Ein Finnwal vor einem Eisberg in der Nähe der Elephant Island.
Ein Finnwal vor einem Eisberg in der Nähe der Elephant Island. Dan Beecham/Nature/dpa

Zum ersten Mal seit dem Fangverbot für Finnwale vor mehr als 40 Jahren haben Forscherinnen und Forscher wieder größere Bestände der großen Meeressäuger in der Antarktis entdeckt. Ein Forschungsteam um die Biologin Helena Herr von der Universität Hamburg dokumentierte bei zwei Expeditionen 2018 und 2019 erstmals wieder größere Gruppen fressender Finnwale, wie aus einer am Donnerstag im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie hervorgeht.

Finnwale werden bis zu 27 Meter lang - nur Blauwale werden noch größer. Sie ernähren sich hauptsächlich von Krill und kleinen Schwarmfischen.

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In der Antarktis wurde die Finnwal-Population im 20. Jahrhundert durch den industriellen Walfang „auf ein bis zwei Prozent ihrer ursprünglichen Größe dezimiert“, wie Herr, die Hauptautorin der Studie, erklärte. 1976 - also schon zehn Jahre vor dem allgemeinen Walfang-Moratorium 1986 - wurde die Fangquote für Finnwale auf Null gesetzt. Die Tiere kehrten zunächst jedoch nur vereinzelt in ihre angestammten Nahrungsgebiete zurück.

Finnwale: Bestände in der Antarktis haben sich erhohlt

Bei den beiden Expeditionen in den Jahren 2018 und 2019 konnte das Forschungsteam um Herr nun erstmals systematisch nachweisen, dass sich die Bestände in der Antarktis erholt haben. Bei Drohnen- und Helikopterflügen und Beobachtungen vom Schiff aus dokumentierten die Forscherinnen und Forscher dutzende Ansammlungen fressender Finnwale, bei zwei Sichtungen waren es bis zu 150 Tiere. An den Expeditionen beteiligte Tierfilmer der BBC filmten das Spektakel sogar.

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„Diese hohe Tierdichte und das Wiederauftreten sogenannter Fressaggregationen, die seit Beginn des Walfangs nicht mehr beobachtet wurden, deuten auf eine Populationserholung hin“, erklärte Herr.

Finnwale bei der Nahrungsaufnahme an der Nordküste von Elephant Island.
Finnwale bei der Nahrungsaufnahme an der Nordküste von Elephant Island. Nature / dpa

Die Erholung der Finnwal-Bestände wirkt sich nach Angaben der Forscherinnen und Forscher auch positiv auf das gesamte Ökosystem der Antarktis aus. Die Ausscheidungen der Finnwale sorgen demnach in den oberen Wasserschichten für mehr Nährstoffe. Dies komme anderen Lebewesen zugute. Der Effekt könnte den Angaben zufolge sogar im Kampf gegen den Klimawandel relevant sein: „Die Kleinstlebewesen, die von dem reicheren Nährstoffangebot profitieren, nehmen viel CO2 auf und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Kohlenstoff in der Atmosphäre“, erklärte Herr.

Gefahren für Wale nicht gebannt

„Die Studie bestätigt den weiterhin guten Erholungstrend der Finnwal-Bestände in der Antarktis“, sagte Walexpertin Heike Zidowitz von der Umweltstiftung WWF. Doch die Gefahren seien nicht komplett gebannt. „Die wachsende kommerzielle Krillfischerei, besonders um die Antarktische Halbinsel herum, birgt Gefahren des Beifangs in den Netzen und schmälert die Nahrungsverfügbarkeit.“ Diese sei ohnehin durch die Treibhausgase stark in Mitleidenschaft gezogen, da Wassererwärmung und -versauerung sowie der Verlust von Meereis den Beständen des Krills stark zusetzten.

Auf Wanderungen drohe den Finnwalen zudem die Kollisionen mit Schiffen. Hoffnung setzt Zidowitz auf das UN-Abkommen zum Schutz der Hohen See, das im August verabschiedet werden soll.