Henstedt-Ulzburg: Was geschah am Rande der Anti-AfD-Demo?
Nach einer Demonstration gegen eine AfD-Versammlung im Bürgerhaus von Henstedt-Ulzburg fuhr ein Auto in eine Menschenmenge. Augenzeugen und Polizei widersprechen sich nach dem Vorfall.

Am Samstagnachmittag sorgte eine Veranstaltung der rechtsradikalen Partei AfD in der Kleinstadt Henstedt-Ulzburg in Schleswig-Holstein für Unruhe. Am Ende des Abends wurde mindestens eine Person, die gegen die Veranstaltung demonstrierte verletzt. Doch wie es dazu kam und was genau passierte, ist unklar. Polizei und Augenzeugen widersprechen sich.
Klar ist Ursprungskonflikt: Im Bürgerhaus lief am Nachmittag eine Veranstaltung der AfD, bei der auch Bundessprecher Jörg Meuthen anwesend war. Die Veranstaltung wurde von lautstarkem Gegenprotest begleitet, an dem unter anderem die Initiative „Aufstehen gegen Rassismus Hamburg“ beteiligt gewesen war. Die Polizei beziffert die Demonstranten in einer Mitteilung auf 200 Teilnehmer aus dem bürgerlichen Spektrum, sowie „50-60 Personen der linken Szene (Antifa)“, die eine Spontandemonstration durchführten.
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Nachdem die AfD-Veranstaltung um etwa 18.30 Uhr endete, gerieten laut Polizeibericht „Demonstranten der rechten und linken Szene“ aneinander. „Dabei wurde im Rahmen eines Verkehrsunfalls eine Person der linken Szene schwer verletzt und in ein Krankenhaus eingeliefert.“ Details finden sich in der Mitteilung nicht. Dass jedoch überhaupt von einem „Verkehrsunfall“ die Rede ist, stößt der Initiative „Aufstehen gegen Rassismus Hamburg“ sauer auf. Sie bezeichnet den Vorfall in einer Mitteilung als „Mordversuch mit einem Auto durch AfD-Sympathisanten“, bei dem fünf Menschen verletzt wurden.
Laut der Initiative seien vier Männer, die zunächst am Rande der Demonstration dabei beobachtet worden sein, wie sie rechte Sticker klebten und rechte Parolen äußerten, in einen VW-Geländewagen gestiegen, den der Fahrer dann „abrupt“ beschleunigte und „gezielt auf eine Gruppe Protestierender auf dem Gehweg und auf die angrenzende Rasenfläche“ lenkte. Zudem zitiert die Initiative einen Augenzeugen, der die Polizei-These des Verkehrsunfalls deutlich zurückweist. „Es ist für mich ganz klar, der Fahrer hat beschleunigt, ist auf den Fußgängerweg und wollte Menschen überfahren. Das heißt, er hat in Kauf genommen uns zu töten!“, wird er in der Mitteilung zitiert.
Ähnliches berichtete ein anderer Augenzeuge, der selbst von den Auto angefahren wurde, der „taz“. „Ich dachte, ich sehe nicht richtig“, zitiert das Blatt den 44 Jahre alten Zeugen, der Prellungen am ganzen Körper erlitten habe. „Der Fahrer gab Vollgas und raste auf uns zu.“
Die zuständige Polizei Bad Segeberg hatte sich bis zum Montagnachmittag auf eine Anfrage des KURIER nicht erneut zu dem Vorfall geäußert. Laut Mitteilung vom Samstag ermittelt sie wegen „Gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“ gegen den Fahrer. Der wurde nach einer ersten Befragung auf freien Fuß gesetzt.