Einen Joint zu rauchen, finden viele in Ordnung, doch wenn ungesunde und schädliche Verhaltensmuster zusammenkommen, ist die Rede von „toxischer“ Männlichkeit.
Einen Joint zu rauchen, finden viele in Ordnung, doch wenn ungesunde und schädliche Verhaltensmuster zusammenkommen, ist die Rede von „toxischer“ Männlichkeit. imago images/Westend61

Viel wird geredet über toxische Männlichkeit: Großbritanniens Premier Boris Johnson nannte den russischen Präsidenten Wladimir Putin ein Paradebeispiel für dieses Phänomen – wäre er eine Frau, glaubt der britische Politiker, hätte er die Ukraine nicht angegriffen. Über solche Aussagen kann man sich streiten oder die Stirn runzeln, doch dass es das Phänomen toxische Männlichkeit gibt, davon zeugen Statistiken aus vielerlei Gesellschaftsbereichen: Kriminalität, Unfälle, Gesundheit und Versicherungen.

Männerprobleme Sucht, Ernährung, Kriminalität

Der Wirtschaftswissenschaftler Boris von Heesen, der sich als Männerberater bezeichnet, hat nun ein Buch veröffentlicht, dessen Titel Programm ist: „Was Männer kosten“. Die kurze Antwort lautet: sehr viel Geld – allerdings räumt der Autor ein, der Titel sei auch ein „Marketingtrick“, um die Aufmerksamkeit auf das von ihm angesprochene Problem zu lenken. Männer sind nämlich weitaus überproportional verantwortlich für kostspielige gesellschaftliche Probleme, für die letztlich die Gemeinschaft aufkommen muss.

Dabei sind Männer auch Opfer typisch männlicher Schwächen, denen Frauen deutlich weniger zuneigen, wie von Heesen statistisch nachweist. Ganz oben in seiner Aufstellung rangiert das Thema Sucht: Deutlich mehr Männer als Frauen konsumieren exzessiv Alkohol und Tabak, mit den entsprechenden Gesundheitsfolgen. Auf Rang zwei der Problemliste steht die ungesunde Ernährung: Zwar thematisieren Frauen Ernährungsstörungen eher, aber statistisch ernähren sich mehr Männer ungesund als Frauen. Dies hat Folgen für die Gesundheit und letztlich auch für die Lebenserwartung, die bei Männern deutlich niedriger ist als bei Frauen.

94 Prozent aller Gefängnisinsassen sind Männer, häusliche Gewalt meist von Männern

Eklatant ist das Problemfeld Kriminalität: 94 Prozent aller Gefängnisinsassen sind Männer, und das wiederum auch meist für Straftaten, die auch wirtschaftlichen Schaden verursacht haben. Das gilt auch für Gewaltdelikte: Ganz überwiegend werden beispielweise Fälle häuslicher Gewalt von Männern begangen – wenn auch immer wieder von Frauen berichtet wird, die ihre Lebensgefährten im Affekt verletzen oder sogar töten. Doch die Statistik spricht eine andere Sprache.

In der Summe kommt von Heesen bei seiner Auswertung öffentlich einsehbarer Statistiken auf Kosten von 63,5 Milliarden Euro. Von Heesen will sie seinen Geschlechtsgenossen nicht in Rechnung stellen, sondern das Bewusstsein schärfen: Männer sollten ihr Verhalten hinterfragen. Von Heesen rät dazu, bereits im Jugendalter anzusetzen, Probleme zu benennen und im Bedarfsfall Männerberatungsstellen aufzusuchen.

Boris von Heesen: Was Männer kosten – der hohe Preis des Patriarchats. Erschienen im Heyne-Verlag, 18 Euro.