Instagram-Konto weg!

Gil Ofarim gesteht Antisemitismus-Lüge und entschuldigt sich

Überraschende Wende in Leipzig: Der jüdische Musiker Gil Ofarim hat in seinem Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ein Geständnis abgelegt.

Teilen
 Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim (l) betritt den Saal des Landgerichts in Leipzig mit einem seiner Anwälte.
Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim (l) betritt den Saal des Landgerichts in Leipzig mit einem seiner Anwälte.Hendrik Schmidt/dpa

Das Verfahren wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ist nach Ofarims überraschendem Geständnis eingestellt worden. Der 41-Jährige muss einen Geldbetrag in Höhe von 10 000 Euro zahlen, sagte der Vorsitzende Richter am Landgericht Leipzig am Dienstag.

Zuvor hatte der Musiker am 6. Verhandlungstag eingeräumt, nicht die Wahrheit gesagt zu haben. „Die Vorwürfe treffen zu“, sagte er sichtlich bewegt im Gerichtssaal. Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftritt, sagte er: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid.“

Rund zwei Jahre lang hatte er an seiner falschen Darstellung festgehalten. Ofarim sieht mitgenommen und verzweifelt aus, als er sein Geständnis ablegt. Immer wieder hält er seine lange Kette in der rechten Hand und führt den Davidstern an die Lippen. Um diesen ging es auch in dem Leipziger Prozess.

Instagram-Konto von Gil Ofarim nicht mehr erreichbar

Sein Instagram-Konto hat der Musiker offenbar gelöscht - oder deaktiviert. Es war am Dienstag nicht mehr erreichbar.

Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Video schwere Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Das Video verbreitete sich stark in den sozialen Netzwerken. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotel-Mitarbeiter wurde eingestellt. Das Video habe er nun gelöscht, sagte Ofarim am Dienstag vor Gericht. Der Hotelmanager nahm die Entschuldigung an.

„Die Kammer ist davon überzeugt, dass das heutige Geständnis des Angeklagten der Wahrheit entspricht“, sagte der Vorsitzende Richter, Andreas Stadler. Der Angeklagte und der Nebenkläger hätten sich geeinigt, der Weg der Schadenswiedergutmachung wurde eingeschlagen und die Verbindlichkeit des Rechts gewährleistet. Der gute Ruf des Hotelmanagers sei wieder hergestellt.

Das Verfahren wird eingestellt, Ofarim muss 10.000 Euro zahlen

Ofarim hatte in dem Video geschildert, dass der Hotel-Mitarbeiter ihn aufgefordert habe, seine Kette mit einem Davidstern-Anhänger abzunehmen, damit er einchecken könne. Der Musiker erstattete später Anzeige, aber auch der Mitarbeiter zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.

Die Staatsanwaltschaft hatte umfangreich ermittelt. Herausgekommen ist, dass sich der angebliche Antisemitismus-Vorfall in dem Hotel nicht so zugetragen habe, wie der Musiker es in dem Video geschildert hatte.

Scharfe Kritik vom Zentralrat der Juden an Ofarim

Der Angeklagte habe nicht unerheblichen Schaden für den Kampf gegen Antisemitismus verursacht, betont der Vorsitzende Richter Andreas Stadler. Zudem sagt er: „Ja, er hat einen Fehler gemacht. Aber er hat sich dazu bekannt. Er hat um Entschuldigung gebeten und sie erhalten. Damit ist die Sache vom Tisch.“

Deutlich schärfer geht dafür der Zentralrat der Juden mit dem Musiker ins Gericht. Dieser habe neben der Öffentlichkeit auch die jüdische Gemeinde belogen. „Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt“, heißt es weiter.