Heftiger Bericht! Erdbeben-Opfer erzählt: So überlebte ich 35 Stunden lang unter den Trümmern meines Hauses
Serdal Berber (43) gehört zu jenen, die das Glück hatten, von den Rettungskräften aus der Ruine seines Hauses geborgen zu werden.

Noch immer werden in den Erdbebengebieten in der Türkei und Syrien täglich unzählige Tote geborgen. Die schweren Erdbeben kosteten unzählige Menschen das Leben, ließen ganze Regionen verwüstet zurück. Täglich sinkt die Hoffnung, unter den Trümmern noch Überlebende zu finden – doch zugleich gibt es immer wieder keine Wunder. Serdal Berber (43) gehört zu jenen, die das Glück hatten, von den Rettungskräften aus der Ruine seines Hauses geborgen zu werden. In einem Interview erzählte er seine Geschichte.
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Der 43-Jährige kam in der Nacht von der Arbeit nach Hause – und lag im Bett, als das Erdbeben seine Heimat erwischte, bereits im Bett. „Plötzlich hörte ich meine Frau und die Kinder rufen. Ich sprang auf und während ich zur Tür lief, stürzte ich plötzlich“, erzählte der Familienvater der „Bild am Sonntag“. „Ich lag in einem kleinen Hohlraum. Alles war dunkel.“
Erdbeben-Oper berichtet: So überlebte ich in den Trümmern
Nach etwa fünf Minuten sei er wieder zu sich gekommen. Zuerst habe er seinen Sohn Muhammed (7) rufen gehört – er habe gesagt, er brauche Hilfe, er habe einen Stein auf dem Kopf und könne ihn nicht anheben. „Ich konnte meine Frau und meinen Sohn nicht sehen, aber ich habe ständig mit ihnen gesprochen.“ Er selbst habe sich in der engen Spalte, in der er begraben lag, immer wieder nach links und rechts gedreht.
Drei meiner Finger seien eingequetscht und abgetrennt worden, sagt er der „Bild am Sonntag“. Er habe Angst gehabt zu verbluten. „Ich zog meine Hose aus und band sie um die Wunde, um die Blutung zu stoppen. In der zweiten Nacht wurde es dann aber so kalt, dass ich Angst hatte zu erfrieren. Also zog ich sie wieder an.“ Zwischendurch habe er mit seiner Frau und dem Sohn gesprochen, die ebenfalls unter den Trümmern lagen.
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Draußen habe er seine Nachbarn gehört, doch sie hätten auf Hilferufe zunächst nicht reagiert. „Irgendwann hörten sie uns doch. Und dann war da ein Spalt, die Retter reichten mir Hammer und Meißel hindurch“, berichtet das Erdbeben-Oper. „Ich hielt den Meißel mit dem Mund, befreite meine eingeklemmte Hand.“

Er sei befreit worden, danach sein Sohn, dann seine Frau - nach rund 35 Stunden unter den Trümmern. „Meine Mutter und meine Tochter haben es nicht geschafft. Die Kleine war ganz weiß, als man sie nach sechs Tagen aus den Trümmern barg.“
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Trotz solcher Rettungsgeschichten ist in den Erdbebengebieten noch keine Entspannung in Sicht. Weiterhin erschüttern starke Nachbeben die Region. Für die kommenden Tage erwartet der türkische Katastrophenschutz Afad Erdstöße mit einer Stärke von mehr als 5. Etwa alle vier Minuten gebe es in der Region ein Nachbeben, sagte der Afad-Geschäftsführer für Risikominderung, Orhan Tatar, der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
Tausende Häuser sind zerstört – und jetzt wird das Trinkwasser knapp
Mehr als 84 000 Gebäude in der Türkei sind eingestürzt oder stark beschädigt, wie der Minister für Stadtplanung, Murat Kurum, am Freitag mitteilte. Auch in Syrien sind Tausende Häuser zerstört. In den Erdbebengebieten warnen Behörden die Menschen deshalb noch immer davor, in ihre Häuser zurückzukehren. In der Türkei gibt es mancherorts wegen der Zerstörung bereits kein Trinkwasser mehr, wie der Chef der Ärztekammer (TTB) im südtürkischen Adana, Selahattin Mentes, sagte.