Polizeibeamte untersuchen eine der eingesetzten Waffen am Gelände der Heidelberger Universität.
Polizeibeamte untersuchen eine der eingesetzten Waffen am Gelände der Heidelberger Universität. dpa/Sebastian Gollnow

150 Schuss Munition hatte Nikolai G.,  der Amokläufer von Heidelberg bei sich. Hatte der 18-jährige Student aus Berlin vor, damit ein Blutbad anzurichten? Die tödliche Tat stellt die Ermittler weiter vor ein Rätsel: Eine zunächst angenommene Beziehungstat schließt die Polizei nunmehr aus.

Ohne Vorwarnung geschossen

Kurz vor 12.30 Uhr hatte der Todesschütze den Hörsaal betreten, in dem 30 Studierende der Biologie an einem Tutorial teilnahmen. Der 18-Jährige, selbst Student, schoss sofort um sich, ohne jede Vorwarnung. Drei Frauen und ein Mann wurden verletzt. Eine Frau starb wenig später an den Folgen ihrer schweren Verletzungen.

Inzwischen steht fest: Die drei Langwaffen besorgte sich der Schütze in Österreich, etwa eine Woche vor der Tat. Polizei und Staatsanwaltschaft teilten in Mannheim am Mittwoch mit, zwei der Waffen und rund 150 Schuss Munition seien am Tatort sichergestellt worden. Die dritte Waffe habe die österreichische Polizei in einem Zimmer gefunden, das der junge Mann bei einem Aufenthalt angemietet habe.

Zwei der Waffen bei Waffenhändler in Österreich gekauft

Die beiden bei der Tat verwendeten Waffen hat der 18-Jährige demnach bei einem Waffenhändler gekauft, die dritte bei einer Privatperson. Inwiefern sich der Waffenhändler oder seine Mitarbeiter wegen des Waffenverkaufs strafrechtlich verantworten müssen, wird den Angaben zufolge geprüft. Dies gestalte sich aufgrund der unterschiedlichen Rechtslage in der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland als schwierig, hieß es.

Die Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen in Mannheim und die noch laufende Auswertung von Mobiltelefonen, Laptops und einem Tablet habe keine Hinweise auf eine persönliche Beziehung zwischen dem mutmaßlichen Täter und den Opfern ergeben.

Der 18-Jährige soll zudem mit einem Taxi von Mannheim zum Tatort ins Neuenheimer Feld in Heidelberg gefahren sein. Die beiden Waffen sollen dabei in einer Sporttasche im Kofferraum des Taxis transportiert worden sein.

Amokschütze soll als Minderjähriger Mitglied der rechtsextremen Partei „Der III. Weg“ gewesen sein

Die Ermittler prüfen den Angaben zufolge außerdem Hinweise, wonach der Tatverdächtige in der Vergangenheit Mitglied der rechtsextremen Partei „Der III. Weg“ gewesen sein soll, und im Jahr 2019, als der Tatverdächtige noch minderjährig war, aus dieser ausgetreten sein soll. Bereits durchgeführte Auswertungen digitaler Medien des mutmaßlichen Täters sowie Zeugenaussagen aus seinem persönlichen Umfeld hätten bislang aber keine Erkenntnisse zu einer Radikalisierung oder zu Kontakten des mutmaßlichen Täters ins rechte Spektrum ergeben.

Nicht auszuschließen sei, dass eine im Raum stehende psychische Erkrankung des Verdächtigen ursächlich für die Tat gewesen sein könnte, hieß es. Belastbare Feststellungen zum Tatmotiv seien jedoch den weiteren Ermittlungen vorbehalten.

Der Vater des Schützen hatte nach Angaben der Polizei nicht lang vor der Tat eine WhatsApp-Nachricht erhalten, in der der Sohn die Tat ankündigte. Der Student schrieb, „dass Leute jetzt bestraft werden müssen“. Die Eltern des jungen Attentäters würden von der Berliner Polizei betreut, sagte ein Polizeisprecher. Auch sie litten enorm unter der schrecklichen Tat ihres Sohnes.