Das fast abgebrannte  Haus in Groß Strömkendorf: In dem ehemaligen Hotel waren Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.
Das fast abgebrannte  Haus in Groß Strömkendorf: In dem ehemaligen Hotel waren Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. dpa/Jens Büttner

Der Fall sorgte bundesweit für Entsetzen. Der Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft bei Wismar (Mecklenburg-Vorpommern), in der ukrainische Flüchtlinge untergebracht waren. Bisher ging die Staatsanwaltschaft  von einem politischen Hintergrund aus. Doch nun wurde am Mittwoch ein Feuerwehrmann als möglicher Brandstifter festgenommen. Der 32-Jährige, der sogar beim Löschen half, steht unter Verdacht, das Feuer gelegt zu haben.

Oberstaatsanwältin Claudia Lange von der Staatsanwaltschaft Schwerin erklärte nach der Festnahme: „Wir gehen im Ergebnis der Ermittlungen davon aus, dass die Tat in Groß Strömkendorf Teil einer Brandserie ist.“ Der Verdächtige, der sowohl in der Berufs- als auch in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, streitet jedoch die Vorwürfe ab.

Das reetgedeckte ehemalige Hotel in Groß Strömkensdorf war in der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober weitgehend abgebrannt. Die 14 ukrainischen Bewohner der Unterkunft und ihre drei Betreuer konnten sich vor dem Feuer retten. 

Die bisherigen Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft stützen die direkt nach dem Großbrand in Teilen der Öffentlichkeit lautgewordenen Vermutungen einer rassistisch motivierten Straftat nicht. Diese entzündeten sich an einer Hakenkreuz-Schmiererei, mit der zwei Tage vor dem Brand ein Schild des Deutschen Roten Kreuzes vor dem Gebäude beschmiert worden war. Auch die Ermittler hatten einen politischen Hintergrund deshalb zunächst nicht ausgeschlossen.

Die Anwohner in dem kleinen Ort dürften sich hingegen bestätigt sehen, sie hatten sich dagegen gewehrt, in die Nähe des Extremismus gerückt zu werden. Auch der Bürgermeister des zuständigen Amts Neuburg, Tino Schmidt (SPD), hatte sich umgehend vor seine Bürger gestellt.

Oberstaatsanwältin Claudia Lange 
Oberstaatsanwältin Claudia Lange  dpa/Jens Büttner

Verdächtiger Feuerwehrmann soll 15 weitere Brände gelegt haben

Die aktuellen Ermittlungsergebnisse bewertete er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur jedoch nicht als Grund zur Erleichterung. Bewahrheite sich der Tatverdacht, so sei zwar die Brandserie aufgeklärt und der Vorwurf der rassistisch motivierten Tat vom Tisch, für alle Ehrenamtler in der Region - wie die bei der Freiwilligen Feuerwehr - wäre dies jedoch eine Enttäuschung. Auch Landrat Tino Schomann (CDU), der selbst in der Brandnacht vor Ort war und sich in der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, sagte: „Einen Brandstifter in den eigenen Reihen zu haben, ist für jede Feuerwehr ein Alptraum.“

Der Staatsanwaltschaft zufolge geht das Brandgutachten von einer vorsätzlichen Brandlegung aus, bei der auch ein Brandbeschleuniger zum Einsatz kam. Dem Verdächtigen zum Verhängnis wurde laut Kriminalpolizei aber nicht das Gutachten, sondern seine eigene Aussage: Diese passte demnach nicht zu den Angaben der restlichen über 120 befragten Anwohner und Einsatzkräfte. Diese Ungereimtheiten in Verbindung mit den gesicherten Spuren rechtfertigen laut Staatsanwaltschaft die Vermutung, dass sich der 32-Jährige bereits zur Tatzeit am Tatort befand. Er habe sich jedoch auch an den Löscharbeiten beteiligt.

Der dringende Tatverdacht erstreckt sich nicht allein auf den Brand der Flüchtlingsunterkunft, sondern auch auf drei weitere Feuer in einem Waldstück, einem Carport und einer Strohmiete. Zusätzlich sei er verdächtig, 15 weitere Brände seit April dieses Jahres gelegt zu haben.

Der 32-Jährige wurde am Mittwoch bereits der Haftrichterin am Amtsgericht Schwerin vorgeführt und sitzt nun in Untersuchungshaft. Bei einer Hausdurchsuchung wurden zudem weitere Beweise sichergestellt, die jedoch noch nicht ausgewertet worden sind.