Es gibt Jugendliche, die auf Facebook Dealer suchen – und finden. Die Lieferung erfolgt ganz legal bis ins Kinderzimmer
Ein Interview mit Autorin Isabell Beer zum Thema Drogenkonsum im Social-Media-Zeitalter und das Versagen der Politik.

Nach ersten Drogen-Erfahrungen rutscht Josh mit 17 in die Drogenszene im Internet ab. Das Netz wird ihm zum Shopping-Paradies und zur Heimat wie Christiane F. der Bahnhof Zoo. Über Drogen-Foren und WhatsApp vernetzt er sich mit anderen Konsumenten, manche geben gefährliche Tipps. Josh bestellt immer krassere Substanzen, erhöht die Dosis. Online lernt er auch die heroinabhängige Leyla kennen. Sie tauschen sich über ihr Leben mit dem Rausch aus. Anders als Josh bewältigt Leyla ihren Alltag, sie schafft ihr Abi und beginnt zu studieren.
Josh aber stürzt weiter ab, Therapieversuche bleiben erfolglos. Josh stirbt an einer Überdosis. Leyla lebt weiter – aber die Drogen kosten sie ihre Freiheit und Zeit für das, was ihr wichtig ist: ihre Familie. Isabell Beer erzählt die Geschichte zweier Jugendlicher, die beim Experimentieren mit Drogen die Kontrolle verlieren. Ein verstörender Bericht, der das Thema Drogenkonsum im Social-Media-Zeitalter in seiner ganzen Dimension veranschaulicht. Der KURIER sprach mit ihr über die Drogenszene Internet und das Versagen der Politik.

Berliner KURIER: Ist Ihr Buch „Bis einer stirbt: Drogenszene Internet“ ein „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ 2.0?
Isabell Beer: Es ist vielleicht ein „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ des digitalen Zeitalters. Es hat sich seitdem viel geändert. Die Jugendlichen sind heute vernetzt. Es läuft viel mehr über Smartphones. Gerade in der Corona-Pandemie haben wir auch gemerkt, dass sich vieles in den Online-Bereich verlagert hat. Bei der Drogenszene hat das schon viel früher angefangen und wurde immer mehr.
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Im Gegensatz zu Leyla, die sich im „klassischen“ Drogenmilieu bewegt, bezieht Hauptfigur Josh seine Drogen ausschließlich digital. Wurden zuerst Drogen auf Facebook verkauft, bekommt man sie jetzt auch auf Instagram und Telegram angeboten.
Ja, es ist sehr einfach da ranzukommen. Über bestimmte Hashtags findet man alles, es ist öffentlich. Bei Facebook hat sich vieles in den Gruppen abgespielt, da musste man erst mal beitreten, auch das war nicht schwer. Bei Instagram findet man allein über die Hashtags solche Accounts. Man findet Leute, die Drogen anbieten und ihren WhatsApp- oder Telegram-Kontakt angeben. Auch bei TikTok gibt es bestimmte Hashtags unter denen sich Leute vernetzen und dann gegenseitig fragen, wer kann mir da in dieser und dieser Stadt was besorgen. Und das Zeug kommt auch zu Hause an, wenn man das bestellt.
In den Gruppen wird der Konsum zum Teil wie ein Wettbewerb zelebriert. Es geht darum, wer die größten Pupillen hat. Wer am meisten einwirft. Wer die meisten Tage am Stück wach ist.
Auszug aus dem Buch „Bis einer stirbt: Drogenszene Internet“
Und wie läuft es dann ab?
Gerade bei Telegram sind die Dealer sehr professionell, da wird mit Bitcoin bezahlt, das ist eigentlich fast wie im Darknet, nur leichter zugänglich. Und ein Großteil der Menschen bestellt sich dann die Drogen nach Hause.
Wie haben Sie Josh und Leyla kennengelernt?
