Breakdance-Übungen vorführen. Zu ihnen kommt der MC, der Master of Ceremony, mit seinem Sprechgesang namens Rap.
Hip-Hop machte aus Ghetto-Kids Superstars
Zwischen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre schaffen DJs und MCs den Sprung von den Straßen und Hinterhöfen in die Nachtclubs. Rapsongs, der am besten vermarktbare Teil der Hip-Hop-Kultur, werden kommerziell erfolgreich. Aber die Erfolgsgeschichten des Genres wurzeln weiterhin in Erfahrungen von Diskriminierung und sozialer Ungerechtigkeit. „Die größten Künstler des Hip-Hop sind in harten Verhältnissen aufgewachsen“, sagt Musikkritiker McDaniels.

Künstler wie Jay-Z, The Notorious B.I.G. oder Nas: Sie alle seien groß geworden an Orten, die alles andere als schön seien. „Sie kannten und verstanden die Menschen, die Familien, die nach Pisse stinkenden Fahrstühle“, sagt McDaniels. Spätestens in den 2000er Jahren schließt das Musikgenre seinen kommerziellen Aufstieg ab: Künstler wie Kanye West, Jay-Z, Cardi B, Drake und Nicki Minaj stürmen die Charts. Doch die Musikindustrie verweigert vielen Musikern lange den Ritterschlag: Die Grammys, die wichtigsten Preise der Branche, bekommen Hip-Hop-Künstler lange Zeit vor allem in als typisch afroamerikanisch geltenden Unterkategorien.
Der Siegeszug des Hip-Hop geht trotzdem weiter: Mit dem Aufstieg der Musik-Streamingplattformen zeigt sich endgültig sein gigantischer globaler Einfluss. Bis heute ist Hip-Hop aber auch viel mehr als Musik, er ist eine Bewegung.
Paula Farley, 59 Jahre alt und in der Bronx aufgewachsen, steht am Rande einer der vielen Feiern, mit denen in New York in diesen Tagen der 50. Jahrestag des Hip-Hop begangen wird. Auf der Bühne vor ihr wärmen sich Breakdancer auf, später werden hier die Hip-Hop-Legenden Grandmaster Flash, Melle Mel und KRS-One der Menge einheizen. „Die Menschen haben Hip-Hop lange nicht wirklich akzeptiert. Sie haben gedacht, dass er scheitert“, sagt Farley. „Man sieht ja, dass sie sich geirrt haben.“