Dem Stalker war bewusst, dass er sein Opfer in Todesangst versetzte.
Dem Stalker war bewusst, dass er sein Opfer in Todesangst versetzte. imago (Symbolbild)

Stalking ist eine Straftat, die auch in Deutschland seit Jahren mit Gefängnis geahndet werden kann – zu Verurteilungen kam es bis zum vergangenen Jahr jedoch selten, denn dafür musste nachgewiesen werden, dass der Stalker seinem Opfer „beharrlich“ nachstellt und es „schwerwiegend“ im Leben beeinträchtigt. Seitdem heißt es im Strafgesetzbuch § 238 stattdessen „wiederholt“ und „nicht unerheblich“, was den Nachweis der Straftat erleichtert. Die Höchststrafe beträgt zehn Jahre und wird verhängt, wenn die Tat zum Tode des Opfers führt.

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119 bedrohliche WhatsApp-Nachrichten verschickt, weil sein Date keine Beziehung mit dem Älteren wollte

Genau diese Strafe wurde jetzt in einem unfassbar grausamen Fall in Spanien verhängt, allerdings erfolgte die Verurteilung von Vicente P. für einen Mord, den der 62-Jährige an einem 17-Jährigen begangen haben soll. Überdies muss der Mann aus Villarreal bei Valencia laut der spanischen Zeitung El País den Eltern und dem Bruder des Jugendlichen 173.000 Euro an Entschädigung bezahlen.

Dem Urteil zufolge hat der Mann dem Jugendlichen 119 WhatsApp-Nachrichten geschickt, die als einschüchternd und bedrohlich aufzufassen sind. Der Fall liegt schon sechs Jahre zurück, wurde aber erst Monate nach dem Tod des Jugendlichen aufgerollt, als die Chat-Nachrichten zufällig auf dessen Handy entdeckt wurden.

Täter und Opfer hatten sich zuvor auf einer Kontaktbörse kennengelernt. Später soll der Jüngere auf Distanz zu seinem Dating-Partner gegangen sein, dem er selbst nie persönlich begegnete. Vicente P. soll auf sein Opfer dann einen erheblichen Druck ausgeübt haben – im Wissen, welche Angst und Beklemmungen er bei dem Jüngeren damit auslöste. Einige der Nachrichten wurden demnach sogar nach dem Selbstmord des Opfers abgeschickt.

Statt ihn von Suizid-Gedanken abzubringen, schrieb Vicente P: „Willst Du jetzt springen?“

Mehrfach habe das Opfer auf Nachrichten des Stalkers geantwortet und sich entschuldigt. Irgendwann habe der Junge in seiner Verzweiflung geschrieben: „Ich werde mich umbringen.“ Anstatt ihn davon abzuhalten, habe der Ältere geantwortet: „Das ist Deine Angelegenheit“, um dann später nachzulegen: „Willst Du jetzt springen?“ In nachfolgenden Nachrichten steigerte sich Vicente P. noch weiter hinein, stellte ihm die Schande vor Augen, wenn seine Eltern und Richter davon erführen. „Du wirst Blut heulen“, heißt es in einer von diesen unfassbaren Nachrichten. „Ich weiß, dass Du Dich umbringen wirst“, in einer anderen.

Erst acht Monate nach dem Tod des Opfers wurden diese Nachrichten auf dem Mobiltelefon des 17-Jährigen gefunden. Ursprünglich hatte die Anklage 15 Jahre Haft gefordert, die Staatsanwaltschaft 14 Jahre. Das jetzige Urteil von zehn Jahren Haft ist das Strafmaß, das die Strafkammer nunmehr festgelegt hat.

HILFE BEI SUIZID-GEDANKEN

Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote: Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de