Ich habe bei Facebook Gruppen zum Thema Drogen entdeckt und bin beigetreten. Dann habe gesehen, dass sie sich zu allen möglichen Drogen austauschen und gerade, als es um härtere Drogen ging, bin ich immer wieder auf Joshs Kommentare gestoßen. Da ist mir aufgefallen, dass er, im Gegensatz zu vielen anderen in der Gruppe, ein großes Fachwissen hat. Er kannte sich gut aus mit den Wirkmechanismen und was beim Konsum im Körper passiert. Irgendwann habe ich auf sein Profil geklickt und da gemerkt, dass er nicht mehr lebt. Dann habe ich seine Eltern kontaktiert und später seine Online-Freunde. So bin bin auch auf Leyla gekommen, die als eine der ersten bereit war, mit mir zu sprechen.
Josh braucht sein Zimmer nicht zu verlassen, um mitten in der Szene zu sein

Über die Autorin
Isabell Beer, Jahrgang 1994, stieg direkt nach dem Abitur in den Journalismus ein und absolvierte beim Berliner KURIER ein Volontariat, das sie mit einem halbjährigen Praktikum im Zeit-Hauptstadtbüro abschloss. Heute arbeitet sie als Journalistin für funk, das junge Angebot von ARD und ZDF, und schreibt freiberuflich für Die Zeit. Ihr Spezialgebiet sind investigative Onlinerecherchen, auch undercover. Sie beschäftigt sich vor allem mit den Themen illegaler Handel, Onlinekriminalität und sexualisierte Gewalt. Für ihren Zeit-Text über Josh in der „Drogenszene Internet“ erhielt sie den Newcomer-Preis der Otto-Brenner-Stiftung.
Warum, glauben Sie, haben Josh und Leyla Drogen genommen? Waren sie unglücklich?
Das ist eine sehr schwierige Frage, die ich auch nicht für sie beantworten kann. Was bei beiden auf jeden Fall da war, war diese Neugier und dieses „Ich will alles mal ausprobieren.“ Wenn es zu exzessivem Konsum kommt, auch zu einem Suchtverhalten, liegt dahinter oft ein Problem. Wobei ich bei Josh nicht herausgefunden habe, was es hätte sein können. Und Leyla will nicht darüber sprechen. Und ich glaube auch, dass die Diskussion an sich darüber, was jetzt das konkrete Problem war, einen nicht weiterbringt. Für jeden Menschen sind andere Sachen schlimm und gerade in der Teenager-Zeit fühlt sich vieles intensiv an. Da liegt es für einige nahe, sich mit Alkohol oder anderen Drogen zu betäuben.
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Gab es bei Josh und Leyla Warnsignale?
Die Teenager-Zeit ist ja die Zeit, in der man als Eltern den Bezug zu seinem Kind immer mehr verliert. Weil sich das Kind abkapselt und mit einem nicht mehr über alles spricht. Und da ist ja auch ein Stück weit eine normale Entwicklung. Da, wo es schwierig wird, ist wenn aus einem Ausprobieren ein exzessiver oder ständiger Drogenkonsum wird. Man möchte als Eltern immer wissen, was ist dieser eine Punkt, was muss ich anders machen, damit es meinem Kind nicht passiert. Und das ist sehr schwer zu akzeptieren, dass es den halt nicht gibt.
Es wird immer Menschen geben, die Drogen nehmen. Das wird kein Buch verhindern. Und Drogen werden jungen Menschen dorthin folgen, wo sie sich aufhalten. Auf dem Schulhof, in Jugendclubs – und ins Internet, auf soziale Plattformen.
Auszug aus dem Buch „Bis einer stirbt: Drogenszene Internet“
Sie berichten an einer Stelle das Buches, dass Sie dabei waren, als Leyla auf einer Toilette Heroin genommen hat. Wie war das für Sie?
