Prozess beginnt Ende Juni

Erzieher (63) soll 6 Jungen 116 mal missbraucht haben

Einem Erzieher wird vorgeworfen, in einem Kinderdorf im Landkreis Lüneburg sechs Jungen im Alter von 7 bis 13 Jahren 116 mal sexuell missbraucht zu haben.

Teilen
Philipp Schulze/dpa
Philipp Schulze/dpaDas Landgericht in Lüneburg. Hier soll der Prozess gegen den Erzieher stattfinden.

Ein heftiger Fall, ein schwerer Vorwurf: Ein älterer Erzieher soll in einem Kinderdorf im Landkreis Lüneburg in Niedersachsen im Zeitraum von 20 Jahren Jungen teils schwer sexuell missbraucht haben. Der Prozess gegen den 63-Jährigen beginnt am 30. Juni, erklärte eine Sprecherin des Landgerichts Lüneburg am Montag.

Über den krassen Fall berichtete zuerst das NDR-Regionalmagazin „Hallo Niedersachsen“. Es handelt sich nach Gerichtsangaben um mehr als 100 Missbrauchsfälle in einem Zeitraum von rund 20 Jahren! Mutmaßlich betroffen seien sechs Jungen im Alter von 7 bis 13 Jahren.

Nach Recherchen des NDR Investigativteams Niedersachsen wurde schon im Jahr 2001 wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes in derselben Einrichtung gegen Rainer L. ermittelt. Dem NDR liegen demnach Teile aus der damaligen Strafanzeige vor.

Nach Angaben der Stiefmutter eines der betroffenen Kinder und der Geschäftsführung des Kinderdorfes wurden die Ermittlungen damals eingestellt, wie der NDR berichtete.

Neue Ermittlungen führten zur Selbstanzeige des Mannes

Die neuen Ermittlungen kamen dem Sender zufolge ins Rollen, weil sich einer der betroffenen Junge im vergangenen Jahr einer Mitarbeiterin des Kinderdorfes anvertraut hatte, sagte der Geschäftsführer des Kinderdorfs Andreas Olszewski.

Der beschuldigte Erzieher sei darauf von der Heimleitung zur Rede gestellt worden und habe sich selbst angezeigt. Diese Selbstanzeige bestätigte am Montag das Landgericht Lüneburg, wo der Prozess im Juni stattfinden soll.

Der Verteidiger des 63-Jährigen wollte sich gegenüber dem NDR nicht zu dem Fall äußern. Er verwies auf das laufende Verfahren.

Geschäftsführer spricht von „Wut und Zorn“

Der Geschäftsführer des Kinderdorfs, Andreas Olszewski, empfindet laut dem NDR-Bericht vor allem Wut und Zorn. Es sei furchtbar, was die mutmaßlichen Opfer erleiden mussten. Man habe alle angeschrieben, die betroffen sein könnten und auf die Angebote von Polizei und Opferhilfe hingewiesen. Mit Polizei und Staatsanwaltschaft arbeite man zusammen und habe alles herausgegeben, was an Material vorhanden war, sagte Olszewski.

Ein Beitrag über den Fall ist am Montag im „NDR Regionalmagazin – Hallo Niedersachsen“ ab 19.30 Uhr zu sehen.