Harvey Weinstein vor Gericht: Schauspielerin zweimal im gleichen Hotelzimmer sexuell missbraucht
Die Berichte über sexuelle Übergriffe durch Harvey Weinstein brachten die MeToo-Bewegung hervor. Nun steht der Sexualstraftäter zum zweiten Mal vor Gericht.

Der einstmals gefeierte US-Filmproduzent Harvey Weinstein ist das Symbol für sexuellen Missbrauch in der Unterhaltungsindustrie. Die MeToo-Bewegung, in deren Zuge ab Herbst 2017 immer mehr Frauen sexuelle Übergriffe im Alltag und im Berufsleben öffentlich machten, ist auch fest mit dem Namen Weinstein verbunden, der in den ersten Wochen immer wieder, selbst von den prominentesten Namen der Branche fiel. In einem ersten Prozess in New York wurde Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zweier Frauen zu 23 Jahren Haft verurteilt. Dabei wird es nicht bleiben. Derzeit läuft in Los Angeles ein weiterer Prozess und der offenbarte nun neue, dramatische Details.
Harvey Weinstein: Schauspielerin mit detaillierter Aussage über Vergewaltigung
Nach einer Zeugin, die nur anonym aussagen wollte und einer Schauspielerin, die vor Gericht unter dem Namen Ashley M. firmierte, sagte nun Kelly Sipherd im Clara Shortridge Foltz Criminal Justice Center aus. Die heute 53-Jährige war einst Schauspielerin und geriet so gleich doppelt in die Fänge von Weinstein, so die Anklage. Der Filmproduzent soll sich gleich zweimal innerhalb von 17 Jahren im gleichen Hotelzimmer an ihr vergangen haben. Als Sipherd im Zeugenstand auch noch auf Details der Übergriffe einging, ging ein Raunen durch den Saal.
Wie mehrere US-Medien, die im Gerichtssaal zugegen waren, berichten, habe Sipherd die Übergriffe klar und mit fester Stimme beschrieben. Nur an den besonders pikanten stellen, wurde sie brüchig. Harvey Weinstein habe die Schilderungen regungslos hingenommen.
Der erste Übergriff habe sich demnach im Jahr 1991 zugetragen. Sipherd war damals 24 Jahre alt und besuchte als Schauspielerin das Filmfestival in Toronto, wo auch Weinstein zugegen war. Sie habe den Kontakt gesucht, wie alle Schauspielerinnen und Schauspieler damals, denn Weinstein versprach spannende Filmprojekte. Nach einem freundschaftlichen Gespräch soll Weinstein die Schauspielerin dann auf sein Hotelzimmer eingeladen haben, doch dort änderte Weinstein sein Verhalten offenbar komplett.
Opfer erklärt: So lief der Übergriff durch Harvey Weinstein
Sipherd schilderte vor Gericht: „Er kam untenrum nackt aus dem Badezimmer heraus, nur mit einem geöffneten Oberteil bekleidet. Es war ein überraschender, ein überwältigender Moment.“ Der Produzent soll ruppig den Rock der jungen Schauspielerin nach oben gezogen und einen heißen Waschlappen auf ihre Vagina gelegt haben. Kelly Sipherd berichtet, sie habe darum gebeten aufzuhören, doch Weinstein habe nur erwidert, dass sie es lieben würde und, dass seine Frau das auch liebe. Weinstein soll daraufhin mit seiner Zunge in sie eingedrungen sein. „Ich war eingefroren. Mir war schwindelig vor Angst. Ich konnte plötzlich seinen Penis spüren und hatte Todesangst“, erklärte Sipherd.

Ganze 45 Minuten soll der Übergriff gedauert haben, den Weinstein in späteren Telefonaten mit Sipherd geleugnet haben soll. Als Sipherd 17 Jahre später, im Jahr 2008, mit ihrem Mann und ihren Kindern im Four Seasons in Toronto abgestiegen war, entdeckte sie dort Weinstein. Sie sei wütend geworden, als sie ihn gesehen habe und wollte ihn zur Rede stellen.
Harvey Weinstein: Zweiter Übergriff nach 17 Jahren
Zunächst schien die Konfrontation in Weinsteins Hotelzimmer auch gut zu funktionieren, der Filmproduzent soll zugehört haben, sie dann aber ins Badezimmer gezwungen haben. Dort soll es zum nächsten Missbrauch gekommen sein. Kelly Sipherd erzählte: „Er hat seinen Penis herausgeholt und vor mir masturbiert, während er meine Brüste massiert hat.“ Nach kurzer Zeit habe Weinstein dann auf eine weiße Badematte ejakuliert, berichtet sie vor Gericht weiter. Der Anblick des Spermas schien sich der Schauspielerin gut eingeprägt zu haben, denn sie beschrieb es als „dunkel-orange oder gelb“.
Lesen Sie auch: Olaf Scholz twittert nach Wochen wieder zum Iran – und fällt damit durch! >>
Der Prozess dürfte mit weiteren verstörenden Aussagen weitergehen. Neben dem Fall von Sipherd werden in diesem Prozess die Fälle von insgesamt vier weiteren Frauen verhandelt. Von zwei weiteren stehen die Aussagen noch aus.