Krass. Es war unser erstes Interview. Plötzlich hat sie mich mitgezogen auf die Toilette: „Komm mit, wenn du mich konsumieren sehen willst.“ Dann hat sie das Heroin ausgepackt. Natürlich hatte ich Sorge, dass ihr was passiert. Ich war damit auch überfordert. Das ist so ein Moment, auf den bereitet einen niemand vor. Es war sehr klar, ich kann sie davon nicht abbringen und gleichzeitig fühlt man sich in dem Moment auch hilflos.

Hätten Sie, ohne das Wissen, erkannt, dass Leyla heroinabhängig war?
Nein. Das Einzige, was auffällig war, dass sie immer unruhig wurde nach ein, zwei Stunden und dann aufs Klo verschwand. Sie hat zu dem Zeitpunkt, als ich sie kennengelernt habe, nur noch selten gespritzt, deswegen waren da auch keine Einstichstellen mehr zu sehen. Man hat es ihr sonst nicht angesehen. Im Gegensatz zu Christiane F., die im Elend lebte und sich prostituierte, lebte Leyla in einem geordneten Umfeld. Was mir auffiel, waren dunkle Ablagerungen auf den Zähnen, mir war aber zu dem Zeitpunkt nicht klar, dass das Heroin war.
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Sowohl Leyla als auch Josh machen einen intelligenten, hinterfragenden Eindruck. Wie wird so jemand abhängig?
Das Trügerische ist ja, dass Leyla am Anfang glaubte, man hat das unter Kontrolle und alle anderen werden vielleicht abhängig, aber ich nicht. Und dann ist sie abhängig geworden, weil ihr das Gefühl gefiel und sie es immer wieder haben wollte. Ab diesem Punkt hat sie sich vieles über lange Zeit schöngeredet. Ihr Leben hat ja nach außen hin funktioniert. Sie hat ihr Abitur gemacht, ein Studium begonnen. Kaum jemand wusste, dass sie abhängig ist. Das hat sie darin bestätigt, dass es gar nicht so schlimm sei. Dass, was es sie kostet, und wo es sie einschränkt, hat sie erst während des Buchprojekts verstanden. Sie hat dann begonnen, weniger zu nehmen und mit der Zeit fiel es ihr dann auch leichter, sich zu öffnen. Es ist ein Prozess. In den Online-Drogengruppen hat man auch Leute, die selbst konsumieren, wo man sich gegenseitig darin bestärkt, man ist eine abgeschottete Gemeinschaft. Weil eine Sucht isoliert einen ja auch.
„Wenn du an das Zeug drankommen willst, dann kommst du dran“, sagt Robin. „Da kannst du ihm das Internet wegnehmen, den PC, das Handy. Du kannst ihm den Strom abdrehen. Dann geht er in den Stadtpark und spricht jemanden an. Irgendwie geht es immer.“
Auszug aus dem Buch „Bis einer stirbt: Drogenszene Internet“
Diese Online-Drogengruppen nutzen viele der Konsumenten auch als Informations- und Aufklärungs-Foren. Sind sie das wirklich?
Das Hauptproblem ist, dass viele gar nicht wissen, woher sie gute Informationen bekommen, deshalb treten sie solche Foren bei. Was man in den Drogen-Gruppen gesehen hat: Die Leute wollten sich ja nicht damit umbringen, viele wollen wissen, wie viel kann ich von was nehmen, darf ich das miteinander kombinieren. Das Problem: In den Gruppen hat man keine Kontrolle darüber, wer darauf antwortet. Das sind Leute, die sind selbst gerade drauf. Die verwechseln Substanzen miteinander. Da fehlt es einfach an Informationen. Es gibt einen Safer-Use-Teil im Buch und auch online unter carlsen.de/bis-einer-stirbt. Da ist auch verlinkt, welche Sachen man auf keinen Fall miteinander kombinieren sollte.

Wie gut kannten sich Leyla und Josh?
Sie waren online befreundet, haben auch manchmal miteinander gechattet, aber haben sich nie im realen Leben getroffen.
Um ihre Tochter besser zu verstehen, probiert Leylas Mutter einen Teil der Drogen. Ist das der richtige Weg?
