Er starb mit 79 Jahren

Dieses Foto macht Dietrich Wagner berühmt: Nun ist der Stuttgart-21-Gegner tot

Ein Foto machte ihn berühmt. Der schwer verletzte Dietrich Wagner, gestützt von zwei Passanten, bei den Stuttgart-21-Protesten.

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Dietrich Wagner am 30. September 2010 im Schlossgarten in Stuttgart.
Dietrich Wagner am 30. September 2010 im Schlossgarten in Stuttgart.Marijan Murat/ dpa

Es ist dieses eine Foto, dass ihn berühmt macht. Dietrich Wagner, gestützt von zwei Passanten, bei den Stuttgart-21-Protesten. Seine Augen bluten. Nun ist der bekannteste Demonstrant des Stuttgarter Großprojekts im Alter von 79 Jahren gestorben, wie der SWR und die „Stuttgarter Zeitung“ berichten.

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Das Foto, das ihn vor 23 Jahren schlagartig weltweit bekannt machte, hat Dietrich Wagner nie deutlich gesehen. Er hat an jenem Tag, an dem es aufgenommen wurde, am Tag der Auflehnung gegen das Bauprojekt Stuttgart 21, sein Augenlicht fast völlig verloren.

Bei einer Demonstration gegen den Umbau des Stuttgarter Bahnhofs wurde er am 30. September 2010 von einem Wasserwerfer der Polizei getroffen. Dabei verletzte er sich schwer an den Augen. „Meine Autonomie ist weg, ich muss versorgt werden, wie ein kleines Kind“, hatte Wagner damals gesagt. Er könne nicht mehr wie gewohnt Rad fahren oder lesen.

Dietrich Wagner auf einem Foto 2014, er ist fast vollständig erblindet.
Dietrich Wagner auf einem Foto 2014, er ist fast vollständig erblindet.Eigner/Imago Images

120.000 Euro Schmerzensgeld für das verlorene Augenlicht

Nach jahrelangem Streit wurde ihm wegen des Wasserwerfereinsatzes der Polizei ein Schmerzensgeld von 120.000 Euro als Entschädigung des Landes Baden-Württemberg zugesprochen. Dietrich Wagner sagte damals: „Es ist schön, wenn das Ganze mal befriedet und vorbei ist.“ Vier weitere schwer verletzte Demonstranten hatten ebenfalls vier- bis fünfstellige Beträge erhalten. Im Jahr 2015 hatte das Verwaltungsgericht Stuttgart entschieden, dass der Polizeieinsatz rechtswidrig war.

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Wagner hatte damals betont, nicht für seine Verletzungen verantwortlich zu sein. Er habe damit gerechnet, durch den Strahl des Wasserwerfers nass zu werden oder „ein paar blaue Flecken“ zu kassieren, „aber nicht, dass ich blindgeschossen werde“.

Der 30. September 2010, noch heute bezeichnet als „Schwarzer Donnerstag“, ging in die Geschichte ein. Gegner der Umwandlung des Stuttgarter Kopfbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof hatten im Stuttgarter Schlossgarten demonstriert. Zwischen Demonstranten und Polizisten war es zu schweren Zusammenstößen gekommen. Dabei waren mehr als hundert Menschen durch Wasserwerfer, Schlagstöcke und Reizgas verletzt worden.