Einsatzkräfte der Polizei gehen in Richtung des Kinder- und Jugendhilfezentrums, wo das Kind getötet wurde.
Einsatzkräfte der Polizei gehen in Richtung des Kinder- und Jugendhilfezentrums, wo das Kind getötet wurde. dpa/Daniel Vogl

Mehrere schockierende Fälle von brutaler Gewalt unter Jugendlichen haben eine schwierige Debatte befördert: Vor allem rechte Politiker und Aktivisten wollen die Strafmündigkeit von Kindern senken, sodass auch unter 14-Jährige für schwerste Straftaten ins Gefängnis müssten. Fachleute halten diese Debatte für abwegig und verweisen auf die USA, wo in einigen Bundesländern überhaupt kein Mindestalter existiert, dafür aber eine ungleich höhere Zahl von Gewaltdelikten und Amokläufen.

Wunsiedel: Öffentlichkeit wurde erst mit 24 Stunden Verzögerung lückenhaft informiert

Bei Fällen wie im bayerischen Wunsiedel oder dem NRW-Städtchen Freudenberg, wo zwei Kinder die 12-Jährige Luise wohl ermordeten, stellen sich auch immer schwierige Fragen: Was sind die Hintergründe der Tat, hätte man sie irgendwie verhindern können? Im Falle von Luise erfuhr die Öffentlichkeit bald von Einschätzungen der Ermittler, die von einer lange im Voraus geplanten Tat ausgingen.

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Beim Tod der Zehnjährigen in der bayerischen Kleinstadt Wunsiedel erfuhr die Öffentlichkeit zunächst nichts: Erst mit 24 Stunden Verzögerung wurden Medien über die Tat informiert. Zwei Gründe wurden hierfür genannt: Die in der Einrichtung lebenden Kinder und Jugendlichen sollten geschützt werden, und die Polizei führte ermittlungstaktische Gründe an.

Ermittler im Fall Wunsiedel wägen jedes Wort ab, dementierten und korrigierten vorherige Aussagen

Nur Bruchstücke der Ermittlungen gelangten an die Allgemeinheit, die Ermittlungsbehörden legten Wert darauf, jedes Wort abzuwägen und auch Aussagen einzelner Polizeibeamter geradezurücken, die falsch zitiert wurden oder sich unpräzise ausgedrückt hatten. Die Rede war von drei Kindern, die zunächst angeblich tatverdächtig und in Polizeigewahrsam gewesen sein sollen – tatsächlich standen sie aber „im Fokus“ der Ermittler, die sie ausdrücklich nicht als Tatverdächtige, sondern als Zeugen vernahmen.

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Schließlich stellte sich am Donnerstag jedoch heraus, dass das so nicht stimmte, sondern ein Elfjähriger doch als tatverdächtig galt, nachdem Spuren des Kindes am Tatort gefunden wurden. Angaben der Ermittler zufolge hat dieses Kind genau wie das Opfer in einer örtlichen Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung gelebt. „Da der elfjährige Junge nicht strafmündig ist, wurde er in einer gesicherten Einrichtung präventiv untergebracht“, hatten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitgeteilt.

Wie das Mädchen im Heim von Wunsiedel ums Leben kam, ist bislang nicht öffentlich bekannt

Dennoch sind in dem Fall noch viele Fragen offen – Staatsanwaltschaft und Polizei hielten sich mit Verweis auf das Alter des Jungen mit weiteren Informationen zurück. Welche Spuren etwa zu dem Elfjährigen führten, blieb unklar. Auch wurde nicht gesagt, wie das Mädchen ums Leben gekommen war. Am Mittwoch waren Aussagen von Ermittlern öffentlich geworden, die einen Unfall nicht ausschließen wollten – also eine Situation, deren Konsequenz das mutmaßlich tatbeteiligte Kind nicht in der Lage war abzuschätzen.

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Am Dienstag war die Zehnjährige tot in ihrem Zimmer in der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Tötungsdelikt aus. Aus Ermittlerkreisen hatten Medien gehört, dass man ein mögliches Sexualdelikt vermutete, doch dies wurde von Staatsanwaltschaft und Polizei ausdrücklich dementiert. Eine Sonderkommission mit rund 40 Beschäftigten nahm ihre Ermittlungen auf. Den Angaben zufolge sicherten die Einsatzkräfte sofort Spuren am Tatort und überließen sie dem Landeskriminalamt zur Auswertung.

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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lobte die an den Ermittlungen beteiligten Fachleute: „Den akribischen und hochengagierten Ermittlungen ist zu verdanken, dass in vergleichsweise kurzer Zeit ein Tatbeteiligter ermittelt werden konnte.“ Jetzt gelte es, „die genauen Hintergründe dieser Schreckenstat aufzuklären“.