Henry Earl

Er war der am häufigsten verhaftete Mensch der Welt. Jetzt ist er tot

Henry Earl wurde 1970 zum ersten Mal verhaftet. Unglaublich, wie häufig er in all den Jahren danach in den Knast kam.

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Eines der mehr als 1500 Verhaftungsfotos von Henry Earl
Eines der mehr als 1500 Verhaftungsfotos von Henry EarlPolizei

Zu behaupten, dass die Cops ihn bestens kannten, ist eine völlige Untertreibung. Denn Henry Earl war von der Polizei öfter geschnappt worden als je ein anderer Kleinstganove. Dafür nimmt der 74-Jährige jetzt den inoffiziellen Titel: „Meist verhafteter Mensch der Welt“ mit ins Grab.

Henry Earl hatte die letzten Jahre in einem Seniorenheim im US-Bundesstaat Kentucky verbracht. In seiner Strafakte sind über 1500 Verhaftungen zu finden, die zu mehr als 6000 Tagen hinter Gitter führten. Doch Earl war weder ein Schwerverbrecher noch war er von Natur aus gewalttätig. Sein Problem war der Alkoholkonsum, den er nicht unter Kontrolle bekommen konnte.

Deshalb landete er am häufigsten sturzbesoffen wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ für meist zwei bis drei Tage in der Ausnüchterungszelle des Fayette County Detention Centers in Lexington. In seiner Heimatstadt Owentown war der –  nüchtern eigentlich liebenswerte – 1,60 Meter kleine Knast-Dauergast als „James Brown“ bekannt – wegen seiner Ähnlichkeit mit der Musik-Legende. Er wurde zum ersten Mal im Juli 1970 mit 20 Jahren verhaftet – für den Besitz einer Pistole ohne Waffenschein. Seine letzte Verhaftung folgte im April 2017 wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit.

Earl erzählte der Zeitung Lexington Herald-Leader, er habe mit dem Trinken begonnen, nachdem seine Adoptivmutter gestorben war, als er 18 Jahre alt war. Er hatte keinen richtigen Job mehr, seit er 1969 als Hilfskellner in einem Motel angestellt war – ein Job, den er verlor, weil er betrunken zur Arbeit kam. Seine tausendste Verhaftung erfolgte, nachdem man ihn bewusstlos auf einer Veranda vorgefunden hatte. Danach machte er eine Entziehungskur – um nach nur vier Monaten Abstinenz erneut im Knast zu landen.

Seine unglaubliche Anzahl an Gesetzesbrüchen brachte Henry Earl im Jahr  2004 eine Einladung zu der beliebten Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live“ ein – bei der er jedoch nicht persönlich anwesend sein konnte, da er zu dieser Zeit eingesperrt war.

Während die örtlichen Richter lange ein Auge zudrückten und Milde walten ließen, geriet Earl zum Ende seines Lebens an strengere Juristen und wurde zu längeren Haftstrafen verdonnert. Seine „Karriere“ endete, als er im Sommer 2017 ins staatliche Seniorenheim eingeliefert wurde, wo er jetzt starb. Auf Social Media gibt es eine Kampagne, Spenden für einen Grabstein zu sammeln, auf den Earls Titel „Meist verhafteter Mensch der Welt“ gemeißelt werden soll. ■