Teddybären und Kerzen haben Mitmenschen vor dem Haus niedergelegt, in dem die Polizei fünf Kindern tot gefunden hat. 
Teddybären und Kerzen haben Mitmenschen vor dem Haus niedergelegt, in dem die Polizei fünf Kindern tot gefunden hat.  Foto: Roberto Pfeil/dpa

Nach dem gewaltsamen Tod von fünf Kindern in Solingen wollen die Nachbarn der Familie am Sonnabend mit einer Lichterkette und einer Schweigeminute Abschied nehmen. Alle Anwohner wurden gebeten, um 18.50 Uhr vor die Tür zu treten und eine Lichterkette zu bilden. „Der Tod von fünf Kindern trifft unsere Nachbarn, uns und die Hasseldelle ins Herz“, heißt es in einem Aufruf zur Lichterkette in dem Solinger Stadtteil Hasseldelle.

Christiane K., die Mutter der fünf Kinder, wird verdächtigt, die Kinder umgebracht zu haben. Gegen die 27-Jährige hat ein Richter Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen. Die Ermittler vermuteten am Freitag, dass die alleinerziehende Mutter von sechs Kindern nach der Trennung von ihrem Mann Pascal (28) die Tat in einem Zustand emotionaler Überforderung begangen hat. Die Ehe sei zerrüttet gewesen, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft. Vor der Tat habe die Frau ein Jahr von ihrem letzten Mann, dem Vater von vier ihrer Kinder, getrennt gelebt.

Trauende knien vor Blumen, Kerzen und Stofftieren. 
Foto: David Young/dpa
Trauende knien vor Blumen, Kerzen und Stofftieren. 

Rechtsmediziner fanden bei der Obduktion Hinweise darauf, dass die Kinder zwischen Mittwochnachmittag und Donnerstagvormittag betäubt wurden und dann entweder erstickten oder erstickt wurden. Weitere toxikologische Untersuchungen müssten aber abgewartet werden. Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8) wurden von Polizisten am Donnerstag tot in ihren Kinderbetten in der Wohnung der Familie gefunden, nachdem die Einsatzkräfte die Wohnungstür in einem Mehrfamilienhaus mit Gewalt geöffnet hatten. Sie fanden noch das Frühstück der Kinder in der Küche, die Schälchen standen noch auf dem Tisch, berichtet der Leiter der Mordkommission, Marcel Maierhofer.

Kinderschuhe liegen in einem Schuhregal vor der Tür der Wohnung, in der die fünf Kinder starben.
Kinderschuhe liegen in einem Schuhregal vor der Tür der Wohnung, in der die fünf Kinder starben. Foto: Roberto Pfeil/dpa

Zuvor hatte die Verdächtige die Tat ihrer eigenen Mutter in einem WhatsApp-Chat gestanden: „Schick die Polizei in die Wohnung, die Kinder sind tot.“ Überlebt hat nur der älteste Sohn Marcel (11). Die Ermittler können nur mutmaßen, vielleicht hatte er einfach Glück, dass er zur Tatzeit in der Schule war. Er ist nun bei seiner Oma. „Unter einem Vorwand, nämlich einem Todesfall in der Familie, hat sie den Marcel vorzeitig aus dem Unterricht geholt und hat sich dann mit ihm getroffen“, sagte Maierhofer. Gemeinsam seien die beiden mit einem Zug Richtung Düsseldorf gefahren.

Dort ließ sie den Elfjährigen weiterfahren zur Oma nach Mönchengladbach. Marcel schreibt etwa zu dieser Zeit in einem schulischen Gruppenchat, alle seine Geschwister seien tot. Nach 20 Minuten am Düsseldorfer Hauptbahnhof habe Christiane sich dann vor einen Zug geworfen. Dabei habe sie schwere, aber nicht lebensgefährliche innere Verletzungen erlitten, so Maierhofer weiter.

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Die Familie war dem städtischen Jugendamt vor der Tat bereits bekannt. „Der Familie wurden von der Stadt Solingen erforderliche Unterstützungen gewährt. Das Jugendamt hat zusätzlich mögliche Hilfsangebote unterbreitet“, teilte die Stadt mit, ohne Details zu nennen. „Erkenntnisse zu Auffälligkeiten oder einer potenziellen Gefährdung der Kinder gab es zu keinem Zeitpunkt.“