UPDATE: Heftige Erdbeben treffen die Türkei und Syrien +++ Mehr als 3600 Tote, viele Verletzte +++ Nachbeben am Vormittag
Zwei heftige Beben haben in kurzer Zeit den Südosten der Türkei und den Nordwesten Syriens getroffen.

Die Schäden sind leicht mit dem bloßen Auge sichtbar, die Wunden der Menschen diese Erdbeben erlebt haben, werden sich wohl erst mit der Zeit zeigen: In der Nacht zu Montag hatte es im Südosten der Türke und im Norwesten Syriens zwei heftige Erdbeben gegeben. Die Beben der der Stärke 7,4 und 7,9 auf der Richterskala, die ihr Zentrum in nur zehn Kilometern Tiefe hatten, forderten zahlreiche Todesopfer. Viele Menschen werden noch vermisst.
Erdbeben in der Türkei und Syrien: Zahlreiche Todesopfer
In der Türkei und in Syrien sind durch das Erdbeben mindestens 3600 Menschen getötet worden.
Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad teilte am Montagabend mit, dass nach jüngsten vorläufigen Zahlen mindestens 1762 Menschen in der Türkei ums Leben gekommen seien. In Syrien meldeten Regierung und Rettungskräfte mindestens 1293 Todesopfer.
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In der Türkei wurden nach Behördenangaben außerdem mehr als 12.000 Menschen verletzt, in Syrien sprachen Behörden und Rettungskräfte von mehr als 3400 Verletzten. Rettungskräfte suchten unter den Trümmern nach Überlebenden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ordnete eine siebentägige Staatstrauer an. Deutschland und zahlreiche weitere Länder mobilisierten Soforthilfe für die Erdbebenopfer.
In dem Katastrophengebiet, in dem Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien Schutz gesucht haben, herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Dem Katastrophendienst Afad zufolge hatte das Hauptbeben am Morgen mit Epizentrum im südtürkischen Kahramanmaras eine Stärke von 7,7. Mittags erschütterte ein Beben der Stärke 7,5 dieselbe Region, wie in Istanbul die Erdbebenwarte Kandilli meldete.
Nachdem die Erde zwischen 4.17 Uhr und 4.27 Uhr Ortszeit zweimal heftig gebebt hatte, sind mehrere Gebäude eingestürzt, zahlreiche Menschen wurden unter den Trümmern begraben.
In Syrien stieg die Zahl der Toten auf mehr als 1293, wie das Gesundheitsministerium sowie die Rettungsorganisation Weißhelme mitteilten. In dem Bürgerkriegsland seien bei der Katastrophe mehr als 2300 Menschen verletzt worden.
Die Hilfsorganisation SAMS, die in von Rebellen kontrollierten Gegenden in Syrien arbeitet, meldete mehr als 100 weitere Todesopfer. „Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmer liegen“, sagte Raed Al Saleh, Leiter der Weißhelmgruppe, die mit der Rettung der Menschen betraut ist.
Angesichts der schweren Schäden in den Städten, aber auch auf dem Land, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Opfer noch deutlich ansteigen wird.

Auch in der Türkei werden derzeit Rettungskräfte zusammengezogen. Ein Reporter der Nachrichtenagentur DHA berichtete, Menschen in der Provinz Kahramanmaras hätten in Panik ihre Häuser verlassen. In der Stadt Diyarbakir, die mehrheitlich von Kurden bewohnt wird, soll ein Einkaufszentrum eingestürzt sein. In Adana waren laut Bürgermeister Zeydan Karalar zwei 17- und 14-stöckige Gebäude zerstört. Neben Syrien und der Türkei war das Beben auch im Libanon und Zypern zu spüren, berichten Zeugen.
In den Stunden nach den Erbeben wurden bereits zwei Nachbeben verzeichnet. Diese hatten die Stärke 5,8 und 5,7 auf der Richterskala.
Auch im Libanon und im Irak bebte die Erde, ebenso auf der nahe gelegenen Mittelmeerinsel Zypern. Nach Angaben von EU-Vertretern war das Erdbeben in der Nacht zum Montag eines der stärksten in der Region in mehr als 100 Jahren. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939.

Bundesregierung verspricht Hilfe für die Erdbebenregion
Wenige Stunden nach dem Erdbeben hat die Bundesregierung bereits ihre Hilfe zugesagt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teilte am Montag auf Twitter mit: „Deutschland wird selbstverständlich Hilfe schicken.“ Er verfolge „mit Bestürzung“ die Nachrichten, trauere mit den Angehörigen und bange mit den Verschütteten.
Außenministerin Annalena Baerbock sprach von schrecklichen Nachrichten und kündigte an: „Wir werden mit unseren Partnern rasch Hilfe auf den Weg bringen.“ Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und allen, die um ihre Familie, Freunde, Nachbarn bangten.
Erdbeben in der Türkei und Syrien: Region kennt Erdbeben
Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.
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Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.