Man kann es nachvollziehen, dass sie das gemacht hat, aber gleichzeitig ist es etwas, von dem Suchtberatungsstellen absolut abraten. Weil es eben so ist, dass man keinen Eindruck davon haben kann, was die Droge mit jemanden macht, der sie ständig nimmt. Natürlich ist es eine andere Wirkung, ob ich die einmal nehme oder täglich. Die Folgen für den Körper sind andere. Manche Leute mit Suchtproblemen bieten dies an, weil sie zeigen wollen, es sei ja gar nicht so schlimm. Aber darauf sollte man sich nicht einlassen, es ist nicht der Weg, der empfohlen wird.
Leyla sagt, Sucht ist eine Suche. Eine Suche, ohne jemals zu finden. „Sucht ist scheiße und unbefriedigend. Willst du dein Leben verschwenden? Deine Liebsten altern sehen und die Zeit unwiderruflich verlieren? Von Schuldgefühlen zerfressen werden? Wenn du verstehst, dass sie gegen dich arbeitet, ist es schon zu spät.
Auszug aus dem Buch „Bis einer stirbt: Drogenszene Internet“
In der Öffentlichkeit wird der Ruf lauter, einige Drogen, wie zum Beispiel Marihuana, zu legalisieren. Wie stehen Sie dazu?
Die Diskussion muss man auf der Grundlage führen, dass einem klar ist, wenn man etwas legalisiert, darf es nicht so sein wie bei Alkohol. Das ist im Moment ja auch gar nicht angedacht, dass es in dieser Form legalisiert wird, dass man es an jeder Supermarktkasse bekommt. Bei Alkohol ist egal, wie viel ich mir kaufe, ich bekomme kein Therapieangebot und kann mir auch eine tödliche Menge kaufen kann, ohne dass es wen interessiert. Das ist nicht der richtige Weg. Das sieht man ja auch angesichts der Alkoholtoten in Deutschland. Mit Fachgeschäften, einem gut umgesetzten Jugendschutz, einem absoluten Werbeverbot und ehrlicher Aufklärung kann ich mir eine Legalisierung von Marihuana aber durchaus vorstellen.
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Was wäre der richtige Weg?
Zum Beispiel in Kanada hat man Cannabis legalisiert, da könnte man sich einiges abgucken – auch von dem, was nicht so gut lief. Man muss sich klarmachen, die Legalisierung ist nicht die Lösung von allem. Aber gerade die Entkriminalisierung von Konsumenten hat in Portugal vieles gebracht. (Drogenbesitz in Portugal ist nur noch eine Ordnungswidrigkeit – ähnlich wie Falschparken. Anm. d. Red.) Deutlich mehr als die Hälfte der Drogendelikte, die die Polizei abarbeitet, stehen im Zusammenhang mit Cannabis. Da wäre es sinnvoller, die Menschen nicht zu kriminalisieren, sondern zu schauen, wie kann man sie schützen anstatt sie einzusperren. Eines der größten Risiken, würde ich mir Cannabis auf Berlins Straßen besorgen, wären die Streckmittel, die ich rauche. Zum Beispiel die synthetischen Cannabinoide, die im schlimmsten Fall tödlich sein können. Das wäre etwas, was mit einer Legalisierung und dem Verkauf in Fachgeschäften verhindern könnte.

Es gibt Leute, die auf Facebook Dealer suchen – und welche finden
„Es sterben andauernd Leute. Das gehört zum Alltag. Es wird einfach normal, dass Menschen sterben. Man wird kurz nachdenklich, aber dann ist es vergessen. Man denkt, hätte ich sein können. Alle schreien kurz auf. Aber danach kommt das nächste Ereignis. Ey, der hat das beste Koks. Schon ist es wieder vergessen. Es ist traurig.“
Auszug aus dem Buch „Bis einer stirbt: Drogenszene Internet“
Wie sollte unsere zukünftige Drogenpolitik aussehen?
