Jede Hilfe kam zu spät
Familien-Drama in Hanau: Bruder (11) und Schwester (7) ermordet! Probleme waren dem Amt bekannt
Der Junge lag schwer verletzt auf der Straße, seine Schwester leblos auf dem Balkon.

Wie verzweifelt muss man sein? Wie aussichtslos müssen einem die Umstände scheinen? In Hanau wurden am Mittwoch zwei Kinder ermordet. Die Ermittler gehen von einem Familien-Drama aus. Die Familie war dem Amt bekannt. Für eine Siebenjährige und ihren elfjährigen Bruder kam jede Hilfe zu spät!
Es ist Mittwochmorgen, 7.23 Uhr, als der Notruf bei Polizei und Feuerwehr eingeht. Ein Passant hatte auf der Straße einen schwer verletzten Jungen gefunden. Als die Rettungskräfte eintreffen, ist der Zustand des Jungen kritisch. Ein Notarzt und Sanitäter kämpfen um das Leben des 11-Jährigen. Der ist so schwer verletzt, dass er nicht mit dem Hubschrauber in eine Klinik gebracht werden kann. Ein Rettungswagen fährt ihn in die Notaufnahme.
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Zur selben Zeit suchen Ermittler nach Hinweisen. Und finden in dem Hochhaus, vor dem der Junge lag, die Leiche eines Mädchen. Die 7-Jährige lag auf dem Balkon im 9. Stock. Leblos! Sie ist offenbar die Schwester des Jungen.
Doppel-Mord in Hanau: Polizei geht von Verbrechen aus
Und es kommt noch schlimmer. Drei Stunden nachdem er entdeckt wurde, verliert auch der Junge in der Klinik den Kampf um sein Leben. Die Beamten, die derzeit die Umgebung nach Spuren absuchen, ermitteln nun also in einem Doppel-Mord.
Polizisten sperrten die Straßen rund um das Haus mit Absperrbändern und Streifenwagen ab. Die Polizei ließ eine Drohne zum neunten Stock aufsteigen, um den Tatort aus möglichst vielen Perspektiven zu fotografieren. Vor dem Haus wurden Büsche auf der Suche nach Spuren entfernt. „Bei einer solchen Tat fahren wir das volle Programm“, sagte ein Polizeisprecher.
Polizeisprecher Rudi Neu bestätigt: „Noch kennen wir die Umstände des Todes nicht. Wir gehen aber von einem Verbrechen aus.“ Staatsanwältin Lisa Pohlmann ergänzt: „Erste Hinweise lassen uns aktuell von einem familiären Hintergrund ausgehen. Nach einem Tatverdächtigen wird gefahndet.“
„Die Ermittler von Staatsanwaltschaft und von Kriminalpolizei gehen von einem Tötungsdelikt aus und konzentrieren sich nun darauf, was sich am Morgen in dem Haus abgespielt hat“, hieß es in der Mitteilung. Auch Nachbarn würden umfassend befragt und Spuren gesichert, so die Sprecherin.

Bürgermeister von Hanau: Familie bekam „sozialpädagogische Unterstützung“
Auch Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky meldete sich mittlerweile zu Wort. Er sagte zur Bild: „Wir sind erschüttert. Es ist ein Schock, der wieder durch die Stadt geht. Wir müssen die weiteren Ermittlungen der Polizei jetzt abwarten.“ Dann verrät er ein pikantes Detail. Offenbar war die Familie schon länger im Visier des Jugendamtes.
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Wie groß das Leid war, ahnte dort offenbar niemand. Kaminsky weiter: „Leider spricht viel für ein Familien-Drama. Ich kannte die Familie nicht persönlich, aber was wir wissen, ist, dass sie schon seit einigen Monaten sozialpädagogische Unterstützung bekommen hat.“
Das in die Jahre gekommene Wohnhaus, in dem sich die grausame Tat abgespielt hat, hat insgesamt elf Stockwerke, im Erdgeschoss sind ein Geschäft und ein Café untergebracht. Auch eine Arztpraxis befindet sich in dem Haus, das sich in der belebten Innenstadt und unweit des Marktplatzes der Stadt mit rund 100 000 Einwohnern im Rhein-Main-Gebiet befindet.