Die Teilnehmer der Pride-Demo in Belgrad tragen ein Transparent mit der Aufschrift Wir (werden) laufen.
Die Teilnehmer der Pride-Demo in Belgrad tragen ein Transparent mit der Aufschrift Wir (werden) laufen. dpa/Darko Vojinovic

Zwar erfahren Schwule, Lesbe oder trans Personen auch heute noch in Deutschland täglich Diskriminierung, doch immerhin: Die Pride-Parade zieht bereits seit einigen Jahren ohne Widerstände aus der Politik durch viele Städte. Anders sieht die Situation im ultra-christlichen und rechtskonservativ regierten Serbien aus. Dort fand die diesjährige Parade unter dem Missfallen von Regierung und Behörden statt.

Pride-Parade in Belgrad: Immerhin 1000 Teilnehmer dabei

An die 1000 Teilnehmer demonstrierten bei teils strömendem Regen für die Rechte von Lesben, Schwulen und anderen Angehörigen der LGBTIQ*-Community. Die Polizei schuf für die Parade einen abgesicherten Korridor entlang der Marschroute. Rechtsextreme und ultra-klerikale Gegendemonstranten, die in der Unterzahl waren, hielt sie auf diese Weise auf Distanz.

Ursprünglich hätte die Regenbogen-Parade durch die halbe Innenstadt ziehen sollen. Doch das Innenministerium wich von der Praxis der vergangenen Jahre ab und untersagte die Veranstaltung. Das serbische Verwaltungsgericht wies am Samstag eine Beschwerde der Veranstalter gegen den Innenministeriums-Bescheid ab.

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Mit Kreuzen, Kruzifixen und Heiligenbildern demonstrieren ultra-christliche und rechtsextreme Kräfte gegen die Pride-Parade.
Mit Kreuzen, Kruzifixen und Heiligenbildern demonstrieren ultra-christliche und rechtsextreme Kräfte gegen die Pride-Parade. dpa/Darko Vojinovic

Die Staatsanwaltschaft drohte den Teilnehmern einer potenziell „illegalen Demonstration“ mit drakonischen Geldstrafen. Die Veranstalter verständigten indes das Innenministerium über eine deutlich verkürzte Streckenführung. Die Behörde reagierte bis zum Beginn der Parade nicht darauf.

Pride-Paraden fanden in Belgrad seit 2014 ohne Zwischenfälle statt. In diesem Jahr hatte Belgrad als erste Stadt in Südosteuropa die Austragung einer Europride zuerkannt bekommen. Mehrere Europaabgeordnete und europäische Politiker nahmen daran teil.

Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hatte Ende August die Absage oder Verschiebung der Pride in Aussicht gestellt. Der rechte Nationalist orientiert sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stärker an Russland als zuvor. In diesem Sinne sucht er auch die Nähe zur ultra-konservativen und pro-russischen serbisch-orthodoxen Kirche. Rechtsextremisten und klerikale Kreise veranstalteten in den letzten Wochen in Belgrad sogenannte Prozessionen gegen die Pride.

Dass Serbien seit 2017 trotz des Widerstands der Kirche mit Ana Brnabic eine lesbische Regierungschefin hat, hat wenig in dem Land bewirkt. In ihrem politischen Handeln stand sie stets an der Seite von Präsident Vucic. 

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Die englische Abkürzung LGBTIQ* steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen. Das Sternchen ist ein Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter.