Närrischer Spaß hat seine Kosten – und in diesem Jahr ist es finanziell besonders schwierig.
Närrischer Spaß hat seine Kosten – und in diesem Jahr ist es finanziell besonders schwierig. dpa/Tobias Hase

Frust statt Frohsinn? In vielen Regionen Deutschlands sind die Jecken nicht so gut drauf, wie man es jetzt kurz vor den wilden Tagen denken sollte. Kosten, Kosten, Kosten, auch im Karneval. Alles wird teurer: die Süßigkeiten, das Sicherheitspersonal, das Saubermachen. Mancherorts gehen die Narren bereits in die Knie und sagen Umzüge ab. Gerade abseits der großen Karnevalshochburgen behaupten sich Narren und Jecken oftmals gerade noch so gegen die allgegenwärtigen Preissteigerungen.

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Beispiel Erfurt: Thüringens größter Faschingsumzug fällt nach der Corona-Zwangspause schon wieder ins Wasser. Die Gemeinschaft Erfurter Carneval (GEC) sagte den für 19. Februar geplanten Umzug ab. GEC-Präsident Thomas Kemmerich nennt als Gründe steigende Kosten für Personal und Sicherheit. So sei es nicht möglich, den Umzug in Umfang, Qualität, Sicherheit und Anspruch wie gewohnt zu veranstalten.

Leipziger Karnevalsumzug wurde nur durch Spenden gerettet

Nur dank Spenden wurde der Leipziger Karnevalsumzug gerettet. Nach einem Aufruf sei genug Geld zusammengekommen, sagt der Präsident des Förderkomitees, Steffen Hoffmann. Der Rosensonntagsumzug stand wegen stark gestiegener Kosten etwa für Müllabfuhr und Sanitätsdienst sowie weggebrochener Einnahmen auf der Kippe. Narren sammelten darum via Internet. „Wir wissen, dass die Spendensammlung eine einmalige Sache ist.“ Beim nächsten Mal werde man offensiver sein und härter arbeiten müssen, um früh die Finanzierung zu sichern.

Selbst in der Karnevalshochburg Rheinland-Pfalz wurden mehrere Fastnachtsumzüge abgesagt, etwa in Frankenthal und Bingen. Als Grund werden meist hohe Kosten für gestiegene Sicherheitsanforderungen genannt. Die Mehrkosten in fünfstelliger Höhe seien für zwei Stunden Umzug nicht mehr verhältnismäßig gewesen, sagt der Frankenthaler Bürgermeister Bernd Knöppel (CDU).

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Ein Spielmannszug beim Braunschweiger Karnevalsumzug „Schoduvel“.  Zum ersten Mal seit 2020 gibt es in Niedersachsen wieder Straßenkarneval.
Ein Spielmannszug beim Braunschweiger Karnevalsumzug „Schoduvel“. Zum ersten Mal seit 2020 gibt es in Niedersachsen wieder Straßenkarneval. dpa/Frankenberg

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Die Oppositionsparteien in Rheinland-Pfalz machen die 2021 in Kraft getretene Änderung des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes für die strengeren Auflagen verantwortlich. „Frust statt Frohsinn – überall im Land sind Umzüge reihenweise abgesagt“, sagte CDU-Fraktionschef Christian Baldauf und forderte von der Landesregierung einen Hilfsfonds für Fastnachtsvereine und Kommunen. Innenminister Michael Ebling (SPD) wies die Kritik zurück: „Wer weiterhin im Team Frohsinn spielen will, muss den Menschen sagen können, dass sie unbeschwert feiern können.“ Dafür seien Sicherheitskonzepte erforderlich.

Auch Cottbus feiert: In Brandenburg fallen keine Umzüge aus

Thüringens Karnevalshochburg Wasungen will anders als die Landeshauptstadt am traditionellen Faschingsumzug festhalten. Allerdings seien die höheren Kosten unter anderem für die Sicherheit auch in Wasungen schwierig zu bewältigen, sagt Karnevals-Präsident Marcel Kißling. Die Mittel allein dafür machten ungefähr die Hälfte der kalkulierten Gesamtkosten für den Umzug aus.

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In Brandenburg fallen keine Karnevalsumzüge aus. Der „Zug der fröhlichen Leute“ in Cottbus, wohl erneut Ostdeutschlands größter, findet erstmals nach der Pandemie statt. Auch bei der schwäbisch-alemannischen Fastnacht wurden keine Umzüge abgesagt.

Bei den Rosenmontagszügen im Rheinland gibt es weniger Kamelle 

Schleswig-Holsteins Karnevalshochburg Marne hält trotz der gestiegenen Kosten am traditionellen Umzug fest. „Wir ziehen unsere Veranstaltung durch“, sagt der Präsident der Karnevals-Gesellschaft, Heiko Claußen. Aber auch hier drücken die finanziellen Sorgen: Wenn nicht noch mehr Sponsoren gefunden würden oder die bisherigen noch mehr zusteuerten, müssten Rücklagen angetastet werden – „das geht nicht jedes Jahr“. Das Defizit derzeit: etwa 200.000 Euro.

Und die Inflation: Bei den Süßwaren gebe es teilweise eine Preissteigerung von bis zu 60 Prozent, sagt Elvira Reuther vom Förderverein Nürnberger Fastnachtszug. Durch Glück im Unglück sei 2020 zu viel bestellt worden, weshalb es diesmal noch genug Vorrat gebe. Für den Umzug stehe dennoch bereits fest, dass es teurer werde. Für die Sicherheit werde doppelt so viel Personal benötigt wie 2020.

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Wer am Rosenmontagszug im Rheinland am Wegesrand steht, könnte weniger Kamelle bekommen als früher. Weil Süßigkeiten teurer geworden sind, haben einige Zugteilnehmer nicht so viel dabei. Kamelle hin oder her, der Besucherandrang dürfte groß sein: „Ich glaube, wenn es an dem Tag nicht aus Kübeln regnen sollte, dann können wir durchaus mit einem erhöhten Menschenandrang rechnen“, sagt der Kölner Zugleiter Holger Kirsch. „Das ist der Tatsache geschuldet, dass zwei Jahre eben kein regulärer Rosenmontagszug stattgefunden hat. Der Zug ist natürlich durch nichts zu ersetzen.“

Zu Kosten äußert sich das Festkomitee in Köln nicht im Detail. Der Zug sei aber generell „defizitär“, das sei kein Geheimnis.