100 Wochen Klimastreik : Greta Thunberg ist noch lange nicht am Ziel
Seit 100 Wochen streikt die schwedische Aktivistin bereits für eine bessere Klimapolitik. Nun ist sie mit neuen Forderungen vorgeprescht.

„Schulstreik Woche 100! Vor 100 Wochen hätte ich niemals geglaubt, dass ich das heute noch machen werde. Seitdem ist eine Menge passiert“, schrieb die Klimaaktivistin Greta Thunberg am Freitag in den sozialen Netzwerken. Die Fotos, die die 17-Jährige dazu postete, zeigen die Anfänge, wie sie alleine vor dem schwedischen Parlamentsgebäude saß, eine Szene aus Deutschland, als sie mit der deutschen Aktivistin Luisa Neubauer für ein Selfie posierte, sie zeigen Greta an Bord der Malizia, des Segelbootes, dass sie klimaneutral über den Atlantik brachte – und wie sie coronabedingt allein zu Hause demonstrierte.
Greta Thunberg hat etwas bewegt, seit sie am 20. August 2018 begann zu streiken und so die internationale Klimabewegung Fridays for Future ins Leben rief. Thunberg wurde zum Gesicht des Jahres 2019, noch vor US-Präsident Donald Trump oder Kanzlerin Angela Merkel. Unvergessen bleibt ihre Rede auf dem UN-Klimagipfel, als sie mit bebender Stimme den Spitzen der Weltpolitik vorwarf, die Träume ihrer Generation zu stehlen.

Es war der Kampf für das Klima, der Greta gerettet habe, sagte ihr Vater Svante im vergangenen Dezember in einem Interview. Seine Tochter sei „viel glücklicher“, seit sie sich gegen die Erderwärmung engagiert. Zuvor habe sie unter Depressionen gelitten, nicht gesprochen und zeitweise das Essen verweigert.
Ein Grund dafür sei auch gewesen, dass sie Angst vor der „existenziellen Bedrohung“ durch die Klimakrise hatte, sagte Svante Thunberg. Lange fand sie aber keinen Ausweg. Erst als sie einen Weg fand, sich für den Klimaschutz einzusetzen, ging es ihr besser. Sie habe zunächst Kraft daraus geschöpft, bei ihren Eltern erste Erfolge zu erzielen. Svante selbst sei Veganer geworden, erzählte er.
Inzwischen hört die Welt zu, wenn Greta spricht, doch nicht allen gefällt, was sie sagt. Vielen Konservativen gilt sie als Feindbild. Immer wieder werden auch in Deutschland Menschen verurteilt, weil sie scherzhaft andeuten, Greta in ihrem Kofferraum gefangen zu halten. Doch Greta und ihre Mitstreiter machen weiter.

Pünktlich vor dem EU-Sondergipfel zum EU-Haushalt und dem Corona-Wiederaufbauprogramm schreiben Thunberg und weitere Aktivisten in einem offenen Brief: „Sie müssen damit aufhören, so zu tun, als könnten wir die Klima- und Umweltkrise lösen, ohne sie als eine Krise zu behandeln.“ 750 Milliarden Euro will die EU in den nächsten Tagen verteilen. Geht es nach Greta und ihren Mitstreitern soll so viel wie möglich dafür investiert werden, den Klimaschutz voranzubringen.
In fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas soll möglichst gar kein Geld mehr gesteckt werden, heißt es in dem Brief. Zudem soll „Ökozid“ am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag als Verbrechen strafbar gemacht werden.
In ihrem Jubiläumspost freut sich Greta, wie viele Menschen sich seither mit der Klimabewegung solidarisiert haben, doch sie mahnt, dass nun endlich etwas geschen müsse. Denn in den letzten 100 Wochen seien weltweit mehr als 80 Gigatonnen CO2 ausgestoßen worden. Es bleibt genug zu tun – wahrscheinlich auch noch weitere 100 Wochen.