Das Ziel, dass Leute keine Drogen mehr konsumieren, wird man nicht erreichen und wird auch niemals erreichbar sein. Unser Ziel sollte vielmehr sein, dass weniger Menschen sterben. Und das kann man erreichen, wie man an den Todeszahlen in Portugal sieht. Sinnvoll wären zudem Drug-Checking-Stellen, wo Konsumenten ihre Substanzen auf ihre Inhaltsstoffe testen lassen können. So könnten sie sich vor Streckmitteln und Überdosen schützen. In Österreich und der Schweiz gibt es das schon.
Welche Auswirkungen haben Serien wie „Breaking Bad“, „Shiny Flakes“ oder „How to sell drugs online (fast)“ auf den Drogenkonsum?
Das ist auf jeden Fall etwas, was in den Drogengruppen geteilt wird. Das schauen sich auch Leute an, die selbst konsumieren. Wie die Auswirkung solcher Serien auf den Konsum ist, weiß ich nicht. Aber gerade bei Musik, wo es viel um Tilidin geht, Capital Bra rappt ja darüber, gibt es Hinweise darauf, dass der Tilidin-Konsum gestiegen ist. Jugendliche haben Tilidin genommen, um sich ihrem Idol nah zu fühlen. Das sollte man definitiv nicht unterschätzen.
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Wo hat die Politik in Deutschland versagt?
Dass sie Süchtige kriminalisiert, dass sie Menschen zu Kriminellen macht, die eigentlich krank sind. Dadurch ist eine Untergrund-Szene entstanden und Leute werden dafür stigmatisiert, dass sie eigentlich suchtkrank sind. Und dass ein Kreislauf der Kriminalität entstanden ist, der nicht notwendig wäre. Statt Drogenkonsumenten wegzusperren, sollte man ihnen helfen, ein geordnetes Leben zu führen. So werden sie jetzt einfach nur als Negativbeispiele benutzt. Echte Hilfe bringt mehr, als Menschen einzusperren.
In seinem Körper finden die Mediziner Spuren von Diclazepam, Delorazepam, Lorazepam, 3-MeO-PCP, 4-MeO-Butyrfentanyl, U-47700, GHB. Es sind Spuren des lebensgefährlichen Mischkonsums, den er gut drei Monate zuvor als „Hirnfurz“ bezeichnet hat.
Auszug aus dem Buch „Bis einer stirbt: Drogenszene Internet“
2020 stieg die Zahl der Drogentoten in Deutschland weiter an
Also Verbote haben nichts gebracht?
Obwohl einige der neuen psycho-aktiven Substanzen verboten sind, findet man sie immer noch im Internet. Und egal ob legale oder illegale Drogen, Verbote haben nicht dazu geführt, dass es weniger wird. Laut Bundeslagebild des BKA nehmen seit zehn Jahren die Rauschgiftdelikte zu. Das liegt auch an der hohen Nachfrage, wie man im Bericht lesen kann. Das Internet hat sich da etabliert. Und trotz Verboten, trotz Strafverfolgung, kriegt man das nicht eingedämmt, da muss man sich fragen, was ist da ein alternativer Weg.
Also ist Illegalisierung der falsche Weg?
Durch die Illegalisierung wurde zum Beispiel auch ein Markt für legale Drogen begünstigt, für neuartige Substanzen, die zum Teil viel stärker sind als Heroin. Das ist vielen gar nicht klar. Die Substanz, an der Josh gestorben ist, konnte er legal bestellen – sie war bereits im Milligrammbereich tödlich.
Wenn Joshs Mutter von ihrem Sohn spricht, hat man das Gefühl, er wäre noch da. Auch Jahre nach seinem Tod fallen ihr manchmal Tütchen mit Drogen entgegen, die Josh im Haus versteckt hat. „Finde ich heute noch, die Reste.“
Auszug aus dem Buch „Bis einer stirbt: Drogenszene Internet“