Ein Beinahe-Unfall änderte sein Leben

Ein Verkehrs-Rowdy klagt an: Deutschlands Straßen müssen sicherer werden!

Stefan Rumpf (51) hielt sich nie an die Verkehrsregeln. Geschwindigkeitsbegrenzungen und Vorschriften fraßen zu viel Zeit. Dann überschlug er sich beinahe mit seinem Wagen. Heute fährt er nach Vorschrift, fordert mehr Kontrollen - und hat über seine Erlebnisse ein Buch geschrieben.

Teilen
Aggressionen am Steuer gehören für viele Autofahrer zum Alltag.
Aggressionen am Steuer gehören für viele Autofahrer zum Alltag.Foto: imago stock&people / Thomas Trutschel/photothek.net

Sie rasen, sie fluchen, sie gefährden sich und andere, weil sie sich nicht an die Regeln halten: Verkehrs-Rowdys, die es auf deutschen Straßen in Massen gibt. Stefan Rumpf (51) aus Lünen in NRW war jahrelang einer von ihnen. Die Straßenverkehrsordnung war ihm egal – bis er beinahe einen schweren Unfall baute. Seitdem fährt er nach Vorschrift, hat nun ein Buch geschrieben und geht mit anderen Verkehrs-Sündern hart ins Gericht.

Seit 19 Jahren arbeitet der 51-Jährige im Außendienst, ist oft mit dem Auto unterwegs. „Aber es war für mich immer ein notwendiges Übel, von A nach B zu kommen“, sagt er dem KURIER. „Ich bin gedankenlos gefahren, die anderen störten nur, die Regeln waren weit weg. Denn in meiner Welt waren sie nur dafür da, mir Zeit zu rauben.“ Stress und Termindruck machten ihn zum Rowdy. Immer wieder Geschwindigkeitsüberschreitungen und Regelbrüche.

Doch dann: Ein Fehler, der tödlich hätte enden können. „Vor zwei Jahren habe ich mich mit meinem Wagen auf der Autobahn fast überschlagen“, erzählt er. „Bei Tempo 150 machte ich einen Fahrstreifenwechsel und wühlte nebenbei in Unterlagen, die auf dem Beifahrersitz lagen.“ Dabei übersah er, dass rechts neben ihm ein anderer Wagen fuhr. Bei Tempo 150 geriet er ins Schlingern, bekam sein Auto nur knapp unter Kontrolle. „Ich musste erstmal rechts ran fahren, um mich zu beruhigen. Es war der Punkt, der bei mit ein Umdenken auslöste.“ 

Er beschloss, nach Vorschrift zu fahren, erst nur für einen Tag. „Es kam mir komisch vor, alles fühlte sich langsam an“, sagt er. Am Anfang habe er Angst vor den Reaktionen der anderen gehabt. Doch schnell kam eine Lektion: „Es sind nicht alle verrückt. Und dass sich andere nicht an die Regeln halten – das muss man aushalten.“ Aus einem Tag wurden zwei, aus zwei Tagen eine Woche, dann ein Monat. Seit zwei Jahren fährt Rumpf heute nach Vorschrift. Und ist selbst fassungslos, was das Auto noch vor Jahren mit ihm machte. Am Steuer sei er ein andere Mensch gewesen. „Rücksicht und Verantwortungsbewusstsein wurden zurückgedrängt.“

Heute geht Rumpf mit anderen Regel-Brechern hart ins Gericht. Verstöße gegen die StVO sind für ihn auch ein gesellschaftliches Problem. „Es wird akzeptiert, wenn jemand zu schnell fährt, obwohl alle wissen, dass es ein Fehler ist“, kritisiert er. „Über dieses Problem wird zu wenig gesprochen.“ Zudem fordert er mehr Kontrollen. „Die Umstellung beginnt im Kopf. Wer zu schnell fährt, wird geblitzt, aber die Geldstrafe bewirkt gar nichts“, sagt er.

Er klagt an: „Wer 100 Mal zu schnell fährt, wird vielleicht einmal erwischt. Und viele bremsen vor den Blitzern ab.“ Vielmehr müsse eine Lösung her, die es möglich macht, über einen längeren Zeitraum die Geschwindigkeit zu messen. Zudem fordert Rumpf regelmäßigere Prüfungen. „Die Leute bewegen sich mit dem Wissen durch den Straßenverkehr, das sie sich vor Jahrzehnten aneigneten.“ Viele sitzen im Auto, „bis sie praktisch tot umfallen.“

In seinem Buch „Die Wut in der Blechkiste“ (tredition, 22,99 Euro) erzählt er deshalb nicht nur seine eigene Geschichte, sondern behandelt auch Fehler, die viele im Straßenverkehr machen. „Alle behaupten, die fahren perfekt, aber bei den wenigsten ist es richtig“, sagt er. „Ich will damit erreichen, dass die Leute über ihr Fahrverhalten nachdenken und ihre Fehler erkennen. Nur dann können die Straßen für uns alle sicherer werden.“