Er war der Hitlerjunge Salomon: Holocaust-Überlebender Sally Perel im Alter von 97 Jahren gestorben
Der Jude Sally Perel überlebte die Nationalsozialisten und den Holocaust, indem er sich als Volksdeutscher ausgab.

Der Holocaust-Überlebende Sally Perel, der als „jüdischer Hitlerjunge“ Josef „Jupp“ Perjell den Nazi-Terror überlebte, ist tot. Der Israeli starb im Alter von 97 Jahren in seinem Haus in Israel, teilte die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem mit.
International bekannt wurde der gebürtige Deutsche durch seine Autobiografie „Ich war Hitlerjunge Salomon“. Das Buch war 1990 auch Grundlage für einen mehrfach prämierten Film der Regisseurin Agnieszka Holland.
Perel wurde am 21. April 1925 in Peine bei Braunschweig geboren. Perels Familie war Mitte der 30er Jahre nach Polen übergesiedelt. Nach dem deutschen Überfall auf das Land schickten die Eltern Salomon und seinen Bruder Isaak in den von der Sowjetunion annektierten Teil Polens. Er kommt in ein sowjetisches Waisenhaus und wird dort kommunistisch erzogen. Nach dem Angriff der Deutschen auf die Sowjetunion fällt er 1941 auf dem Gebiet der damaligen Sowjetunion deutschen Truppen in die Hände.
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1941 entging er dort der Erschießung durch deutsche Truppen, weil er behauptete, ein „Volksdeutscher“ zu sein. In der Folge diente Salomon unter dem Namen Josef „Jupp“ Perjell einige Zeit der Wehrmacht als Dolmetscher. 1943 wurde er als Minderjähriger von der Front abgezogen und kam auf eine Schule der Hitlerjugend und zur Berufsausbildung nach Braunschweig. Die Ausbildung zum Werkzeugmacher absolvierte er im „Vorwerk“ von Volkswagen. Dort fürchtete er bis zum Kriegsende täglich seine Enttarnung.

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In der nationalsozialistischen Uniform habe er sich mit der Rolle des Muster-Hitlerjungen „Jupp“, identifiziert, berichtete Perel. „Wenn im Radio die Sondermeldungen von deutschen Siegen übertragen wurden, habe ich mich wie die anderen gefreut“, schrieb Perel in seiner Biografie. Nur gelegentlich sei seine alte Identität als Sohn jüdischer Eltern durchgebrochen. Dann habe er sein Leben kaum noch ertragen können.
Als Hitlerjunge überlebte Sally Perel denWeltkrieg
Er habe sich zunächst lange Zeit die größte Mühe gegeben, „zu verdrängen und zu vergessen“, schreibt er in der Einleitung zu seiner Autobiographie. So habe ihn auch lange die Frage gequält, ob er das recht hatte, „mich mit den Überlebenden des Holocaust zu vergleichen“ und sich in seinen Erinnerungen mit ihnen auf eine Stufe zu stellen? Sie seien damals Helden gewesen. „Ich dagegen war zur selben Zeit unbehelligt unter den Nazis umhergegangen, hatte ihr Uniform und das Hakenkreuz auf meiner Mütze getragen und ‚Heil Hitler!‘ gebrüllt.“
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Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte Perel ins heutige Israel aus. 1999 erhielt er für seine Bemühungen um die deutsch-israelische Verständigung das Bundesverdienstkreuz. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) kondolierte den Angehörigen mit den Worten: „Wir alle sind ihm unendlich dankbar dafür, dass er von dieser Zeit berichtet, geschrieben und immer wieder den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen gesucht hat.“
Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat den verstorbenen Holocaust-Überlebenden, Sally Perel, als „Aufklärer und Mahner gegen das Vergessen“ gewürdigt. Perel sei „ein großartiger Mensch mit einer dramatischen Lebensgeschichte“ gewesen, schrieb der SPD-Politiker am Freitag bei Twitter.
In Israel leben nach jüngsten Zahlen noch 150.600 Zeitzeugen des Holocausts. Mehr als tausend von ihnen sind bereits über 100 Jahre alt.