Im Schanzenviertel stehen viele Menschen teils dicht beieinander.
Im Schanzenviertel stehen viele Menschen teils dicht beieinander. Foto: dpa/Jonas Walzberg

Seit Wochen gibt es immer wieder Beschwerden aus dem Hamburger Schanzenviertel. Hunderte Menschen würden dort Abend für Abend, vor allem am Wochenende, die halbe Nacht auf der Straße stehen und sich betrinken. Viele von ihnen tragen weder Maske, noch halten sie sich an die Abstandsregeln. Jetzt will der Hamburger Senat so richtig durchgreifen.

Das Cornern, also sich beim Kiosk mit Alkohol einzudecken, um sich dann mit Freunden auf der Straße zu treffen und zu trinken, war Anwohnern und Gastronomen im angesagten Hamburger Schanzenviertel schon immer ein Dorn im Auge. Doch nun, in Zeiten von Corona, erreicht das Problem eine Dimension, die darüber hinausgeht: Es geht ums Infektionsrisiko.

Immer wieder berichten Anwohner, dass sie auf dem Heimweg gar nicht anders können, als fremden Menschen nahezukommen, die keine Maske tragen. Vom warmen Wetter angelockt und vom Alkohol enthemmt, fallen die guten Vorsätze. Schon seit Ende Juni hat die Polizei die Möglichkeit, Alkoholverkaufsverbote für einzelne Kioske aussprechen. Doch jetzt greift die Hamburger Politik zu einem schärferen Schwert gegen die Massenpartys. Diskutiert wird eine Allgemeinverfügung für den gesamten Bezirk.

Mit mehreren Einsatzfahrzeugen steht die Polizei im Schanzenviertel bereit. 
Mit mehreren Einsatzfahrzeugen steht die Polizei im Schanzenviertel bereit.  Foto: dpa/Jonas Walzberg

Alle Fäden sollen bei der Hamburger Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) zusammenlaufen. Ihr Ziel: Eine Verfügung, nach der im gesamten Bezirk nach 22 Uhr kein Alkohol mehr aus Kiosken verkauft werden darf. „Massenhafte Verstöße gegen Corona-Auflagen kann der Senat nicht tolerieren“, zitiert die „Mopo“ Martin Helfrich, den Sprecher der Gesundheitsbehörde. Doch noch sei die Verfügung noch nicht ausformuliert, auch ein Starttermin stehe noch nicht fest, schreibt das Hamburger Blatt.

Sicher ist nur: Die Allgemeinverfügung sei keine Rektion auf genervte Anwohner oder Wirte, wie Helfrich der Zeitung gegenüber klarstellte. Sie sei „ein Instrument, um den Infektionsschutz durchzusetzen“, sagte er. Das bedeute auch, dass sie zeitlich begrenzt sein müsse.

Bericht von Menschen, die ohne Maske und Abstand feiernd die Gehwege blockieren, gibt es derweil auch aus Berlin, beispielsweise vom Schlesischen Tor in Kreuzberg oder aus der Torstraße in Mitte. Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) schloss gegenüber Radioeins nicht aus, dass es in der Torstraße zu Kneipenschließungen kommen könnte. „Wir müssen zu einem gesitteten Feiern zurückfinden oder mit harten Bandagen aufwarten“, sagte er dem Sender. Im Ernstfall könnte der Amtsarzt Kneipen und Bars schließen.