Mit Blumen geschmückt liegt das tote Vegetarier-Krokodil in einem durchsichtigen Sarg, an dem Inder von dem Reptil Abschied nehmen.
Mit Blumen geschmückt liegt das tote Vegetarier-Krokodil in einem durchsichtigen Sarg, an dem Inder von dem Reptil Abschied nehmen. AFP

In Indien sind nicht nur Kühe heilig. Denn im Süden des Landes hat sich am Montag eine große Menschenmenge versammelt, um ein heiliges Vegetarier-Krokodil zu beerdigen.

Babiya hieß das Reptil, wurde 75 Jahre alt. Das Krokodilmännchen lebte in dem Teich eines hinduistischen Tempels in der Stadt Kasaragod im Bundesstaat Kerala. Am Sonntag war es gestorben. Gläubige schmückten das tote Reptil mit Blumen, legten es in einem durchsichtigen Sarg, an dem sie von Babiya Abschied nahmen.

Das Besondere an diesem Krokodil: Im Gegensatz zu seinen Artgenossen ernährte sich Babiya nicht von Fischen, Vögeln und Säugetieren, sondern fraß angeblich nur Zucker und Reis. Opfergaben, mit denen Gläubige zum Tempel kamen, um das Tier zu füttern.

Lesen Sie auch: Streit auf der Autobahn: 23-Jähriger landet auf Motorhaube und fährt vier Kilometer mit>>

Babiya war das Maskottchen des Tempels, zog viele Schaulustige zu der Anlage.  Das Krokodil hatte Zugang zu allen Orten im Tempel, sonnte sich auf der Treppe oder kühlte sich an heißen Tagen im nahen Teich ab. Tempelmanager Lakshmana Hebbar sagte dem „New Indian Express“, dass er seit drei Jahrzehnten bei dem Tempel sei und noch nie von einem Vorfall gehört habe, bei dem das Krokodil gewalttätig gewesen sei.

Babiya soll die Wiederauferstehung eines erschossenen Krokodils gewesen sein

Wie das Tier in den Tempel kam, ist unklar. Laut einer Legende soll 1945, als Indien noch eine britische Kolonie war, ein Soldat ein Krokodil auf der Anlage erschossen haben. Kurz darauf soll der Mann an einem Schlangenbiss gestorben sein und Babiya erschienen sein.

Gläubige verneigen sich, als das tote Tier durch die Tempelanlage getragen wird.
Gläubige verneigen sich, als das tote Tier durch die Tempelanlage getragen wird. AFP

Lesen Sie auch: Nur Badehose und Schlappen an: Mallorca - deutscher Urlauber liegt auf Autobahn und wird überfahren>>

Seit einiger Zeit ging es dem Tier nicht besonders gut, sagte Udayakumar R. Gatty, Treuhänder des Tempels. „In den vergangenen zwei Tagen ließ sich Babiya nicht mehr auf der Anlage sehen.  Wir haben eine Suche gestartet, konnten es aber nicht finden. Am Sonntag fanden wir das tote Tier im Teich.“ Babiya wurde nun nach einer Trauer-Zeremonie, zu der einige hundert Gläubige kamen, im heiligen Boden der Tempelanlage begraben.

Indien ist ein mehrheitlich hinduistisches Land. Viele Hindus sehen Vegetarismus als Tugend an. Auch wenn Krokodile normalerweise Fleischfresser sind: Forscher haben aber auch schon Tiere untersucht, die nur vegetarisch ernährt wurden.