Geht von Gütersloh eine zweite Corona-Welle aus?
Armin Laschet muss für seinen Kurs im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch im Schlachthof Tönnies viel Kritik einstecken. Die Angst vor einer zweiten bundesweiten Welle geht um.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat am Mittwoch im Landtag viel Kritik für seinen Umgang mit dem neuerlichen Corona-Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies einstecken müssen. Die SPD warf ihm vor, zu zögerlich gehandelt zu haben.
Die Landesregierung habe zu lange gezögert, durch entschlossene Maßnahmen zu verhindern,„dass eine zweite Infektionswelle über Deutschland und Europa kippt“, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty. Diese Ausbruch sei schlimmer als in Heinsberg oder Ischgl. Armin Laschet verwies darauf, dass es eine ständige Abwägung von Einschränkungen und vorsichtigen Lockerungen geben müsse.

Doch auch sein Parteifreund, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fand mahnende Worte: Es sei jetzt wichtig, auch deutlich zu machen, dass dies zum Schutz sowohl für die Bürger vor Ort wie auch aller Menschen im Bundesgebiet erforderlich sei, erklärte er im ARD-Morgenmagazin. Nach dem Ausbruch in Heinsberg etwa habe man gesehen, „wie schnell aus lokalem Geschehen dann auch bundesweites werden kann“.
Mit Blick auf den Fall Gütersloh warnte der Charité-Virologe Christian Drosten bereits am Dienstag vor einer zweiten Welle. „In zwei Monaten, denke ich, werden wir ein Problem haben, wenn wir nicht jetzt wieder alle Alarmsensoren anschalten“, sagte er im NDR-Podcast.
Um das zu verhindern hatte NRW nun für die Landkreise Gütersloh und Warendorf die Rückkehr zum Lockdown beschlossen. Neben Kontaktbeschränkungen gelten seit Mittwoch nun auch unter anderem wieder Verbote für Sport in geschlossenen Räumen und härtere Auflagen für Restaurants. Die Landkreise verlassen dürfen sie aber weiterhin. Ministerpräsident Laschet bat lediglich darum, „dies nur in besonderen Fällen“ zu tun.

Andere Bundesländer haben bereits darauf reagiert. Am Mittwoch hat das benachbarte Niedersachsen ein Beherbergungsverbot für Touristen aus der Region erlassen. Auch Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wollen Bürger aus Corona-Risikogebieten nur unter strengen Auflagen einreisen lassen. In Schleswig-Holstein sollen sie sich künftig nach der Einreise zwei Wochen in Quarantäne begeben. Auf der Insel Usedom waren Urlauber aus dem Kreis Gütersloh schon am Montag aufgefordert worden, Mecklenburg-Vorpommern wieder zu verlassen. Nach einer Telefonkonferenz der Gesundheitsminister der Länder zeichnete sich am Mittwoch keine einheitliche Lösung ab. Berlin plant keine Maßnahmen gegen Besucher aus Gütersloh.
Kutschaty forderte in diesem Zusammenhang, dass die Landesregierung von NRW die Storno-Kosten für betroffene Urlauber übernehmen, und sich diese Kosten von Tönnies erstatten lassen solle.