Grüne fordern: Oben ohne für alle, nicht nur im Schwimmbad, sondern überall!
Gleichbehandlung nicht nur am Beckenrand: das fordert eine grüne Lokalpolitikerin. Kritikerin entgegnet sie: Dann schaut doch weg!

Unbedeckte Brüste: das Thema bewegt angesichts der nahenden Freibadsaison ganz Deutschland. Im März hatten die Berliner Bäder-Betriebe nach einer Beschwerde bei der Ombudsstelle der Landesstelle für Gleichbehandlung ausdrücklich verfügt, dass Frauen, genauso wie Männer, in Berlins Hallen- und Freibädern oberkörperfrei schwimmen können. Zuvor war im Dezember in Kaulsdorf eine 33-Jährige in Berlin-Kaulsdorf vom Aufsichtspersonal aufgefordert worden, ihre Brüste zu bedecken. Sie weigerte sich und wurde des Bades verwiesen.
Beschwerden gegen Berliner Bäder Betriebe: Frau wegen nackter Brüste aus Schwimmbad geworfen
Die Beschwerde nahm darauf Bezug, dass in der Haus- und Badeordnung der Berliner Bäder Betriebe hierzu überhaupt keine Vorschriften beinhaltete, lediglich das Tragen „handelsüblicher Badekleidung vorschreibt“. So heißt es auch weiterhin in der veröffentlichten Hausordnung.
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Verboten war das Oben-Ohne-Schwimmen in Berlin auch zuvor nicht, doch die vage Vorschrift wurde je nach Bad unterschiedlich interpretiert. Die Klarstellung umfasst dabei nicht nur Frauen, sondern auch nonbinäre Personen, die sich also weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zurechnen, heißt es in einer Stellungnahme der Ombudsstelle.
Die Diskussion, die auch durch andere Vorfälle an Badeseen und einem spektakulären Polizeieinsatz an einer Plansche im Plänterwald angeheizt wurde, hat inzwischen ganz Deutschland erfasst. Im fernen Saarbrücken hat der Vorstoß einer grünen Lokalpolitikerin offenbar eine Art Kulturkampf ausgelöst, über den jetzt die örtliche Saarbrücker Zeitung berichtet. Die frauenpolitische Sprecherin der Grünen im Stadtrat, Patricia Schumann, will die Frage Oberkörper-frei, ein Nebenschauplatz feministischer Debatten, nicht nur auf die Handhabung von Baderegeln beschränkt wissen.
Saarbrücken mit Testphase für Oben-ohne-Schwimmen, doch für Grüne geht es um mehr
Ein Antrag der Grünen zur Änderung der Badeordnung hatte Anfang Mai nach mehreren erfolglosen Anläufen die erhofften Konsequenzen: Wie in Köln, Göttingen, Wiesbaden oder Berlin können Saarbrückerinnen zumindest in der aktuellen Badesaison oberkörperfrei baden. Es handelt sich um eine Testphase, die zu einer dauerhaften Änderung der Badeordnung führen sollen.
In einem Podcast macht Schumann jedoch klar, dass die Frage Oben ohne für sie von grundsätzlicher Bedeutung ist. Sie kritisiert die „Übersexualisierung, die Tabuisierung“ der weiblichen Brust, entgegnet Kritikern, die das Zeigen weiblicher Brüste als „unästhetisch“ bezeichnen, sie könnten ja auch gerne wegschauen.
Männer zeigen ihre Brüste öffentlich ohne Scham, warum soll das Frauen verwehrt sein?
In dem Bericht der Saarbrücker Rede ist nun die Rede davon, dass der ursprüngliche Antrag zur Änderung der Badeordnung im Sinne der Gleichbehandlung auf andere Orte des öffentlichen Lebens erweitert werden sollte. In den sozialen Medien wurde daraufhin von nackten Brüsten in der Pizzeria fantasiert.
Dabei ist es so, dass Männer ungeachtet ihres jeweiligen Körperbaus kaum Schamgefühl dabei empfinden, an heißen Tagen oben ohne über die Straße zu gehen oder auf einem Rockkonzert ihre verschwitzten Brüste zu entblößen - was Frauen nicht selten als unangenehm oder unangebracht empfinden. Und wenn sie es selbst täten, wie wären die Reaktionen, könnten sie es unbehelligt, ohne Angst vor sexualisierten Übergriffen tun? Die Debatte um die Gleichbehandlung in Sachen Oben ohne auch außerhalb von Einrichtungen wie Saunen und Bädern ist eröffnet!