Erdbeben in der Türkei und Syrien: Oppositionsführer wirft Erdogan Versagen vor
Jede Stunde werden neue Todesopfer aus den Trümmern geholt. Langsam beginnt die Suche nach den Verantwortlichen.

Mit jeder Stunde die vergeht, werden im riesigen Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien weitere Leichen aus den Trümmern geholt. Mehr als 8000 Todesopfer hat die Katastrophe schon gefordert - und es dürften viele weitere werden. Zudem gehen Experten davon aus, dass mindestens 23 Millionen Menschen von den Folgen des Bebens betroffen sein werden. Doch zwischen Trauer und Hilfsbereitschaft mischt sich nun auch die Suche nach Verantwortlichen. Zumindest für die türkischen Gebiete rückt da der Präsident Recep Tayyip Erdogan in den Fokus.
Erdbeben: Türkische Opposition macht Erdogan schwere Vorwürfe
Dem wurden nun vom türkischen Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu schwere Versagen vorgeworfen. „Wenn jemand hauptverantwortlich für diesen Verlauf ist, dann ist es Erdogan“, sagte , Chef der sozialdemokratischen CHP, in einem Video, das er am frühen Mittwochmorgen auf Twitter teilte. Erdogan habe es versäumt, das Land in seiner 20-jährigen Regierungszeit auf solch ein Beben vorzubereiten, kritisierte Kilicdaroglu, der bereits in die Erdbebenregion gereist war. Er warf Erdogan zudem vor, die Erdbebensteuer, die für die Vorsorge gedacht ist, verschwendet zu haben.

Bereits am Montag wurde ein ähnlicher Vorwurf aus den Reihen der KCK, der Nachfolge-Organisation der in der Türkei und auch Deutschland verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, formuliert. Demnach habe die türkische Regierung Mittel, die eigentlich für den Erdbebenschutz vorgesehen waren, veruntreut.
HPD-Politikerin: Erdbebenopfer sind ihrem Schicksal überlassen
Auch weitere Oppositionspolitiker warfen Erdogan und seiner Administration schwere Versagen vor. Derzeit sind mehrere Abgeordnete der linksgerichteten HPD in den Erdbebengebieten und beklagen die Abwesenheit von Hilfskräften. „Die Menschen sind verzweifelt, es wird dringend Hilfe benötigt. Die Grundbedürfnisse wie Wasser, Windeln, Babynahrung, Hygieneartikel für Frauen und Lebensmittel müssen abgedeckt werden. Die Menschen sind ihrem eigenen Schicksal überlassen“, erklärte Muazzez Orhan, die sich derzeit in Islahiye befindet.
Die Türkei befindet sich aktuell im Wahlkampf. Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen würden regulär im Juni stattfinden. Erdogan hatte aber angekündigt, die Wahlen auf den 14. Mai vorzuziehen. Welche Auswirkungen das Beben auf die Wahlperiode hat, ist noch nicht abzusehen.
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Am Dienstag hatte Erdogan einen dreimonatigen Ausnahmezustand für die zehn vom Erdbeben betroffenen Regionen ausgerufen. Er hatte zudem vor der Verbreitung von „Fake News“ gewarnt und angekündigt, dass man sich diese merken und „das Notizbuch öffnen“ werde, wenn der Tag gekommen sei.